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Though this be madness, yet there is method in it (Shakespeare, Hamlet, II/2)

Woher kommt eigentlich die Liebe vieler Linker und Grüner zum palästinensischen Terror?

Warum ich das frage? Weil wir, wenn wir nicht völlig ahistorisch sind, durch die gegenwärtige groß aufgezogene und medial hochgepuschte Jagd nach RAF-Mitgliedern der III. Generation nicht am palästinensischen Terror vorbeikommen, der auch Deutschland berührt hat. Einmal während der Olympischen Spiele in München, als Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ das Team Israels im olympischen Dorf überfielen (5.September 1972), zwei Sportler ermordeten und neun Sportler als Geisel nahmen. Der gescheiterte Befreiungsversuch durch die Polizei (Nacht zum 6.September) endete mit dem Tod aller Geiseln und dem Tod von acht Terroristen und einem Polizisten. Die Attentäter, die überlebt hatten und festgenommen wurden, wurden später durch eine Flugzeugentführung aus dem Gefängnis freigepresst.

Das zweite Ereignis mit Bezug zu Deutschland war die Entführung der Lufthansamaschine „Landshut“ (13.10.1977 – 18.10.77) durch ein Kommando der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“, um der Forderung von Terroristen der 3. RAF-Generation Nachdruck zu verleihen, die verlangten, in Stammheim einsitzende Mitglieder der ersten RAF-Generation freizulassen. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte die RAF zunächst den damaligen Arbeitergeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer entführt. Die „Landshut“ wurde nach fünf Tagen der Entführung von einer Gruppe der GSG 9 auf dem Flugfeld in Mogadishu gestürmt, alle Geiseln wurden befreit.

Die RAF ermordete daraufhin Schleyer, die in Stammheim einsitzenden Gründer der RAF (Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe) begingen Selbstmord, Irmgard Möller überlebte den Selbstmordversuch schwer verletzt. Das Palästinenserkommando, das die „Landshut“ gestürmt hatte, tat dies nach Absprache der eigenen Führungsebene mit Mitgliedern der RAF.

In der (damaligen) linken Szene (jedenfalls in weiten Kreisen) galten die Attentäter von München und die Entführer der „Landshut“ aber nicht als Terroristen, sondern als „Genossen“, die für die „Befreiung Palästinas“ kämpften, wie man sich selbst auch als Kämpfer gegen das „schweinische Unterdrückungssystem“ in Deutschland sah.

Dass in unseren Tagen zu dem Terrorangriff der Hamas auf Israel eine diskrete Zurückhaltung (oder doch eher ein dröhnendes Schweigen) in bestimmten linken Kreisen (und auch der Kulturschickeria) festzustellen war – ebenso wie zu den Umzügen in deutschen Innenstädten, bei denen das „Kalifat“ ausgerufen und die Forderung nach Vernichtung Israels lauthals gefordert wurde, wiederholt ein Denk- und Sprachmuster der 70er Jahre (siehe oben).

Die Palästinenser sind das Lieblings-Solidaritätsobjekt der Linken. Sie sind, wenn sie sich terroristisch gegen Israel und Juden wenden, Freiheitskämpfer und Revolutionäre (und nicht etwa Mörder), und ansonsten sind sie Opfer und Angehörige des von den Juden unterdrückten Volkes der Palästinenser. Was die (deutsche) Vätergeneration einst an den Juden verbrochen hat, will man in der Gegenwart an den Palästinensern wieder gut machen (durchaus auch auf Kosten der Juden, die schreckliche Unterdrücker sind.) Das vestimentäre Symbol dieser Haltung ist das Palästinensertuch: Ein Drei-Tage-Bart und das Tuch um den Hals gewickelt, dann ist der deutsche Linke, in seiner schönen Altstadtwohnung behaust und mit Kinder-Lasten-Fahrrad und Tesla ausgestattet, schon fast ein Revolutionär – auch wenn seine größte Tat darin besteht, dass er das heimische Sofa durchfurzt, während er das im Moment angesagte Getränk schlürft! Dass es beim Judenhass der Linken (oft als Kritik an Israel getarnt) eine große Schnittmenge mit dem Judenhass von Alt- und Neufaschisten aller möglichen Spielarten gibt – ebenso wie mit dem Judenhass von vielen Anhängern des Islam – stört die Linken dabei eher nicht.

Man übersieht in linken Kreisen gerne, dass es unter der Regentschaft der Hamas in Palästina seit 18 Jahren, nämlich seit der Wahl von 2006, keine Wahlen mehr gegeben hat – was wohl kaum als ein Ausdruck tiefster demokratischer Legitimation der Hamas gesehen werden kann, die bei den Wahlen im Januar 2006 zwar die meisten Mandate erhalten hat, sich dann aber 2007 nach heftigen militärischen Auseinandersetzungen mit der PLO und der „Volksfront“ im innerpalästinensischen Bürgerkrieg  zum alleinigen „Verwalter“ in Gaza, auf die Macht der Gewehre gestützt, aufgeschwungen hat.***

Ebenso wird gerne ausgeblendet, dass Israel in der Region der einzige Staat ist, der nach unseren Kriterien als „parlamentarische Demokratie“ gelten kann – mit rechtmäßigen Wahlen und einem Rechtssystem, das unseren Maßstäben entspricht. Ebenso übersieht man gerne, dass arabischstämmige oder palästinensische israelische Staatsbürger (die gibt es nämlich auch!) dieselben Rechte haben (einschließlich des Wahlrechts) wie jüdische Staatsbürger und dass täglich Tausende von Palästinensern die Grenzen Israels überschreiten, um in Israel Arbeit und Lohn zu finden. Und man übersieht vor allen Dingen gerne, dass es in Israel (ganz im Gegensatz zum Herrschaftsgebiet der Hamas) eine funktionierende und teilweise heftige Opposition im Parlament und außerhalb gibt, die z.B. die Siedlungspolitik der jetzigen Regierung lautstark kritisiert.

