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Heute mit: Luftbuchungen mit Kühen

Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser!

Der ELEVATOR steigt heute nicht in ein wirtschaftswissenschaftliches oder landwirtschaftliches Seminar ein, sondern bleibt wie immer ein – hoffentlich – lockerer und amüsanter Begleiter durch die Verrücktheiten der Nachrichtenwelt und der politischen Ereignisse. Dennoch eine kleine Erklärung:

Im Bereich der Wirtschaft sind Luftbuchungen Prozesse im Bereich des Rechnungswesens und der Buchhaltung, denen aber keine realen wirtschaftliche Vorgänge oder Realgüter gegenüberstehen. Diese Buchungen hübschen Bilanzen auf – die Kühe im Stall sind überhaupt nicht vorhanden, laut (Luft-) Buchung aber existent. Vielleicht gibt es noch nicht einmal den Stall. Aber für beides gibt es die notwendigen (gefälschten) Belege. Wenn die Kontrolle zu lasch erfolgt, kann das lange funktionieren – wie etwa im Fall Wirecard.
In Gelsenkirchen haben zuletzt die FFF-Aktivisten Luftbuchungen vorgenommen! Sie haben einen Antrag gestellt, der die Stadt auffordert, in den Schulen täglich ein veganes Essen anzubieten (wegen Klima, aus religiösen und anderen Gründen). Die Luftnummer ist  eine doppelte: Laut Stadt ist Bedarf im „Essensbeirat“ bisher nicht signalisiert worden, ein vegetarisches Essen werde in „allen weiterführenden Schulen und Förderschulen“ nämlich bereits angeboten, im Bereich der „Schulrestaurants“ können vegane Mahlzeiten von den Familien selbst angefordert werden, die dann einen „gesonderten Speiseplan“ zugeschickt bekommen. Ähnliches gilt für die Trägervereine der Mittagsessensversorgung in den Grundschulen: Wer dort veganes Essen anmeldet, bekommt vegane Mahlzeiten!



Der Antrag ist also im Grunde eine Luftnummer, weil er etwas fordert, was weitgehend bereits berücksichtigt bzw. erfüllt wird.  Vielleicht ist die eigentliche Luftnummer aber eine ganz andere: Der Antrag (und vier andere, z.B. für eine Wildblumenwiese an der Ebertstraße) soll dokumentieren, dass eine FFF-Gruppe überhaupt noch existent ist, also noch Kühe im Stall stehen. Da ein Freitagsschulstreik angesichts der zurückliegenden Corona-Monate eine ziemlich groteske Veranstaltung wäre und wohl überhaupt kaum noch jemanden auf die Straße locken würde, schreibt man halt Papier voll. Am „Schreibtisch“ – wie die WAZ vermeldet. Immerhin: einen Stall gibt es wohl doch noch!
Eine tolle Luftnummer hat auch Innenminister Reul hingelegt: Reul hat – nach Lektüre des NRW- Verfassungsschutzberichts die steile These aufgestellt, die Corona-Krise habe „verfassungsfeindliche Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft deutlich verstärkt“ und es „etabliere sich ein Extremismus, der sich von klassischen Ideologien löse.“ Das Corona-Virus und seine Mutanten, eigentlich in erster Linie eine Atemwegerkrankung, greifen also auch die Organe des Menschen an, die seine politische Einstellung bestimmen und ihm offensichtlich radikale Gedanken einflößen (welche Organe könnten das sein?). Diese Luftnummer hat in etwa die Qualität der Aussage, seit der Kanzlerschaft Merkels habe die Zahl der Sonnenflecken zugenommen. Gott weigere sich also, der CDU Licht zu geben. Wenn Menschen während der Corona-Zeit radikaler geworden sind, dann ist es wohl der Mischung aus Missmanagement, Abbau von Grundrechten, andauernder Panikmache, Fehl- und Falschinformationen, ständiger Ankündigungspolitik und einem Mangel an Übernahme von Verantwortung für Fehler auf Seiten der Regierungen geschuldet, dass Menschen ihre Verärgerung, ihren Zorn, ihre Kritik an der Politik laut und deutlich artikulieren. Schon die Zuordnung der Begriffe „Verfassungsfeinde“ und „Extremisten“ für Menschen, die Kritik an der Corona-Politik der Regierung üben, ist in seiner Pauschalität Grund genug, „radikal“ zu sein. Was man heute ja fast schon ist, wenn man das Einhalten von Gesetzen und vor allem von Grundrechten einfordert. Vielleicht sollte Herr Reul nicht den Verfassungsschutzbericht nachbeten, sondern mal Heinrich Bölls „Die verlorene Ehre der Katharine Blum“ lesen. Das könnte helfen!
Die größte Luftnummer dieser Tage hat aber eine meiner Lieblingspolitikerin, die vormalige Flinten-Uschi, abgeliefert. Da kommt sie doch tatsächlich mit frischer Betonfrisur extra aus dem fernen Brüssel angereist, um Kanzlerin Merkel zu verkünden, dass Deutschland aus dem 750-Milliarden-Corona-Eurotopf der Europäischen Union 25,6 Milliarden EURO zugesprochen bekommt – für dies und das und das auch noch! Tolle Sache – da kann Deutschland nicht nur einen neuen Stall bauen, sondern auch noch ganz viele neue Kühe kaufen! Pustekuchen! Nein, natürlich kann Deutschland das! Aber vor dem Kauf der Kühe sollte der Bauer (und natürlich auch die Bäuerix) mal daran denken, dass das schöne Corona-Wiederaufbau-Programm schuldenfinanziert ist, und zwar komplett! Uschi schüttet das Geld lediglich großzügig aus, aber finanzieren müssen diesen Schulden-Mount-Everest die Staaten der EU. Uschi schüttet also Geld aus, das sie nicht hat. Eine Luftnummer! Und die Schulden sollen bis 2058 beglichen sein! Ein Auftrag an kommende Generationen also! Ach ja! Die Bundesrepublik hat laut Bundesrechnungshof Rückzahlungspflichten in Höhe von 94,3 Milliarden Euro übernommen, also für das rund  DREIKOMMASECHSFACHE der nun an die BRD ausgeschütteten Summe!

Ziemlich teure Kühe, oder?

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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