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Juggernaut ist eine Ableitung des Begriffs Jagannatha aus dem Sanskrit und eine andere Bezeichnung für den Hindugott VISHNU; das Lehnwort Juggernaut steht im Englischen abwertend für eine alles niederwalzende Idee, weil sich, der Überlieferungen nach,  die Wishnu-Anhänger in fanatischer religiöser Raserei und Verehrung für Wishnu  angeblich bei Prozessionen zu Ehren des Gottes vor die Räder des riesigen  Juggernaut-Wagens warfen, um sich selbst zu opfern. Bei Karl Marx findet sich das Bild vom „Juggernaut-Rad“ im Zusammenhang mit dem Thema Arbeitstag und Mehrwert im 8.Kapitel des 1. Bandes des „Kapital“, wenn Marx davon schreibt, dass in der englischen Industrie in den 30er Jahren des 19.Jahrhunderts Kinder länger als 12 Stunden am Tag unter das „Juggernaut-Rad des Kapitals“ geworfen wurden.

Der Juggernaut-Wahn, die selbstaufopfernde Unterwerfung unter eine götzenhafte Idee, findet in unserer gegenwärtigen Gesellschaft mehrfachen Widerhall. Die Priester und Präzeptoren dieses Götzendienstes mit wahnhaften Zügen und religiösem Eifer sitzen in den Redaktionsstuben von Zeitungen sowie Fernseh- und Rundfunkanstalten, besonders denen des Bezahlfunks, in sogenannten Nicht-Regierungsorganisationen und natürlich auch in Parteien. Sie versammeln sich in den täglichen Talk-Runden, auf Konferenzen, Kongressen und öffentlichen Plätzen und murmeln, schreien, schreiben und musizieren ihr Mantra in steter Wiederholung.

Die zwei bedeutendsten gegenwärtigen Juggernaut-Phänomene sind der Klima-Wahn und der „Rechtsextremismus“-Wahn!

Die größte gegenwärtige Götzen-Idee  ist die Klima-Idee. Kein Tag vergeht, an dem nicht dem Klima-Götzen gehuldigt wird, an dem nicht der Sing-Sang vom Klima die Gassen durchzieht, sich Menschen versammeln, um dem Klima-Götzen zu huldigen. Klimasommer, Klima-Leugner, Klima-Retter, Klima-Schädling, Klimawechsel, Klimaziele, Klima-Berichte, Klima-Konferenzen, Klima-Wende! In rauschhafter Repetition der Begrifflichkeiten tanzen die Klimagläubigen in immer schnelleren Drehungen um ihren Götzen. Wenn es regnet, rufen sie Klima, wenn die Sonne scheint, rufen sie Klima, wenn der Wind weht, rufen sie Klima! Und schmeißen sich mit Inbrunst vor die Räder des Klima-Wagens. Und wie es bei jeden Götzendienst, bei jedem Wahn mit religiösen Zügen der Fall ist: diejenigen, die nicht mittun, die am Rande stehen, als Beobachter und Kritiker des religiösen Taumels, sind Häretiker, sind Ketzer und gehören eigentlich verbrannt!

Der zweite allgegenwärtige Götzen-Wahn ist der des „Rechtsextremismus“, des Anti-Rassismus und Anti-Nazismus. Kein Tag ohne Warnung vor Rassisten und Nazis, keine „Tagesschau“ ohne Belehrung über das Falsche, kein Kommentar ohne Stigmatisierung derjenigen, die anderer Meinung sind, etwa in der „Flüchtlingsfrage“, als Rechtsextreme, Rassisten oder Nazis. Ganze Bevölkerungsgruppen, ja sogar Teile der Republik werden mit dem Label “rechtsextremistisch“ oder „rassistisch“ oder “nazistisch“ stigmatisiert, weil sie dem Götzen „Multikulti“, „Willkommenskultur“, „Merkelismus“ und „offene Grenzen“ nicht huldigen. Selbst bei den diesjährigen Feierlichkeiten zum Fall der Mauer wurde nicht etwa der Kommunismus oder Sozialismus in den Fokus gerückt, der verantwortlich war für den Bau der Mauer und die Tötung von Menschen an diesem Symbol der Unfreiheit! Nicht etwa die Diktaturen der vergangenen und gegenwärtigen kommunistischen Systeme wurden in diesem Zusammenhang als Gefahr benannt und als das bezeichnet, was sie waren und sind, nämlich Gesellschaften der Unterdrückung und der verbrecherischen Menschenverachtung! Für die „linke“ DDR wurde ein Begriff wie  „sozialistische Diktatur“ nicht einmal verwendet, vielmehr meinte etwa Bundespräsident Steinmeier, auch in diesem Moment vor „rechts“ warnen zu müssen!

