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Heute mit Triellanten, Virologen, Urlaubern, Reinigungskräften aus Dresden und Performance-Fachkräften in Buer

Angeblich sollen sich sehr viele Wahlberechtigte vor dem elektronischen Lagerfeuer versammelt haben, um sich etwas anzuschauen, was ein wenig nach einer Geschlechtskrankheit klingt: Triell („Herr Doktor, Herr Doktor-ich glaub, ich hab´ Triell“). Jedenfalls ist dieses Wort sicher nicht chancenlos, wenn es um die unsägliche Wahl des Wortes des Jahres geht. Denn bis zu dieser Bundestagswahl kannten wir ein Triell nicht, jedenfalls nicht als Fernsehveranstaltung. Wir kannten sehr wohl Duelle vor Wahlen – eine Auseinandersetzung der Spitzenkandidaten von CDU/CSU und SPD. Jetzt also ein „Duell zu Dritt“, also so etwas wie ein schwarzer Schimmel oder ein zweiäugiger Zyklop.
In „Mad Max – jenseits der Donnerkuppel“ (1985) hieß es „Zwei gehen rein, einer kommt raus“, weil eben zwei Kämpfer in den Prügelkäfig gingen, ihn aber nur einer lebendig verlassen sollte. Dabei ist die Konstellation des Triells, vom Ansatz her, das, was beim Film „Mexican Standoff“ genannt wird, also ein „Duell zu Dritt“, bei dem nicht zwei gegen einen antreten, sondern alle drei gegeneinander. Das wohl berühmteste Beispiel eines finalen Triells kennen wir aus „The Good, The Bad and the Ugly“ von Sergio Leone (1966), dem die deutschen Verleiher leider den Titel „Zwei glorreiche Halunken“ gegeben haben. Wird in Leones Film der Spannungsbogen der „Triell-Situation“ bis zum Äußersten gedehnt (Perspektivwechsel, langes Warten auf den ersten Schuss, Leones Großaufnahmen von Gesichtern und Konzentration auf die Mimik etc.), baut sich im Wahlkampf-Triell überhaupt keine Spannung auf: Im Triell, so wie es bisher ablief, war es eher der Versuch eines Dreiers, der aber bei einem Versuch blieb, weil die beteiligte Dritte wie ein überflüssiges Möbelstück zwischen den beiden Kerlen platziert worden war und auch so wirkte! Der (geplante flotte) Dreier verkam von Beginn an eher zu einem lahmen Zweier: Funken sprühten nicht, Fäuste flogen nicht. Wer aber auf Langeweile steht und auf flache Aussagen, bekannte Versatzstücke und künstliches Aufplustern, der wurde allerdings bestens bedient. Wobei die Frage völlig unbeantwortet bleibt, warum die Vertreterin einer Partei sich anmaßen konnte, als „Kanzlerkandidatin“ aufzutreten, obwohl doch ihre Partei bei der letzten Wahl weniger Stimmen bekommen hat als die AfD, die FDP und selbst weniger als die SED-Nachfolgeorganisation. Und man sich auch die grundsätzliche Frage stellen kann, woher die Vertreter der zwei anderen Parteien, die in den Umfragen bei etwa 20-25% pendeln, und die Vertreterin einer Partei, die zwischen 16 und 19% gehandelt wird, überhaupt die Chuzpe nehmen, eine Regierung zu führen! Aber dies gehört zu all den Merkwürdigkeiten der jetzigen politischen Situation, in der ein Kandidat und eine Kandidatin offensichtliche die falsche Option waren, und der Dritte im Bunde es geschafft hat, seine Verantwortung für Missmanagement vergessen zu machen!

Vergessen sollen wir allerdings nicht das Virus. Das hören wir Tag für Tag, weil eine neue Krankheit große Teile des Volkes erfasst hat: die Impfmüdigkeit! Vielleicht hat das zwei Gründe: die Regierenden werden Opfer ihrer monatelangen Dramatisierung und des Schürens von Hysterie, der nun eine Situation entgegensteht, in der die Zahlen der Infektionen, vor allem aber der schweren Verläufe eher, mal vorsichtig formuliert, überschaubar sind und in anderen Ländern (Dänemark, soeben auch die Niederlande) die Menschen sozusagen den Tanz der Freiheit auf den Straßen tanzen. Da wirkt es dann eben wenig überzeugend, wenn, wo die angeblich so bedrohende vierte Welle eher bescheiden verläuft, ein Infektiologe bereits vor der fünften Corona-Welle warnt, wie Prof. Oliver Witzke (Universitätsmedizin Essen), man aber im „Kleingedruckten“ lesen kann, dass es sich um „Projektionen“ handelt. Die Rolle des Mahners und Warners hat Karl Lauterbach bereits völlig ausgereizt – und der hat mittlerweile doch schon seine Schuldigkeit getan! Und er kann gehen!

