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Zu den gleichermaßen weniger bekannten wie seltsamen, fast verstörenden Märchen der Sammlung der Gebrüder Grimm gehört die Geschichte „Der wunderliche Spielmann“. Sie handelt von einem, wie der Titel schon verrät, „wunderlichen Spielmann“, der durch einen Wald geht, sich einsam fühlt und letztlich langweilt. Der Spielmann denkt „hin und her“, bis „für seine Gedanken nichts mehr übrig war.“ Er zieht seine Fiedel hervor und will sich einen Gesellen herbei spielen. Doch zunächst begegnet er keinem Menschen, sondern drei Tieren: einem Wolf, einem Fuchs und einem Hasen – die ihm aber als Gesellen nicht genügen, obwohl ihnen sein Spiel so sehr gefällt. Er will sie loswerden: Dem Wolf klemmt er mit einem Stein die Pfoten in einem Spalt ein, den Fuchs fesselt er an Haselnusszweige, dem Hasen legt er einen Bindfaden um den Hals und bindet das Tier an einen Espenbaum. Dann zieht der Spielmann weiter. Dem Wolf gelingt es, sich zu befreien. Und er befreit auch die beiden anderen Tiere, die nun gemeinsam mit dem Wolf Rache nehmen wollen an dem Spielmann. Der wiederum hat inzwischen doch einen menschlichen Gesellen gefunden, einen armen Holzhauer. Der Spielmann beginnt zu spielen und „spielte so schön und lieblich, dass der arme Mann wie bezaubert dastand, und ihm das Herz vor Freude aufging.“ Als die drei Tiere sich vor dem Spielmann aufbauen, um ihn anzugreifen, nimmt der Holzhauer seine Axt und bedroht damit die Tiere, um den Spielmann zu verteidigen. Die Tiere fliehen daraufhin zurück in den Wald und der Spielmann zieht weiter.
Soweit das Märchen mit seinen Leerstellen, eigentümlichen Verhaltensweisen der Figuren und einem großen Deutungsspielraum. Ich habe, den Deutungsspielraum nutzend, zum Beispiel bei dem Spielmann an Robert Habeck gedacht. Der spielt zwar nicht auf einer Fiedel, aber trägt seine Gedanken immer in einem betörenden Sound vor, so dass man selbst dann glaubt, er habe Wichtiges und Tiefgründiges zu sagen, wenn er eigentlich nur miese Botschaften oder Banales verkündet. Wobei seine Sprechweise, sein Tonfall, seine Stimmlage und die Modulation, kombiniert mit der Kopfhaltung und dem treuherzigen Dackelblick, mich auch ein wenig an den Hypnose-Sound der Schlange KA aus dem „Dschungelbuch“ erinnern, wenn er sprachlich fiedelt. So wie etwa bei seinen Äußerungen am Voslapper Groden, wo Habeck am Donnerstag den Rammschlag für das erste LNG-Terminal verfolgte. Für den rund 370 Meter langen Anleger werden 150 Stahlpfähle mit einer Länge von 50 Metern in den Meeresboden gerammt. Durch diese Anlage werden aber nach Auffassung von Umweltverbänden (etwa BUND) und der Deutschen Umwelthilfe die dort beheimateten Schweinswale samt dem einmaligen Meeresbiotop, in dem sie leben, bedroht, weswegen eine Klage gegen das Projekt geprüft werden soll. Dazu wiederum fiedelte Habeck, der sich selbst als „größten Freund der Schweinswale in der Bundesregierung“ bezeichnet hat, seine Bedenken: „Sollten wir die LNG-Terminals nicht haben und sollte das Gas nicht aus Russland kommen, ist die Versorgungssicherheit in Deutschland nicht gewährleistet.“ Deswegen hält Habeck eine mögliche Klage auch „an der Stelle für falsch“.
Wer sich KA-mäßig hypnotisch einlullen lässt, weil er darüber nachdenkt, dass Habecks Sprachkonstruktion auch nahe legen könnte, es gäbe in der Regierungskoalition Schweinswale, deren bester Freund Habeck ist, der verpasst vielleicht, dass der Kern des Problems der Versorgungssicherheit nicht die Schweinswale sind und auch nicht die russischen Gaslieferungen, sondern die Abhängigkeit, in die politische Entscheidungen der vergangenen Jahre (Abschied von Kohlverstromung und Atomstrom, Energiewende, Gasverträge mit Russland) Deutschland gebracht haben. Ob Habeck nun der größte oder zweitgrößte Freund von Schweinswalen ist (in der Bundesregierung), ist doch letztlich völlig belanglos. Entscheidend ist an diesem Beispiel, dass Naturschutz auch unter grüner Regentschaft im Widerspruch zur selbst geschaffenen Energieabhängigkeit von Russland steht. Und dass deshalb das Einlegen von Rechtsmitteln auch als schädlich („an der Stelle für falsch“) gehalten wird!
Und da muss man, angesichts der Abhängigkeit von Russland und der gescheiterten Energiewende, eben mal auf eine Population von Schweinswalen und weitere putzige Tierarten, die dort im Biotop vorkommen, verzichten und deren Lebensraum zerstören. Egal ob Wolf, Fuchs oder Hase oder sogar Schweinswal: Wenn es hart auf hart kommt, sind sie doch eher überflüssig und lästig! Denn die Natur gilt auch bei den GRÜNEN angesichts der neusten Entwicklung und der Notwendigkeit, weiterhin die „Erfolgsgeschichte“ der Energiewende erzählen zu müssen, seit einiger Zeit als überbewertet.
Der Spielmann dachte „hin und her“, bis „für seine Gedanken nichts mehr übrig war“, so heißt es im Märchen. Der Spielmann Habeck allerdings kann (nein, muss sogar!) immer noch betörend fiedeln, auch wenn im Kopf kein Platz mehr für frische Gedanken ist, etwa das Eingeständnis, dass der eingeschlagene Weg grüner Energiepolitik ein Holzweg war.
Das größere Problem haben aber die Tiere. Im Märchen fliehen sie in den Wald. Der ist in Wirklichkeit aber bald nicht mehr da!

Weil er für Windräder gerodet worden ist!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Di.Niew.

Die Sonne scheint. Es ist Mai und die Vegetation blüht üppig. Ich fühle mich – gegen jede Erkenntnis – wohl und zufrieden.
Dann lese ich diesen Text und werde zurückgebeamt in die Verzweiflung.
Habe ich noch Wein im Keller?
Ich geh mal gucken.

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Heinz Niski

ich empfehle für die Schweinswal Thematik Meskalin oder einen begleiteten Belladonna-Fliegenpilz Trip.

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ho.ke.ada

Für den Fall, dass es ein böses Ende nehmen soll, hatten zutiefst bürgerliche Nachbarn von mir mal ein bisschen Schlafmohn im Vorgarten. Da hat sich aber niemand dran gestört, es war 2010 und die Moral stand erst am Anfang ihrer zweiten Karriere.comment image

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Heinz Niski

Engelstrompete – lecker, lecker, lecker – völlig vegan und macht spirituell mehr her…comment image

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Klau.Holl.

Du hast einen wirklich tollen Hund, das sollte reichen!

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Ro.Bien.

Andere Leute wie ich nehmen als Strategie kurz vor der Rente noch n Job an..ist auch ne Überlebensstrategie…bis dahin…

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