„Helden“ – das Wort hat einen gewissen faden Beigeschmack, ist, wie vieles in Deutschland, durch unsere Geschichte, v.a. die NS-Zeit, kontaminiert. Auch Versuche, das Wort ins Positive zu wenden, etwa die Mitglieder der „Weißen Rose“ ins Heldische einzusortieren, hat manchmal etwas Mühsames, Angespanntes. Die jüngere Generation nimmt das lockerer. Die Helden der Comics, etwa aus dem Marvel-Universum, Figuren wie die Avengers oder die X-Men, sind positiv konnotiert. Vielleicht sind sie so unkompliziert zu nehmen, weil sie, besonders in den Verfilmungen, letztlich völlig überdreht sind und deshalb nicht als Teil der Wirklichkeit genommen werden. Die Helden der sieben Zweizeiler dieser Woche sind dagegen Gescheiterte, Gebrochene oder Beschädigte. Oder Narren.
Gegenwärtig kann ich mich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass Formen des Heldischen im Kontext des Krieges in der Ukraine zurückkehren. Mancher Artikel in den Gazetten und mancher Beitrag des Fernsehens schmeckt irgendwie nach Heldenverehrung, nach soldatischen Helden-Tugenden. Und gleichzeitig heimst der neu verfilmte Anti-Kriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“ vier Oscars ein. Seltsam, diese Helden!?
Einen schönen Sonntag noch und eine noch schönere Woche!
Nibelungenlied (Verfasser *)
Siegfried, der Nibelungenheld
wurde verraten und von Hagen gefällt
Götz von Berlichingen (Goethe)
Götz, der Ritter mit eiserner Hand
Ist für den „Schwäbischen Gruß“ bekannt**
Die Leiden des jungen Werthers (Goethe)***
Werther, dieser pathetische Tropf,
Schoss sich ne Kugel in seinen Kopf
Die Räuber (Schiller)
Karl Moor war ein echter Phrasen-Klopfer
Wurde zum Mörder, aber sah sich als Opfer
Woyzeck (Büchner)
Woyzeck war wirklich ´ne arme Sau
Am Teich im Mondlicht erstach er die Frau
Berlin Alexanderplatz (Döblin)
Franz Biberkopf kam aus dem Knast
Das Leben in Freiheit war ihm eine Last
Die Blechtrommel (Grass)
Oskar M. entschloss sich, nicht mehr zu wachsen
Zersang schon mal Glas und machte gern Faxen
*es gibt verschiedene literaturwissenschaftliche Annahmen über den oder die Verfasser
**Der Begriff Schwäbischer Gruß ist ein Euphemismus für den in mittel- und oberdeutschen Dialekten verbreiteten, derb erscheinenden umgangssprachlichen Ausdruck „Legg me am Arsch“, hochdeutsch: „Leck mich am Arsch“.
Ein literarisches Denkmal setzte ihm Johann Wolfgang von Goethe im dritten Aufzug seines 1773 erschienenen und 1774 uraufgeführten Schauspiels Götz von Berlichingen mit dem „Götz-Zitat“: „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“. Auch Wolfgang Amadeus Mozart griff den Schwäbischen Gruß mit dem Kanon Leck mich im Arsch KV 231 (1782) auf und schrieb eine ähnliche Textfassung zum Kanon Leck mir den Arsch fein recht schön sauber (KV 382d, Originalfassung von Wenzel Trnka von Krzowitz) (Quelle:WIKIPEDIA)
***heute „Die Leiden des jungen Werther“ statt „Werthers“ wie in der ursprünglichen Fassung (und oben angegeben)