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Wahlen sind eine Herausforderung für den Wähler. Mal weil er keine Alternativen hat und nur Pest oder Cholera wählen kann, mal weil er taktisch klug wählen muss, also seine Zweitstimme einer Partei geben muss, die er sonst niemals wählen würde, um damit seiner Lieblingspartei zum Sieg zu verhelfen.

Im Laufe meines Wählerlebens habe ich taktisch gewählt, mich zwischen Pest und Cholera entschieden, meine Hoffnungsträger wie z.B. die SPD und die Grünen gewählt, aus Protest und gegen meine innere Überzeugung und ethischen Normen einmal die Linke mit einer Stimme bedacht.

Niemals, wirklich noch nie habe ich mich vom äußeren Erscheinungsbild eines Kandidaten leiten lassen.

Es gibt immer ein erstes mal.

Nun ist es passiert. Die Kandidatin der wirklich guten Partei „Die Partei“, Claudia Kapuschinski, überzeugt durch ein apartes Äußeres, durch ein elegantes Spiel mit Symbolen der Männlichkeit (Krawatte/Anzug), konterkariert die Durchschnittsspießigkeit durch lila gefärbtes Haar.

Haare, die sowohl an die Kraft und Stärke Samsons erinnern, wie auch an die sensationell verrückten misfit Rentnerinnen des Seebads Brighton der 60ziger Jahre, die mit ihren blau-grün-lila Lockenwickler Frisuren die eigentlichen Vorläufer des swinging Londons waren. Und hier sehe ich eindeutig Frau Kapuschinskis Stärken, nämlich avantgardistischer Trendsetter in Modefragen zu sein, bei zu vielen, vor allem in der SPD Fraktion schlecht gekleideten, weißen jungen und alten Männern.

Für mich als monochromen, einseitig heterosexuell orientierten Wähler, hat der CDU Oberbürgermeister Kandidat also keine Chance auf meine Stimme.

Frau Welge von der SPD hat einen gewichtigen Pluspunkt, erinnert sie mich in manchen Szenen ihrer Imagefilme doch an die wunderbare Replikantin Pris aus dem Film Blade Runner.

 

Aber, sie ist nur eine Replikation der Replikantin, also bleiben wir beim Original, bei der wirklich sehr guten Frau Kapuschinski. Sie ist gewählt!

Für den Rat käme natürlich auch der überzeugende Taner Ünalgan in Frage, wäre er nicht in der Partei, die mal wieder so tut, als hätte sie mit dem Absturz Gelsenkirchens nichts zu tun, als wären die peinlich vielen Stimmen für die AfD keine Denkzettelstimmen für die SPD.

Leider bleibt mir für die Wahl für die Bezirksvertretung keine andere Wahl, als für zwei Wiedergänger zu stimmen, die sich bei den Grünen reinkarniert haben. Da wäre einmal der sehr seriöse, sehr uneitle, sehr diszipliniert arbeitende Patrick Jedamzik, in dem sich Hans Jochen Vogel, Klaus von Dohnanyi und Richard von Weizsäcker zu Hause fühlen.

Das Gegenteil, Gelsenkirchens größtes politisches Schlitzohr-Talent, flirrend-schillernd, Gefäß für Wehner-Geißler-Fischer, ist Denis Nawrot, der, wäre er denn Mitglied des Rates, sehr bald als Fraktionsvorsitzender die eine oder andere müde Sitzung zu einem funkelsprühenden Ideenfeuerwerk aufpeitschen würde.

Die Beiden sind gewählt!

War da noch etwas? War da nicht dieses Versorgungsparlament Ruhr? Oder wie heißt das heute… jedenfalls dieses überaus und ungemein wichtige Konstrukt, nahezu täglich konnte man in den letzten Jahren lesen, welch gewichtige, wegweisende Entscheidungen dort gefällt worden sind. Wie heißt das noch mal… egal. Da wähle ich dann mal die wirklich gute, wegweisende Partei „Die Partei“ hinein, denen soll es auch nicht schlechter gehen, als anderen. Somit gewählt.

Epilog

Zufällig traf ich einen alten Bekannten (84 Jahre alt, Handwerker, eiserner, beinharter, unbeirrbarer, jahrzehntelanger SPD Wähler) der mir erzählte – Achtung (!) – dass er diesmal so verzweifelt und ratlos wäre, dass er – Achtung (!) – nun die Partei gewählt hätte. CDU zu wählen könne er als SPD Stammwähler nicht übers Herz bringen, AfD wäre übel, aber SPD ginge wirklich nicht mehr für ihn.

Nun befürchte ich, dass die wirklich gute Partei „Die Partei“ mehr Stimmen bekommt, als sie Mandatsträger aufgestellt hat.

