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Robert Habeck im Interview mit Stefan Braun und Constanze von Bullion von der „Süddeutschen Zeitung“ (9.7.21)

Ihr Gespräch mit Robert Habeck, der in den vergangenen zwei Wochen öffentlich durch  beredtes Schweigen aufgefallen war, fassen Stefan Braun und Constanze von Bullion einleitend in einer Zusammenfassung in die Worte:  „Die Grünen kämpfen mit den Folgen von Fehlern und Pannen. Der Co-Vorsitzende Robert Habeck übt Selbstkritik und fordert seine Partei auf, die ´Schützengräben´ zu verlassen.“

Das ist schon eine erste Umkehr von der bisherigen Linie der Grünen, die darin bestand, die Auseinandersetzung um Pleiten, Pech und Pannen mit Angriffen auf die Kritiker zu führen, die bis hin zu Verschwörungstheorien geronnen, bei denen sich besonders J. Trittin hervortat, der meinte, die taz sei wohl von Trollen unterwandert. Nach der Ankündigung des Ullstein-Verlages, eine weitere Auflage der unter dem Namen Annalena Baerbocks und damit ihrer Verantwortung herausgegeben Sammlung von Fremdzitaten, Paraphrasen und  Allgemeinweisheiten mit Quellenangaben zu versehen, was man bisher als nicht nötig angesehen hatte, nun also auch ein anderer Ton eines GRÜNEN zum Thema „eigene Verantwortung“ für gemachte Fehler?

Braun und von Bullion formulieren euphemistisch, wenn sie schreiben, es sei „zuletzt nicht gut gelaufen für die GRÜNEN.“ Nicht gut? Wohl eher katastrophal, wenn man auf die Umfragewerte für Partei und Kandidatin schaut. Umfragewerte, die Ausdruck eines ungeheuren Ansehens- und Vertrauensverlustes sind. Habecks Positionen sind ein Versuch, noch einmal Fahrt aufzunehmen, wieder in die Spur zu kommen. Und das geht nicht, da ist er erfahren und gewieft genug, ohne dass jemand die Büßerkappe aufsetzt. Und da er sich nicht an dem Feldgeschrei der letzten Wochen beteiligt, sondern geschwiegen hat, als andere die Kritiker beschimpften und von rechten Netzwerken und gesteuerten Kampagnen fabulierten, kann er noch halbwegs auf Glaubwürdigkeit hoffen. „ So sagte Parteichef Robert Habeck nun der Süddeutschen Zeitung: `Die letzten Wochen waren kein Glanzstück.`  Es seien handwerkliche Fehler gemacht worden, mehr als einmal habe er sich gedacht, dass diese Fehler nicht hätten passieren dürfen. Er hob zugleich hervor, dass die Versäumnisse und Fehler für alle überraschend gekommen seien. “ Hier wäre dann die Frage zu stellen, worin die Ursache besteht: für die Fehler natürlich und für die Annahme, man würde keine machen. Selbstüberschätzung, Mangel an Kritikfähigkeit in den eignen Reihen, eine Kultur der Fehlerleugnung, weil man sich gegenseitig nur lobend pampert und öffentlich gepampert wird? Da bleibt Habeck doch wenig konkret!

Dass er nicht umhinkommt, etwas eigentlich Selbstverständliches als Selbstkritik zu verkaufen, macht es aber nicht unbedingt besser. Da verrutscht die Büßerkappe schon wieder etwas, wenn er ausführt, die Grünen–Spitze müsse sich die „eigenen Fehler selbst ankreiden“ (wem denn auch sonst!) und dann noch sagt : „Es ist nicht die Aufgabe anderer, uns davor zu schützen (…).  Unsere Gegner dürfen uns kritisieren. Es ist Wahlkampf.“

Na, immerhin – das ist ja beruhigend zu wissen, dass man die GRÜNEN noch kritisieren darf und sich nicht huldvoll vor ihnen in den Staub werfen muss! Aber bitte auch außerhalb von Wahlkampfzeiten!

https://www.sueddeutsche.de/politik/gruenen-co-chef-robert-habeck-das-war-kein-glanzstueck-1.5347659 (Kursiv- und Fettsetzungen durch mich, BM)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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