Das Hamas-System verfügt (nach westlichen Quellen) über millionenschwere Finanzmittel: „Mindestens 500 Millionen US-Dollar – so wertvoll sollen allein die weltweiten Firmenbeteiligungen der Hamas sein, schätzt das US-Finanzministerium. Die Verbindungen des offiziellen „Hamas Investitionsbüros“ würden bis nach Algerien, Saudi-Arabien, Sudan, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate reichen, schreibt die US-Behörde in einer Mitteilung über die Sanktionierung von sechs mutmaßlich Hamas-nahen Firmen im Mai 2022.

Wie viel Geld darüber hinaus in der Kriegskasse ist, darüber gibt es keine genauen Angaben. Matthew Levitt, Experte für Terrorismusbekämpfung der US-Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy, schätzt das Jahresbudget der Organisation auf rund 300 Millionen Dollar.“**** Eine Quelle der „Einkünfte“ sind, neben Steuern, Zöllen, Finanzhilfen aus dem Iran und anderen Unterstützern weltweit, die internationalen Hilfszahlungen. Allein aus den Töpfen der Europäischen Union flossen zwischen 2021 und 2024 nach EU-Angaben bisher 1,2 Milliarden EURO in die Gebiete der Palästinenser. Rund 20% davon trägt die Bundesrepublik Deutschland.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und der militärischen Reaktion Israels wurde offensichtlich, was schon immer vermutet worden ist: ein gut ausgebautes Tunnelsystem im Gaza-Streifen, zu großen Teilen unter zivilen Einrichtungen, das mit seinen 400 – 500 KM Gesamtlänge Rückzugsort der Terroristen ist und zugleich Basis für einen Angriff gegen Israel. Man bekommt in etwa eine Vorstellung davon, dass nicht nur einige hundert Euro in den Ausbau dieses Systems geflossen sind. Es gibt zudem massive Korruptionsvorwürfe gegen Mahmoud Abbas, den Präsidenten der Autonomiebehörde, und seitens Israels den Vorwurf, von Hilfsgeldern würden auch „Märtyrerrenten“ gezahlt, also Geld an die Hinterbliebenen von Terroristen.

Trotz der massiven Unterstützung durch die EU, aber auch durch die Vereinten Nationen, lebt ein großer Teil der Palästinenser in bitterer Armut, ist die Infrastruktur nicht ausgebaut und sind viele Menschen auf Hilfslieferungen angewiesen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, die Hamas stecke zwar viel Geld in ihren militärischen Apparat (Waffen, Tunnelsystem), tue aber herzlich wenig für die eigene Bevölkerung.

Nach dem Terrorangriff und den Vorwürfen gegen die UNWRA (12 Mitarbeiter des UN- Hilfswerks sollen in den Terrorangriff verwickelt gewesen sein/ eine erste interne Untersuchung läuft), wurden internationale Zahlungen teilweise eingefroren. Aber Deutschland lässt seine Lieblingsunterdrückten nicht verkommen. Außenministerin Baerbock ließ am 29.2. verlauten: „Wir stocken unsere humanitäre Hilfe für Gaza erneut um weitere 20 Millionen Euro auf. Das reicht aber bei Weitem nicht.“*****

Nun kann man auch bei massiven Zweifeln daran, ob die Unterstützung tatsächlich bei den Menschen ankommt, die es nötig haben, einer solchen Maßnahme zustimmen. Aber die „feministische Außenpolitik“ besteht nicht darauf, die in Haftung zu nehmen, die für den Terrorangriff und den daraus folgenden Krieg gleichermaßen verantwortlich sind wie für die Hilfsbedürftigkeit des eignen Volkes, sondern Baerbock erdreistet sich auch noch, Israel in die Verantwortung zu nehmen und Forderungen zu stellen: „Die israelische Regierung muss umgehend sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe ermöglichen (…). Und die israelische Armee muss nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung des Gaza-Streifens sicherstellen, dass die Verteilung von humanitärer Hilfe gelingen kann.“ (…..) Die israelische Regierung und die Armee müssen also dies und jenes tun, meint Frau Baerbock.

Und was müssen die tun, die für das Elend der eigenen Bevölkerung seit 18 Jahren Verantwortung tragen und die immer noch über 100 Geiseln in ihrer Gewalt haben? Frau Baerbock nimmt noch nicht einmal das Wort „Hamas“ in den Mund, geschweige denn etwas zu erwarten oder ein „Muss“ zu formulieren, das sich an die richtet, die für die Lage verantwortlich sind.

Hier wird nichts anders praktiziert als eine Täter-Opfer-Umkehr. Hier wird nichts anderes praktiziert als die Verhätschelung einer Terror-Regierung unter dem Label der humanitären Hilfe! Hier wird nichts anderes praktiziert als die Solidarität mit den „revolutionären Genossen“ aus Palästina, den Lieblingsopfern der Grünen und Linken.

Wenn es die Juden nicht schon gäbe, würden Linke und Grüne sie erfinden, denn irgendwer auf der Welt muss die Verkörperung des Bösen sein!Hat das nicht eine gewisse Tradition bei uns in Deutschland und Mitteleuropa, eine Tradition, die weit bis ins frühe Mittelalter zurückgeht?!

***Bei der Wahl erhielt die Hamas 74 Sitze, die Fatah 45 Sitze und die „Volksfront“ drei Sitze. Die wenigen restlichen Sitze gingen an kleinere Gruppen.

**** Quelle:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/hamas-finanzen-geld-gazastreifen-israel-100.html

Quelle: *****https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/2646936

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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