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1989 waren Bernd Matzkowski und ich als Skylla & Charybdis unterwegs und beschäftigten uns auf der Bühne vergnüglich mit unseren eigenen Widersprüchen und blinden Flecken, womit natürlich die links-grün-alternative „Szene“ eingeschlossen war.

Gegen Salman Rushdie wurde zu der Zeit ein Todesurteil mittels einer Fatwa ausgesprochen und ein Kopfgeld von einer Million Dollar auf ihn ausgesetzt. Sein Verbrechen: sein Buch „Die satanischen Verse,“ das sich literarisch mit dem Propheten Mohammed auseinandersetzte, wurde von Ajatolla Chomeini (Iran) als gegen den Islam, den Koran und gegen den Propheten empfunden.

Die Bücher wurden zur Bückware, verschwanden unter der Ladentheke, die Solidarität der westlichen Zivilgesellschaft mit Rushdie war sehr, sehr rudimentär und wir wogen die Risiken ab, in unserem laufenden Programm eine kritische Würdigung der religiösen, faschistischen Spinner einzubauen, ohne während der Vorstellung erdolcht oder in die Luft gesprengt zu werden.

Wir haben es gemacht, haben es überlebt, im Gegensatz zu vielen anderen, die von moslemischen Fanatikern für ihre Karikaturen, Satiren, Filme erschossen, erdolcht, erschlagen wurden. Unser Glück war, dass wir zu unbekannt, unbedeutend waren. Das Publikum hielt während der Nummern ab und an den Atem an, vielleicht aus Angst vor Attentätern, wahrscheinlich aber eher, weil sie wussten, dass Blasphemie gegen Kirche und Christentum nicht mehr auf dem Scheiterhaufen endet, Kritik am Islam aber im Zweifel zum abschneiden des Kritiker Kopfes führt.

Die Jahre zogen dahin, die links-grün-alternativ-feministisch-bürgerliche Zivilgesellschaft beschäftigte sich Erbsen zählend mit Kulturrelativismus, fand plötzlich neue Bekleidungsvorschriften emanzipatorisch, die rigide Einengung persönlicher Freiheiten und das Aufkommen neuer Regelwerke, die nun parallel zu den staatlichen Strukturen existierten, als bunte Bereicherung.

Der große Elefant im Raum wurde ignoriert und statt Erbsen wurden nun Linsen o. ä. gezählt und man entdeckte Wokistan mit seinen Heerscharen von gekränkten, beleidigten Einwohnern und erkannte, dass es böse Worte gibt und dass ein Schauspieler schwul sein muss, um einen Schwulen zu spielen, dass ein Aborigine keinen Kilt tragen und Dudelsack spielen darf, der Schotte nicht auf dem Didgeridoo prusten kann.

Während auf der einen Seite die Säkularisierung, zusätzlich beschleunigt durch die pädophilen Skandale in den Sakristeien, zu einem Bedeutungs- und Gestaltungsverlust der christlichen Kirchen führte, freuten sich andere über die, durch moslemische Zuwanderung, religiöser werdende Gesellschaft.

Dass mit dieser neuen Religion auch ein neues Menschen- und Gesellschaftsbild zuwanderte, hat die links-grün-alternativ-woke Gesellschaft nicht beschäftigt. Der Sozial- und Gemeinschaftskundeunterricht in den Schulen würde es schon machen.

Irgendwo zwischen den Zeilen, ganz tief hinten, unten drin, scheint mir der latente Antisemitismus der links-grün-alternativ-woken Zivilgesellschaft eine Rolle dabei zu spielen, dass man zwar Stolpersteine putzt, zu den Novemberterminen die Synagogen besucht, aber die Reaktion auf den Hamas-Terror nur sehr spärlich in den sozialen Netzen und auf der Straße zu sehen ist.

Keine Empörung darüber, dass Ägypten und Jordanien keine palästinensischen Flüchtlinge aufnehmen wollen, die Hilfslieferungen verzögern oder stoppen. Stattdessen Forderungen, dass es die EU richten soll.

Die links-grün-alternativ-woke Szene stört sich nicht daran, dass mit ihren Steuern Schulbücher im Gaza Streifen finanziert werden, die zu Mord und Hass aufrufen. Gegen Juden. Dass mit ihren Steuern, statt Infrastruktur, Wasserversorgung, Kraftwerke, Raketen gebaut werden, mit denen Juden getötet werden.

Ein hartes Los, nachdem man Kritiker der Ukrainepolitik als Stiefellecker Putins verdammt hat und als unethische Menschen geißelte, die billigend den Tod uns nahe stehender Menschen in Kauf nehmen, schweigen sie. Zum Terror der Palästinenser.

Vielleicht finden wir alle irgendwann einmal heraus, wie viel Anteil der Antisemitismus daran hat, dass es so wenig „We stand with Israel“ oder Davidsternbanner zu sehen gibt.

Zurück zum Anfang: im Kern ist die sich selbst „kritisch-emanzipatorisch“ definierende „links-grün-alternative Szene“ eigentlich nur feige, auf wirtschaftlichen Vorteil bedacht und voller Angst, aus ihren mühsam gesponnen Netzwerken zu fallen.

Weshalb sie schon vor Jahrzehnten den Kulturrelativismus erfand, um sich nicht in die Gefahr einer intellektuellen Auseinandersetzung mit einer totalitären Ideologie zu begeben, die sich als Religion tarnt.

Echte Solidarität mit unter Polizeischutz lebenden Menschen wie Rushdie, Abdel Hamed Samat, Mansour und und und .. hat es nie gegeben aus der links-grün-alternativ-woken Sphäre.

Echte Solidarität mit Israel wird es auch nicht geben…. weil.. ihr wisst schon… im Moment sind Urlaubsbilder wichtig, Party, Zoobesuche, Selfies. Außerdem gibt es mehr muslimische Nachbarn, Arbeitskollegen, die man verprellen kann und die muslimische Straße antwortet sehr robust, wenn ihr etwas nicht gefällt.

 

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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3 Kommentare
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Mi.Rob.

Ich vermute, dass die Solidarität zu Palästina und der muslimischen Community doch nur den eigenen Antisemitismus tarnen soll.
Siehe die offen antisemitische Sprecherin der sogenannten „FridayforFuture“-

https://www.welt.de/politik/deutschland/article248044928/Fridays-for-Future-Aktivistin-attackiert-Zentralrat-der-Juden-Israel-reagiert.html?fbclid=IwAR0J9Kr1Sx5QBNfyqefpFKKwu4af_eFNKMWLpTjroSPQpXGkZBReJ73H0sU

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Chri.Hac.

wär sie mal lieber Freitags zur Schule gegangen…

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