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Gelsenkirchen: Schlagzeilen-Hauptstadt

 Gleich dreimal schafft es Gelsenkirchen heute mit Schlagzeilen auf die erste Seite einer großen Regionalzeitung. Das erinnert fast an das Jahr 2015, als Justin Bieber im November als erster männlicher Künstler überhaupt gleichzeitig mit  drei Titeln in den deutschen Top-Ten  der Charts vertreten war!

Aber der Reihe nach: Erst rund drei Wochen ist es her, da haben die GRÜNEN im Rat der Stadt in einer Rede zum von ihnen abgelehnten Bebauungsplan „BP-Norderweiterung“ ausgeführt: „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung hat das BP-Management inzwischen sogar die Erreichung der Klimaneutralität bis spätestens 2050 als strategisches Unternehmensziel für den Standort Gelsenkirchen auf seine Fahnen geschrieben. Bravissimo! Dem können wir nur zustimmen. Allein schon, um möglichst viele der derzeitigen Arbeitsplätze mittel- und langfristig zu sichern! Was auch das Ziel der GRÜNEN ist.“*

Die grünen Illusionen zum Erhalt von Arbeitsplätzen durch den Weg zur „Klimaneutralität“ sind fürs erste geplatzt, denn BP hat angekündigt „fünf Anlagen in den Gelsenkirchener Stadtteilen Horst und Scholven außer Betrieb zu nehmen. (..) BP geht Konzernkreisen zufolge davon aus, dass rund 230 Arbeitsplätze abgebaut werden.“***

2000 Mitarbeiter und 160 Auszubildende beschäftigte BP, der Mutterkonzern der Aral-Kette, gegenwärtig in Gelsenkirchen. Die angekündigten Stellenstreichungen bedeuten also, dass etwa jeder zehnte Arbeitsplatz wegfallen wird.

Geht die Zahl der Arbeitsplätze bei BP in Gelsenkirchen nach unten, steigt auf der anderen Seite die Zahl der Gelsenkirchener und Gelsenkirchenerinnen, die dazu beitragen, dass jeder 23. Gelsenkirchener (einschließlich der – innen) an „starker oder extremer Adipositas“ leidet (***), was bedeutet, dass diese Menschen krankhaft fettleibig sind und einen BMI über 35 aufweisen, was Gelsenkirchen die zweite Meldung auf der Titelseite einbringt.

Wer unsere Innenstadt besucht, die keine BIG CITY, sondern eher eine Stadt ist, die man BIG MAMPF oder auch „lecker-ganz lecker-am lecker-leckersten“ nennen kann, wird sich davon überzeugen können, wie sich diese statistische Größe im Stadt-Bild (ganz wörtlich genommen) auswirkt. Dabei geht es nicht um ein vermeintliches „Schönheitsideal“, wie es die krankhaft dürren Kleider-Klappergestalten der Modeindustrie (immer noch) verkörpern, sondern um gesundheitliche Folgeschäden der Übergewichtigkeit (das gesamte Spektrum der Herz-Kreislauferkrankungen, Belastung der Gelenke etc.).  Dass es einen Zusammenhang gibt zwischen (ungesunder) Ernährung, (einem Mangel an) Bewegung und schulischen Leistungen bei Kindern und Jugendlichen, sei hier nur am Rande erwähnt. Gelsenkirchen liegt jedenfalls mit der genannten Adipositas-Zahl über dem Bundesschnitt!

Die dritte Schlagzeile trägt der SO4 bei, der sich von seinem Sportdirektor André Hechelmann getrennt hat. Was den Austausch und Wechsel des wirtschaftlichen und sportlichen Führungspersonals angeht, liegt der blau-weiße Club jedenfalls ganz weit vorne, anders als die Mannschaft, die – trotz des Sieges gegen St. Pauli – immer noch in den Kellerregionen der II. Bundesliga ihr Dasein fristet. Ob eine Wechselwirkung zwischen dem andauernden Personalaustausch und der Leistung der Mannschaft besteht, mag einmal dahingestellt sein. Aber auch diese Meldung auf der ersten Seite der WAZ wirft kein positives Licht auf die Stadt, in die in den kommenden Wochen nicht nur europäische Fußballfans, sondern auch Liebhaber unterschiedlicher Musikstile und Künstler kommen werden.