Aber wohin soll man gehen – im Urlaub etwa? Eine Konsequenz aus der Corona-Phase ist das Urlaubsverhalten der Deutschen gewesen. Mit 26,1 % war Deutschland bisher das führende Urlaubsziel des Jahres (vor allem Nord- und Ostsee), gefolgt von Italien (18,3%) und der Türkei (15,7%), die knapp vor Kroatien lag (14,1%). Anders sieht es bei Corona Infektionen aus, was die Rückkehrer aus anderen Ländern angeht: Hier führen die Rückkehrer aus der Türkei mit 7507 Infizierten vor denen aus dem Kosovo (6464) und Kroatien (3091), bezogen auf den Zeitraum Ende Juni bis Anfang September (Quelle: RKI). Da sucht man sein Glück im Urlaub – und kommt vielleicht mit Corona zurück.

Gesucht hat man seit Anfang 2020 auch in Dresden – und zwar nach „Mohr“ und „Eskimo“, wie die WAZ in Gänsefüßchen schlagzeilte. Warum in Gänsefüßchen? Nun, weil diese Wörter rassistisch kontaminiert sind. Jedenfalls nach Auffassung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die haben nämlich Kunstwerke auf rassistische und diskriminierende Begrifflichkeiten untersuchen lassen. Und wenn man meinte, fündig geworden zu sein, wurden die Kunstwerke halt umbenannt, ihr Titel also „anti-rassistisch“ verändert. 143mal hat man bisher im antirassistischen Sprachkampf in Dresden gesiegt – denn, um nur drei Beispiele zu nennen, aus dem Werk „Afrikanischer Krieger, den Bogen schwingend“ wurde „Ein Krieger, den Bogen schwingend“ und aus „Indische Eingeborene mit Haustieren“ wurden „Menschen mit Haustieren“. Und aus „Die Zigeunerin“ wurde „Frau mit Kopftuch“. Man muss anerkennen, dass sich die Staatlichen Kunstmuseen wirklich Mühe dabei geben, aus Kunstwerken politisch korrekte Kunstwerke zu machen! Die muslimischen Taliban, ihres Zeichens bekennende Ikonoklasten, haben sich im März 2001 nicht so viel Mühe dabei gegeben, nicht korrekte Werke zu tilgen: die Buddha-Statuen von Bamiyan haben sie einfach in die Luft gesprengt, fast alle Ausstellungsstücke im Nationalmuseum in Kabul aus der buddhistisch geprägten Zeit Afghanistans haben sie zerstört. Aber von der Struktur her sind sich beide Methoden, die Vergangenheit zu tilgen, doch ähnlich!

Zerstört wird in letzter Zeit immer mehr das Image der vermeintlich besseren Hälfte von Gelsenkirchen. Denn ähnlich werden sich offensichtlich immer mehr der proletarische und weniger grüne Süden und der feinere Norden der Stadt (vulgo: Buer). Zumindest was pöbelnde Jugendliche angeht, die mittlerweile nicht nur am Heinrich-König-Platz auffällig geworden sind, sondern auch am Goldbergplatz und anderen Hotspots der Buerschen Innenstadt randalieren, ältere Menschen auch schon mal attackieren und durch lautstarkes Imponiergehabe auffallen. Nun sollen auch an diesen Stellen verstärkt Streifen von Polizei und KOD zum Einsatz kommen. Und auch die „Angebote“ für Jugendliche sollen verstärkt werden. Ob jetzt nicht nur die Jugendlichen über die Kanalgrenze von Gelsenkirchen nach Buer wandern (oder umgekehrt), sondern auch die Sozialarbeiter vom HKP zum Goldbergplatz umziehen, ist wohl noch nicht klar. Viel einfacher wäre es aber doch, auch hier sprachpolitisch einzugreifen. Man könnte die Aggressoren doch „Jugendliche mit großer Bewegungsbereitschaft“ nennen und die körperlichen Attacken als „Jugendspezifische Ansätze non-verbaler Kommunikations-Performance“ bezeichnen. Dann sind die Probleme gelöst!
Zumindest sprachlich!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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So.Jo.Ti.

https://www.facebook.com/polizei.nrw.ge/posts/2023223377843965:0
Viele Autobesitzer in Buer ärgern sich – zurecht: Wir ermitteln wegen Sachbeschädigung, nachdem im Verlauf der vorvergangenen Nacht vom 14. auf den 15. September 2021 Reifen an rund 30 Fahrzeugen in Buer zerstochen wurden.

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