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In der von meiner Mutter abonnierten Fernsehzeitung mit dem eigentümlichen Titel HÖR ZU, der doch richtig hätte lauten müssen SCHAU HIN, gab es die Rubrik „Original und Fälschung“. Es waren zwei Varianten eines Gemäldes abgebildet, einmal das Original und daneben die Fälschung. Die Fälschung enthielt Fehler, kleine Abweichungen, die es herauszufinden galt. Ich vermute mal, dass es auch im (elterlichen) Haushalt von Annalena Baerbock die Hör Zu gegeben hat oder noch gibt, denn nach dieser Methode sind große Teile ihres Jahrhundertwerks über die Zukunft Deutschlands entstanden. Nur eben ohne das Mitliefern des Originals und zumeist nach der Methode „copy and paste“. Wie das funktioniert (hat), soll hier an einem Beispiel erläutert werden.
Zunächst eine der (wohl über 40) „übernommenen“ Passagen aus Baerbocks Buch:
Je fragiler ein Staat ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er besonders stark unter den Folgeerscheinungen der Erderwärmung leiden wird – also unter inneren Konflikten, humanitären Katastrophen und Migration. Das daraus entstehende Chaos könnte wiederum zu neuen Herausforderungen für das US-Militär führen, sei es durch humanitäre Hilfseinsätze oder militärische Interventionen im Ausland.“

Nun der Auszug aus dem Original, einem Beitrag von Michael T. Klare in „Internationale Politik“ vom September/Oktober 2019:
Je gespaltener und korrupter ein Staat ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass er besonders stark unter den Folgeerscheinungen der Erderwärmung leiden wird – also unter inneren Konflikten, humanitären Katastrophen und Massenmigration. Das daraus entstehende Chaos könnte wiederum zu neuen Herausforderungen für das US-Militär führen, sei es durch humanitäre Hilfseinsätze oder militärische Interventionen im Ausland.“**
Massenmigration wurde zu Migration. Und aus der Formulierung „Je gespaltener und korrupter ein Staat ist, …“ (Original) wird bei Baerbock „Je fragiler ein Staat ist,…“. Der Rest des Abschnitts ist identisch. Insofern kann ich Garbor Steingards Anmerkung nur noch ironisch verstehen, wenn er in „thepioneer“ schreibt: „Eine Textstelle im Fachmagazin `Internationale Politik´ aus dem Jahr 2019 klingt verdammt ähnlich.“***
Immerhin, so könnte man meinen, ein Häppchen eigenständiger Leistung, nämlich die Ersetzung von „gespalten und korrupt“ durch „fragil“, was allerdings inhaltlich nicht identisch ist. „Fragil“ sagt nur, dass ein Staat nicht gefestigt ist, gespalten und korrupt sind dagegen Qualitätsmerkmale, bestimmen sogar Gründe, warum ein Staatsgebilde „fragil“ ist oder sein kann.
Aber das ist nur die eine Hälfte der Betrachtung. Noch nicht einmal das Attribut „fragil“ stammt von Baerbock selbst! Das wird erst klar, wenn man sich tatsächlich die Quelle genau anschaut und den Titel berücksichtigt. Der lautet: „Die große Heißzeit. Kriegstreiber Klimawandel.“ Der Untertitel dann: „Die Erderwärmung trifft fragile Staaten besonders hart.“
Jetzt werden zwei Aspekte klar: Noch nicht einmal das Wort fragil hat sich A. Baerbock ausgedacht, es ist dem Untertitel des Aufsatzes entnommen. Und zweitens macht der Autor Klare im Laufe des Beitrags deutlich, worin die Fragilität ihre Ursache hat, nämlich in den im Text genannten Elementen der Gespaltenheit und der Korruption.
Der Ullstein-Verlag und A. Baerbock haben angekündigt, dass in einer (möglichen)Folgeauflage die Quellen angeben werden sollen. Wie das obige Beispiel zeigt, macht die Quellenangabe allein noch nicht klar, wie A. Baerbock vorgegangen ist. Man kann diese Methode raffiniert nennen oder blöd oder unterirdisch. Man kann in diesem Falle aber auch darüber nachdenken, ob hier nicht tatsächlich Urheberrechtsverletzungen begangen worden sind, also der Diebstahl geistigen Eigentums (UrhG).

Letztlich geht es aber um etwas ganz anderes: jede einzelne wörtlich oder als Paraphase übernommene Passage aus einem anderen Werk, ohne dass die Passage als Zitat gekennzeichnet ist oder bei einer Paraphrase auf die Quelle verwiesen wird, ist vielleicht eine Lappalie. Aber:  in der Summe der zitierten und als eigene Gedanken ausgegeben Abschnitte ist es eine Täuschung und eine Unverschämtheit gegenüber den Käufern des Buches, denen etwas vorgegaukelt wird, nämlich die authentischen Gedanken und Ansichten Baerbocks. In Kombination mit dem geschönten Lebenslauf, den vergessenen Meldungen von Zahlungen gegenüber der Bundestagsverwaltung und den Ungereimtheiten der durch ein Stipendium finanzierten Phase der (später nicht fertiggestellten) Doktorarbeit bei gleichzeitiger (zeitweilig bezahlter) Mehrfachtätigkeit für die GRÜNEN zeigt sich eine Persönlichkeit, die mehr scheinen will als sie ist und die einen sehr brüchigen bzw. zweifelhaften Umgang mit der Aufrichtigkeit an den Tag legt. Die GRÜNEN haben jemanden an die Spitze gestellt, die jegliche Glaubwürdigkeit verloren hat. Was sie mit ihrem zusammengefrickelten Buch zusätzlich unter Beweis gestellt hat, ist: Inkompetenz!
Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie verheerend die Causa Baerbock und der (gescheiterte) Versuch der Schadensminimierung durch die Lautsprecher der GRÜNEN in die Partei hinein gewirkt hat, der möge sich den, aus meiner Sicht, teilweise selbstquälerisch-verzweifelt wirkenden Auftritt eines schon fast bemitleidenswerten Robert Habeck bei Markus Lanz anschauen (Sendung vom 14.4.21).

**Link zum Aufsatz von M.T. Klare:
https://internationalepolitik.de/system/files/article_pdfs/ip_05-2019_klare_ob.pdf

***https://www.thepioneer.de/originals/steingarts-morning-briefing/briefings/der-gruene-ruckel-wahlkampf?utm_campaign=daily_content&utm_medium=display&utm_source=adup

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-14-juli-2021-100.html

(Hervorhebungen in Kursiv- oder Fett-Setzung durch mich, BM)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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