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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Mutti hat Spaß denkt Vati

Bei Frau Welge denke ich mitnichten an „Pris“, sondern mehr an die optimistische Miene von „Jean-Luc Picard“ (Star Trek TNG), der sich aufopfernd den Borg entgegen wirft. Auch modisch ist „Pris“ „voll 2019“ (also retro), Frau Welge total „Guido-Maria“. Außerdem war Pris im Film ein Lustobjekt, Frau Welge ist da doch eher „lust-ig“.

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Tamara Jagellovsk

@Mutti macht Vati immer noch Spaß

Diese steile These kommt anscheinend direkt aus einem Wurmloch.
Im Blade Runner Wiki steht:

„In Blade Runner 2 „The Edge of Human“ wird vermutet, dass Pris tatsächlich eine verrückte menschliche Frau war, die glaubte, sie sei eine weibliche Replikantin….. “

Übersetzt kann das doch nur bedeuten, dass Frau Welge nur glaubt, Kandidatin der SPD zu sein. Oder sehe ich das richtig falsch?

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Mutti hat Spaß denkt Vati

Na ja, wenn es im „Wiki“ (also Internet-Wissen von jedermann) steht, dann muss es ja stimmen.

Aber als bekennender BR-Fan (nix Wurmloch, noch mal Film gucken, wenn die vier flüchtigen Replikanten beschrieben werden), bleibe ich bei meiner Aussage. Ich empfehle die Romanvorlage.

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Versorgungsamt
Versorgungsamt

Fällt niemandem auf, dass sich bei den Grünen die Männer vor geschmuggelt haben bei der Wahl zu den Mandaten? Vollmundig Gender Quote verkünden und dann Männer besetzen. Oder sind die Herren Transgender?

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Ma.Li.

Nur wer bei der Wahl zum Ruhrparlament die Grünen ankreuzt, kriegt mich in das Gremium (übrigens kein Versorgungsparlament, sondern ebenso wie die Stadträte weitgehend ehrenamtlich – abgesehen von einer geringen Aufwandsentschädigung).

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Ma.Li.

Die Antwort ist immer der Link? Aha.

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Ma.Li.
Bernd Matzkowski

ein kleiner hinweis: den „verdienstausfall“ beziehen die lokalpolitiker nur dann, wenn ihnen tatsächlich „verdienst ausfällt“, etwa bei selbstständigen. auf beamte trifft das schon mal überhaupt nicht zu, weil die keinen verdienstausfall haben, wenn sie an sitzungen teilnehmen, sondern ihr gehalt komplett weiterbeziehen. der verdienstausfall geht an den politiker, wenn ihm tatsächlich wegen der abwesenheit weniger lohn überwiesen wid, sonst wird davon der lohnaufwand des arbeitgebers entschädigt(wenn lohn weitergezahlt wird).inforn ist die formulierung oben (soviel können lokalpolitiker beziehen) an diesem punkt etwas ungenau. tatsächlich waren sitzungsgelder vom kern her ursprünglich entschädigungen für ausgefallenen verdienst.
in der gesamtstoßrichtung ist der beitrag aber treffend, was ich aus eigener ansschauung bzw. praxis sagen kann (viele jahre kommunalpolitik mit mandat als stadtverordneter, sachkundiger bürger und aufsichtsrat). die „einkünfte“ können schon ein kleiner nebenverdienst werden, mal abgesehen davon, dass es regelungen gibt, die vorsehen, einen teil dieser bezüge als „freiwillige spende“ an die jeweilige partei abzuführen, wofür es natürlich auch eine spendenquittung gibt (für die steuern)
die richtigen versorgungsposten findet man allerdings im europaparlament, aber auch im bundestag.

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Cle.Gedö.

juhu, große Link-Schlacht? Da hab ich noch ein kundiges Statement von Prof. Dr. Klaus Kunzmann im Köcher 🙂
https://www.ruhrbarone.de/wahl-zum-ruhrparlament-der-rvr-sollte-nach-100-jahren-besser-aufgeloest-werden/189695

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Cle.Gedö.

Heinz hat übrigens laut Artikel schon gewählt, und auch ich hab gestern wohl die Chance verpaßt, dich zu Canapes ohne Diäten abzuschieben

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Cle.Gedö.

womit wir wieder beim Thema Kuhzunft wären 🥵

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Cle.Gedö.

die Argumentation verblüfft mich immer noch… ist es nicht gewissermaßen das konstituierende Wesen einer Wahl, dass man ankreuzt, wen man gern im Amt oder Gremium sähe? 🤔 war zumindest so, als ich 1983 das Wahlrecht erlangte (wußte ich aber schon vorher)

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Cle.Gedö.

okay, trotzdem kein triftiger Grund, jemand zu wählen, nur weil er kandidiert 🤓

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Cle.Gedö.

und das noch unter meinem ironischen Plakatentwurf zur Waschmittel-Wahlwerbung für meine PARTEI, der ich nun gut 14 Jahre angehöre 😃

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Cle.Gedö.

wenn ich mir so meinen Bauch angucke, müßte ich eigentlich für die doofen Überhangmandate plädieren 🤣

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