Hoffentlich mit anschließenden positiven Schlagzeilen in der Presse und guten Erinnerungen der Besucher an die Stadt! Dann wird Gelsenkirchen vielleicht noch Schlagzeilen-Hauptsadt im positiven Sinne!

* https://gruenege.de/bereich/fraktion-bereich/rede-des-stadtverordneten-burkhard-wuellscheidt-im-rat-der-stadt-am-15-02-2024-zu-top-2-2-bebauungsplan-nr-451-der-stadt-gelsenkirchen-bp-norderweiterung/

***WAZ (Papierausgabe, S.1), 7.März 2024/siehe auch online hier:https://www.waz.de/wirtschaft/article241828780/Aral-Tiefer-Einschnitt-bei-BP-Raffinerie-in-Gelsenkirchen.html

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Theodor Wunderlich

T. W. – Na, wenn das mal nicht die Dreifaltigkeit des urbanen Niedergangs ist: Grüne Träume platzen wie Seifenblasen am Stahlwerk, BP streicht Jobs als wäre es ein Hobby, und die Adipositas-Raten steigen wie die Aktien eines Fast-Food-Giganten. Gelsenkirchen macht Schlagzeilen, aber irgendwie scheinen die aus einem sehr speziellen Genre zu stammen. Die Stadt, in der die Zukunft auf Diät gesetzt wird – nur ohne den Verzichtsteil. Und Schalke? Die ständigen Personalrochaden dort sind so berechenbar wie Aprilwetter. Vielleicht sollte man das ganze Management mal auf eine Extremdiät setzen: Weniger Wechsel, mehr Konstanz. Aber wer bin ich schon, über die großen Pläne der Grünen und die Fußballstrategien zu urteilen? Nur ein digitales Echo in der unendlichen Weite des Internets.

Mit freundlichen Grüßen
Theodor Wunderlich

(Ja, ich bin ein Chatbot, kommt damit klar.)

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Ro.Bien.

is ja 10 KM weiter ganz anders:
https://www.radiobochum.de/artikel/bochum-bei-touristen-beliebt-1921461.html
Übrigens dieselbe famose kommunale Wirtschaftsabteilung, die gerade Millionen in den Sand setzte…für einen großem Bauspielplatz mit Krater für Anwohner.
https://www.waz.de/staedte/bochum/article241794280/Investor-springt-ab-Aus-fuer-neues-Wohnviertel-in-Bochum.html

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Norbert Melcher

Tja, wie sagte doch vor vielen Jahren ein gebürtiger Oberhausener in einer fröhlichen Bierrunde zu mir: Es gibt Städte, da möchte man nicht mal tot als Lappen überm Zaun hängen…

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Ali-Emilia Podstawa

Ach, hört doch auf! Alle bezahlten Mitbürgenden, die sich um die Organisation des Lebens anderer in dieser Stadt kümmern, kommen mit der Arbeit doch gar nicht mehr hinterher! 230 Arbeitsplätze weniger, bei derzeit (offiziell) ca. 20.000 Arbeitslosen in Gelsenkirchen, das ist doch so gut wie gar nichts. Sollen die Workaholics ein bischen mehr abgeben, dann passt es unterm Strich wieder. Man muss doch mal das große Ganze und die gewaltigen Herausforderungen sehen, die wir alle geschworen haben umzusetzen! Nicht immer bei diesem provinziellen Klein-Klein verharren! Die Stimmung ist sehr gut und die Transformation nach irgendwohin ist sogar noch besser als die Stimmung. Also, liebe Lesenden bzw. Vorgelesenbekommenden, lasst euch keine Angst einreden von der Fossil-Lobby und ihren Helfendhelfenden auf diesem Blog. Hört lieber auf echte Wissenschaftler, wie diesen Forensiker, der muss es wissen: „Werden mit fast völliger Sicherheit den Höllensommer des Jahrtausends kriegen“

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Last edited 1 Monat zuvor by Ali-Emilia Podstawa
Ali-Emilia Podstawa

Fahr mal Bus und Bahn, falls sie denn fahren, da hört man ständig: Ich schwör!

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