Categories: Karikatur & Glosse

Auch das noch: Kunst und Kultur sind auch nicht besser als Prostitution!

Plutarch schreibt in seinem Werk „Über Kindererziehung“ Diogenes folgendes Zitat zu: „Gehe in ein Bordell und lerne, dass zwischen teurem und billigem Vergnügen kein Unterschied ist.“ Nun kann man über den Inhalt dieses Zitates sicher trefflich streiten, schon allein über die Bedeutung der Begriffe „teuer“ und „billig“. Beziehen sich diese Attribute auf Preise für sexuelle Dienstleistungen auf der einen und Eintrittskarten auf der anderen Seite  oder eher auf die kulturelle Bedeutung, den Grad an stilvoller Gestaltung, geistiger Schönheit und Erhabenheit?

Ich bin nicht so vermessen, diese Frage meine entscheiden zu können. Ich kann nur feststellen, dass die Corona-Schutzverordnung, so wie das Land NRW sie anwendet, keinen Unterschied macht zwischen Konzerten und Aufführungen in Theatern, Opern- und Konzerthäusern (§ 8/1) und dem Betrieb  von Bordellen und Prostitutionsstätten, Swingerclubs und anderen Orten der Erbringung sexueller Dienstleistungen (§ 10/2). Beides muss geschlossen bleiben und hat zu unterbleiben!

Was mich allerdings verwundert, nein, mehr noch, wirklich irritiert, ist die Zuordnung von zoologischen Gärten und Tierparks zu dem Paragraphen über Bordelle und  Stätten sexueller Dienstleistungen (§10/3) und nicht zu dem über Kultur.

Vielleicht werde ich beim nächsten Besuch mit ganz anderem Blick durch den Zoo(m)  gehen!

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Die §§ im Wortlaut:

  • § 8 Kultur

(1) Konzerte und Aufführungen in Theatern, Opern-und Konzerthäusern, Kinos und anderen öffentlichen oder privaten (Kultur-)Einrichtungen sowie der Betrieb von Museen, Kunstausstellungen, Galerien, Schlössern, Burgen, Gedenkstätten und ähnlichen Einrichtungen sind unzulässig.

  • § 10 Freizeit-und Vergnügungsstätten

(2) Der Betrieb von Bordellen, Prostitutionsstätten und ähnlichen Einrichtungen ist untersagt. Dies gilt auch für die Erbringung sexueller Dienstleistungen außerhalb von Einrichtungen sowie für Swingerclubs und ähnliche Einrichtungen.

(3) Zoologische Gärten und Tierparks dürfen für Besucherinnen und Besucher nicht geöffnet werden.

https://www.land.nrw/sites/default/files/asset/document/210212_coronaschvo_ab_14.02.2021_lesefassung.pdf

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11 comments

Fra.Prez. says:

Ich reflektiere auf Diogenes Zitat. Was er uns schon vor mehr als 2.000 Jahren als gelernte Erkenntnis aus dem Bordell mitzuteilen vermochte, hat sich bis heute kaum verändert. Das beziehe ich nicht auf die Dienstleistungen im Puffs oder Swinger-Clubs (empfinde ich persönlich abstossend, aber toleriere jeden/jede/ jedes/ ihn/sie/es dort), sondern auf den täglichen Konsum von Alltagsgütern. Warum kaufen wir z.B. ein teureres Waschmittel, was objektiv den selben Wirkungsgrad aufweisst, wie ein deutlich günstigeres? Es ist so, wie Diogenes seine im Selbstversuch gewonne Weissheit aus dem Puff zusammenfasst. Weil wir GLAUBEN mit dem höheren Preis einen Mehrwert zu erwerben. Dieser vermeintliche Mehrwert spielt sich nur im Kopf ab und wird angetrieben über eine zielgerichtete Ansprache, wie Ruf der Dirne (Markenimage), Attraktivität der zur Schaustellung der Dirne (Showroom, Werbung) und Anspruch an gelebte Hygiene (Gender, Bio, Menschenrechte etc.). Am Ende blieb Diogenes, wie auch dem selbstkritischen Zeitgenossen/Zeitgenossin/Zeitgenosses bei die Erfahrung, dass man das Ergebnis des Bedürfnisses hätte billiger erfüllen können. By-the-way: Diese Analogie passt auch ausgezeichnet zu den gescheiterten Ambitionen unseres hauseigenen Proficlubs S04. Den Abstieg in die 2. Liga hätte man ohne die aktuelle und überteuerte „Prostituierten-Truppe“ billiger haben können.

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Bernd MatzkowskiBernd Matzkowski says:

@) Fra.Prez: Zitat >Diese Analogie passt auch ausgezeichnet zu den gescheiterten Ambitionen unseres hauseigenen Proficlubs S04. Den Abstieg in die 2. Liga hätte man ohne die aktuelle und überteuerte „Prostituierten-Truppe“ billiger haben können.

Diese Auffassung teile ich ausdrücklich, allerdings mit einer Einschränkung: man glaubte lediglich, aber gerne , man hätte Escort-Damen eingekauft (nach Preis jedenfalls), aber nun zeigt sich: viele waren sozusagen nur Bordsteinschwalben.
Allerdings:da ich bloß eine Stehplatz-Dauerkarte habe, schon seit Parkstadion-Zeiten, war es für mich sozusagen immer nur die Peep-Show (Rudis Bierwerbespot: Nur gucken, nicht anfassen!)
Wenn wir schon bei diesen Analogien bleiben, nächste Saison in der 2. Liga, dann wechseln wir von einem großstädtischen Laufhaus in einen Scheunen-Puff auf dem platten Land !

