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Ein Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Klattenstett (TU Berghein)

F: Herr Prof. Dr. Klattenstett! Das vor wenigen Tagen ausgestrahlte TV-Interview der Außenministerin hat für große Verwirrung gesorgt, da es die Grenze zum Unsinnigen mehrfach überschritten hat. In der Folge hat es in den sozialen Medien viel Häme und Spott gegeben. Können Sie etwas zu den sprachlichen Aussetzern der Ministerin sagen?

A: Wissenschaftlich gesehen war das ein wunderbares Interview, weil hier eine Reihe von Merkmalen der Wernicke-Aphasie in aller Deutlichkeit zum Tragen gekommen sind. Häme und Spott sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht angebracht.

F: Können Sie uns das näher erklären?

A: Betroffene weisen starke Störungen des Sprachverständnisses auf. Die Sprache ist flüssig – im Sinne eines anhaltenden Redeflusses. Es ist also nahezu das Gegenteil des Stotterns. Beim Stottern ist der Redefluss unterbrochen, was sich etwa an Wiederholungen, Dehnung und Blockaden zeigt. Auch an zahlreichen Diskurspartikeln wie „ähm“ oder „ne“, also Verzögerungen. Bei Baerbock ist der Vortrag ungehemmt – aber oft inhaltsleer oder mit sinnlosem Inhalt aufgefüllt. Es kommen auch Satzbrüche vor oder Verdoppelungen im Satzbau; auf der Wortebene werden Wörter verwechselt oder neu erfunden.

F: Das wären dann also im Interview Wörter wie „Defensieg“, „präsedenzlos“ und „eingestritten“?

A: Richtig! Unsinnige Wortneuschöpfungen oder Wörter, die im Kontext falsch verwendet werden. Und auch ein Mangel an Präzision, also das „präsedenzlos“. Wenn das Stottern, um es mal so zu formulieren, die Zeitlupe ist, dann haben wir hier den Schnelldurchlauf – die Wörter sprudeln auf den Hörer los.

F: Die Ursache der Wernicke-Aphasie ist  häufig der Schlaganfall. Aber das liegt doch in diesem Fall  nicht vor?

A: Da stimme ich Ihnen zu. Behelfsweise nenne ich das in diesem Fall mal „Trampolinismus!

F: Wie meinen Sie das?

A: Nun, wir wissen doch mittlerweile, dass beim Fußball durch die Kopfbälle Traumata hervorgerufen werden, Mikroschädigungen des Hirns durch den Stoß mit dem Kopf gegen den Ball. Deswegen soll in den unteren Altersklassen auf Anordnung des DFB kein spezielles Kopfballtraining gemacht werden. Wir kennen diese Problematik auch vom Boxen, wo ganz bewusst Treffer am Kopf gesucht werden, um den Gegner K.O. zu schlagen.

Beim Trampolinspringen, besonders bei Jugendlichen, denken wir zuerst an Knochen- und Sehnenverletzungen, Sprunggelenks- und Wirbelsäulenschädigungen, was, rein quantitativ gesehen, auch die wesentliche Verletzungsgruppe ist. Aber es gibt auch Kopfverletzungen – einmal direkt bei einem Aufprall gegen die Trägerkonstruktion, dann aber auch bei jeder Landung im Netz, bei der das Gehirn – laienhaft ausgedrückt – sozusagen hin-und hergeschoben wird. Und die Schädel-Hirn-Traumata gehören mit in die Gruppe der häufigsten Verletzungen, besonders bei Kindern du Jugendlichen. Da sind Kopfverletzungen neben Wirbelsäulenschädigungen und Verletzungen der Sprunggelenke also ganz weit vorne.

F: Und die Ministerin?

A: War dreimal Dritte bei den Jugendmeisterschaften im Trampolinsprung, ihr Gehirn ist also auf jeden Fall in den Jahren der Sportausübung ganz schön strapaziert worden.

F: Wie ordnen Sie die falsche Datumsabgabe zum Angriff auf die Twin-Towers ein.9.September statt 11.September?

A: Nicht unbedingt ein sprachlicher Fehler im Sinne der Aphasie. Unwissenheit ist möglich oder die falsche Übertragung aus dem Amerikanischen: nine/eleven

F: Trotz eines (behaupteten) Studiums, über das es im offiziellen Lebenslauf heißt: Public International Law mit Abschluss Master of Laws, LL.M. (London School of Economics and Political Science)?

A:  Ihr Englisch, vor allem die Aussprache ist, umgangssprachlich formuliert, grottig! Über die Qualität des Studiums und die Wertigkeit des Abschlusses maße ich mir kein Urteil an. Kurz: Wir sprechen im Moment viel über Künstliche Intelligenz. Aber wenn man sich ehrlich macht, muss man sagen: Es gibt auch etwas wie natürliche Dummheit.

F: Danke für das Gespräch!

A: Ich danke Ihnen!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Mi.Lied.

TU Berghein? Dr. Klattenstett?
Vielleicht solltest Du kennzeichnen, wenn Du Fake-News verbreitest…

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Ro.Bien.

Selbst Leute mit Pudding-Abitur brauchen auch ne Weile und googlen.

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Mi.Lied.

nicht jeder wird das erkennen. Sieht man ja an den ganzen Fakenews, die oft ungeprüft verbreitet werden. Das könnte mit Deinem Text auch passieren. Eine kleine „Warnung“ könnte nicht schaden.
Aber egal, Dein Text, Deine Verantwortungcomment image
Und natürlich auch einen schönen Tag.

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Heinz Niski

Ich stimme Michael Liedtke zu, dass Beiträge im „Magazin HerrKules“ mit Warnhinweisen wie „Achtung Ironie / Sarkasmus / Humor / Fake News / Misogynie / Delegitimation des Staates / Hassrede / Relotius / Regierungserklärung / gekennzeichnet werden sollten.

Dies ist auch vielfacher LeserInnenwunsch. 

So schrieb uns P. Pan:

Liebes Magazin, ich bin staatlich examinierte Kinderpflegerin und weiß deshalb, dass Ironie erst ab einem Alter von ungefähr 8 Jahren verstanden wird. Angesichts unserer retardierenden Gesellschaft schlage ich vor, dass ihr eure Artikel diesem Zustand anpasst, ernsthaft werdet und bunter. Fröhlicher, mehr Herz, weniger Verstand. Danke, Bussi Bussi.

Der Hobbyphilosoph L.A. Gelos:

Obacht HerrKules! Euer übertrieben possenhaftes Gelächter, vorzugsweise gegen Grüne, ist die pure Boshaftigkeit. Euer Hohn und Spott trifft die Wehrlosen, euer Auslachen wurde von den Göttern verdammt. Ihr versöhnt nicht, ihr spaltet. Euer Humor verwirrt den Verstand, lässt den Leser orientierungslos in der Buchstabenwüste ohne Wasser, ohne Kompass.

Die Literaturagentin Rosie S.:

Tja. Umberto Ecco. Der Name der Rose. Der eine vergiftet die Seiten im Buch, weil Freude und Lachen gefährlich ist, ihr habt lächerliche Freude am vergiften der Gesellschaft. Hiermit kündige ich mein Abo. Das wars!

Soweit einige Zuschriften.
Die Sehnsucht nach dem Wahren, Schönen, Guten ist deutlich geworden, ab sofort werden Beiträge auf HerrKules nur noch veröffentlicht, wenn sie das richtige Maß haben, schön und wahr sind.

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