Auf der anderen Seite: Ein blöder Spruch, eine dumme Bemerkung, ein Missgriff in der Wortwahl – und du wirst öffentlich als Rassist „hingerichtet“ – wie jüngst Clemens Tönnies. Es geht dann nicht mehr darum, was der Begriff Rassismus inhaltlich überhaupt bedeutet, sondern es geht nur noch darum, auf der richtigen Seite zu sein und den anderen – mit Schaum vor dem Mund – als Rassisten abzustempeln. Je schneller man den anderen im hohen Brustton der Selbstgerechtigkeit als „Rassist“ öffentlich verurteilt, je schriller die Tonlage dabei, desto überzeugter ist man von der eigenen richtigen Einstellung.

An die Seite der beiden hier aufgezeigten JUGGERNAUT-Phänomene  können weitere Götzen gestellt werden, wie ja auch um die religiösen Hauptgötter zumeist Nebengötter geschart sind – so ist etwa der dreieinige Christengott von Heiligen und Märtyrern aller Art umgeben. Teilweise gibt es zwischen den  Juggernaut-Götzen  Schnittmengen, sowohl inhaltlicher Art als auch bei der Schar der Gläubigen selbst. Gemein ist ihnen auf jeden Fall zweierlei: eine überbordende Selbstgerechtigkeit der Gläubigen und, tiefer liegend, ein Verlust der Fähigkeit, im Kantschen Sinne den eigenen Verstand zu gebrauchen.

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Joachim Sombetzki

Die Verfolgung der Tyrannen, die hier beschrieben werden, entspricht ziemlich genau der Funktion des Ersten Reiters der Apokalypse, die ja dann wohl begonnen hat. Danke für den Hinweis darauf. Damit wäre dann aber auch alles in Ordnung. Kein Grund sich aufzuregen. Et läuft!

“ Auch Martin Luther deutete, angeregt durch einen Holzschnitt Albrecht Dürers und beunruhigt durch die Belagerung Wiens durch die Türken, den ersten Reiter als „die erste Plage, die Verfolgung der Tyrannen“.[3] Diese negative Deutung wird auch von der Mehrheit der wichtigen Exegeten des 19. und 20. Jahrhunderts geteilt.[4]“

https://de.wikipedia.org/wiki/Apokalyptische_Reiter#Der_erste_Reiter

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MaLi

Muss ja toll sein, sich so über den Dingen stehend zu wähnen.

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Heinz Niski

Jeder hat die Freiheit, Texte eines Verantwortungsethikers, welche die Positionen und Haltungen von Gesinnungsethikern hinterfragen, als Ausdruck von Arroganz zu sehen oder Ironie und Sarkasmus als nicht mehr zeitgemäße Kulturtechnik abzulehnen.

Kompliziert wird die Verständigung, wenn die Gesinnungsfreunde im „wolkig-fühlig-bauchigen“ bleiben und aus der Sicherheit der Zeitgeist Mehrheitsströmung Haltungsnoten verteilen, statt sich mit Positionen zu beschäftigen.

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Lucius Leuchtentrager

Dachdeckermeister stehen über den Dingen

21 Dachedecker bestehen Meisterprüfung in Waldkirchen

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