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Ax.Str. says:

So eine geschliffene Sprache mit gut formulierten Sätzen, aber dann das schnöde Straßenslang-Wort „Puff“ statt Bordell verwenden.
Was ist das, Altherren-Prüderie? Mangelnder Stil? Missachtung der hart arbeitenden Damen des horizontalen Gewerbes?

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Bernd MatzkowskiBernd Matzkowski says:

Lieber Leser,
in unserem Streben nach ständiger Verbesserung des HerrKules-Magazins freuen wir uns auch über Hinweise zu unserem Sprachgebrauch. Sie kritisieren, dass in dem genannten Beitrag nicht das Wort „Bordell“, sondern das Wort „Puff“ verwendet wird. Diese Kritik ist durchaus nachvollziehbar, weil das Wort Puff, schaut man auf die mögliche Synonyme zu Bordell, eher salopp und abwertend gebraucht wird, wogegen die Begriffe Eroscenter, Freudenhaus und Laufhaus als „neutral“ gelten, das Wort „Etablissement“ verhüllend verwendet wird und das Wort Hurenhaus eindeutig negativ konnotiert ist. Insofern also Zustimmung meinerseits zur Kritik!
Nun bin ich allerdings einstmals evangelisch-lutherisch sozialisiert und auch konfirmiert worden. Luther war bekanntlich nicht nur ein kleiner Mönch, sondern auch ein großer Sprachschöpfer, der „dem Volk aufs Maul geschaut“ hat. Insofern interessieren mich auch immer Aspekte der Wortgeschichte und der Verwendung der Wörter. „Bordell“ ist abgeleitet vom altfranzösischen Wort „bordel“ bzw. vom mittelniederländischen Begriff „bordeel“. Beides bedeutet Bretterbude (abgeleitet von borde, also Hütte, Bauernhof).
Das Wort Puff hat eine interessante(re) etymologische Seite: einerseits steht es im Kontext des alten Wortes puffen (was koitieren bedeutet). Es steht aber auch im Zusammenhang mit dem Würfelbrettspiel Puff, das Ähnlichkeiten mit dem uns bekannten Spiel Backgammon aufweist. Im Mittelalter spielte man Puff in Gaststätten, in denen Prostituierte ihre Dienstleistungen offerierten.
Von der Wortgeschichte her finde ich also mehr Geschmack am Wort Puff.

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Bernd MatzkowsiBernd Matzkowsi says:

Wobei durch die Formulierung „Scheunen-Puff auf dem platten Land“ noch von Ferne an das alte Wort „bordel“ (Bauernhof) erinnert wird.

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Ax.Str. says:

Interessant, aber zum Glück heute nicht mehr geläufig. Und Luther hat ja auch die „deutsche“ Sprache nachhaltig beeinflusst und doch sind seine Begrifflichkeiten heute bestenfalls altmodisch.

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Fra.Prez. says:

Von der Wortmelodie ist ein sanft säuselnd auf „ff“ ausklingender „Puff“ semantisch gesehen recht angenehm

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Heinz NiskiHeinz Niski says:

@Fra.Prez. olfaktorisch ist ein flatterndes puppps manchen nicht unangenehm…

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Bernd MatzkowskiBernd Matzkowski says:

Gilt das auch für die lutherische Bibelübersetzung mit dem „altmodisch“ sein? Ja, natürlich ist Luthers Sprache nicht die Sprache unserer Zeit, und wer würde heutzutage nach der Mahlzeit die lutherische Frage in die Runde werfen: „Ihr rülpset nicht, hir furzet nicht -hat´s euch nicht geschmecket?“ Aber Luher hat versucht, in einer Sprache zu schreiben und zu sprechen, die dem „einfachen Volk“ ( heute: gerne „bildungsferne Schichten“ genannt) verständlich war. Das ist unabhängig vom Inhalt ein für seine Zeit erstaunlicher Versuch und, von heute aus betrachtet, meilenweit von der sog. „einfachen Sprache“ entfernt. Nach Luther dauert es im Grunde bis zu den Brüdern Grimm und einem neuen Schub für die Sprache des „gemeinen Volkes“. Die „deutsche Sprache“ war, mangels eines Staatswesens, über Jahrunderte das verbindende Element der Deutschen, deshalb sind wir, meiner Kenntnis nach, das einzige Land, das nach seiner Sprache und nicht nach seinem Staatsvolk bzw. Staatsgebiet benannt ist.
Deutschland: Deutsch, aber nicht Französischland, Englischland, Holländischland, Japanischland, Chinesischland usw. usf.
Vor dem Hintergrund ist, sprachgeschichtlich gesehen , Luthers Bedeutung zu verstehen, dass seine Sprache nicht mehr modisch ist, ist Kennzeichen des Sprachwandels.

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Fra.Prez. says:

@Heinz Niski was mit dem individuellem odeur zu tun haben dürfte

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Ax.Str. says:

@Bernd Matzkowski
Ja, ich weiß.

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