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Die Ergebnisse der „Sonntagsfrage“(Emnid) und der aktuellen Umfrage vor der Landtagswahl in Bayern zeigen klare Ergebnisse: Die Schwesterparteien CDU/CSU stürzen ab, ebenso die SPD, die AfD legt zu (im Bund zieht sie mit 17% gleich mit der SPD), die anderen Parteien bleiben mehr oder weniger stabil, wobei die Grünen in Bayern einen deutlichen Ausreißer nach oben haben.

Nach den aktuellen Umfragen hätte die „große“ Koalition im Bund  keine Mehrheit mehr, die CSU in Bayern ist weiter von der absoluten Mehrheit entfernt als vor Monaten.

Jetzt sind wieder die Auguren gefragt, die diese Umfrageergebnisse deuten müssen. Ganz vorne die BILD (bild.de): „Fakt ist: Ihr harter Kurs in der Flüchtlingspolitik zahlt sich für die CSU in der Wählergunst offenbar nicht aus.“

Halten wir doch mal kurz inne: Fakt ist…? Was hier als Fakt angeboten wird, ist doch eine Interpretation, eine Deutung der Umfrageergebnisse. Ich setze deshalb mal eine andere Deutung entgegen:

Fakt ist, dass die Wähler die CSU für ihren Eiertanz in der „Flüchtlingspolitik“ abstrafen. Die Partei und ihre drei Lautsprecher haben wochenlang auf den Putz gehauen – und dabei herausgekommen ist eine krude Mischung aus Phrasengeklingel,  Worthuberei und unverbindlichen Absichtserklärungen – und sonst nichts. Die angeblich „harte Linie“ entpuppt sich, vom Ergebnis her, als ein „zu Kreuze kriechen“ vor der Kanzlerin – verbunden mit Treueschwüren und einem Einknicken vor dem Hosenanzug aus der Uckermark. Und vielleicht ist es so, man unterschätze nicht das Volk, dass dies auch etlichen Wählerinnen und Wählern aufgefallen ist, die dann ihre Stimme eben der AFD geben!

Positiv sind allerdings die Ergebnisse in Bezug auf  die SPD – sie machen nämlich deutlich, dass immer mehr Wählerinnen und Wähler diese Partei für überflüssig halten. In den vergangenen Wochen hat die SPD gewirkt wie eine Kindergärtnerin, die dabei zuschaut, wie sich Kevin-Alexander und Wilson-Tyrece aufs Maul hauen, bis sie erlahmt sind, und dann vor die versammelten Eltern und Kinder tritt  und die Mahnung raushaut: Streiten ist aber gar nicht schön, wir wollen Konflikte doch friedlich lösen, denn das haben wir uns im Erziehungs- und Betreuungsvertrag doch versprochen.

Das mag pädagogisch wertvoll klingen, löst aber das Problem nicht, zu dessen Nicht-Lösung den Streitenden dann ein paar sprachliche Floskeln abgerungen werden. Und im Falle der SPD (oder: was das Fallen der SPD angeht) ist es dann halt so ( – jetzt eine Interpretation, kein Fakt- oder doch? – ), dass die richtigen Phrasenritter unter den SPD-Anhängern (offene Grenzen, kein Mensch ist illegal, keine Aus-und Zurückweisungen, Einhörner gibt es wirklich  und was derlei Weisheiten aus dem Poesiealbum des Menschelnden sind) unter dem Ruf „ Wenn schon Phrasen, dann aber bitte mit Sahne!“ ihr welcome-Pony satteln und zu den GRÜNEN rüberreiten, die sozusagen für die SPD das sind, was die AfD für die CDU/CSU ist – Menetekel und Nemesis zugleich!

Um es literarisch zu formulieren: Die SPD dieser Tage erinnert mich stark an die die klagende Maus in Kafkas „Kleine Fabel“. Fragt sich nur: Wer ist die Katze?

Franz Kafka, Kleine Fabel

»Ach«, sagte die Maus, »,die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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