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Herr Akyol hat einen Platzverweis in der letzten Ratssitzung (15.2.24) bekommen. In einer achtseitigen Erklärung der Verwaltung ist diese sichtlich bemüht, den Ausschluss aus der Ratssitzung nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch seinen Ausschluss von der Sitzung am 21.3.24 zu begründen. Man kann stellenweise den Eindruck bekommen, im Rathaus hätte eine Situation vorgelegen, die der Erstürmung des Capitol durch Anhänger Trumps nicht ganz unähnlich war, besonders was die Bedrohung etlicher Stadtverordneter durch Herrn Akyol angeht. Dass eine Verwaltung, deren Chefin zugleich politisches Oberhaupt der Stadt ist, nicht unbedingt ein Papier vorlegt, das zugunsten von Herrn Akyol ausfällt, ist nicht verwunderlich. Liest man die Beschlussvorlage der Verwaltung (Drucksache 20-25/6236) und legt diese neben die Stellungnahme von Herrn Akyol, kann man durchaus den Eindruck der Voreingenommenheit bekommen.

Ein entscheidender Punkt bleibt ungeklärt – sowohl was den Dialog Akyol-Welge angeht als auch die Beantwortung einer  möglicherweise gestellten Frage. In der Verwaltungsvorlage wird die Situation so dargestellt: Herr Akyol habe die Aussage in Richtung von Frau Welge getätigt: „Sie haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ (S.3). In seiner Stellungnahme (S.3) betont Herr Akyol, er habe gefragt: „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank?“ Die Verwaltungsvorlage verweist auf die „Einlassung“ von Herrn Akyol (Vorlage, S.3).

Ist das erste eine Tatsachenbehauptung, ist das das andere eine Frage! Ob Herr Akyol einmal die Gelegenheit hatte in den Schrank von Frau Welge zu schauen und die Tassen zu zählen, weiß ich nicht. Die Aussage „Sie haben doch nicht mehr…“ setzt aber voraus, dass Herr Akyol sich bei einem Aufenthalt in der Wohnung bzw. der Küche von Frau Welge   einmal von der ordnungsgemäßen und vollständigen Befüllung des Welge-Schrankes mit Tassen hat überzeugen können, nun aber weiß , dass dies „nicht mehr“ der Fall ist, weswegen also  der Verbleib von nicht mehr vorhandenen Welge-Tassen zu klären wäre.

In zweiten Fall (nach der Aussage von Herrn Akyol die richtige Variante) stellte dieser eine Frage, da ihm offensichtlich nicht bekannt war, ob noch alle Tassen bei Frau Welge im Schrank vorzufinden sind. Warum ihn die Beantwortung dieser Frage besonders interessiert, mag unwichtig sein, er macht aber diesem Fall von seinem Fragerecht als Stadtverordneter Gebrauch!

Ob Frau Welge die Frage beantworten muss bzw. hätte beantworten müssen, mögen Verwaltungsjuristen klären. Aber eine großzügige Beantwortung der Frage (wenn sie denn so gestellt worden ist), hätte sicher zur Beruhigung der Situation im Ratssaal beigetragen.

Aus den Übertragungen der Ratssitzungen ist aber, meinem Augenschein und meinem Gehör nach, Frau Welge oft unnötig ungehalten über bestimmte Stadtverordnete und ihre Äußerungen, wirkt häufig unaufmerksam (Zurren am Mikrophon und Verdrehen des Mikrophons, Gespräche mit ihrem Sitzungsassistenten). Ihre Mimik drückt gerne Langeweile aus, ab und zu auch Geringschätzung. Ihr Ton ist gelegentlich schnippisch und „von oben herab“, nicht selten auch besserwisserisch. Letztlich zusammenfassend: nicht souverän!

Sie hätte diese Situation locker entkrampfen können durch Antworten wie „Sie sind aber eine trübe Tasse, die mir in meiner Sammlung noch fehlt!“ oder: „Sie haben aber einen ordentlichen Sprung in der Tasse!“ Oder auch „Ich habe alle Tassen im Schrank, aber Sie nicht mehr alle Latten am Zaun“ (wahlweise: …nicht mehr alle Nadeln an der Tanne)

Aber am besten wäre es natürlich gewesen, sie hätte durch den Ordnungsdienst gefüllte Schnapsgläser verteilen lassen und gerufen: „Hoch die Tassen, für Sie natürlich alkoholfrei, Herr Akyol!“

Schade! Eine verpasste Chance!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ali-Emilia Podstawa

Akyol bedeutet „richtiger Weg“ bzw. wörtlich „weißer Weg“, steht in Wikipedia. Was Welge bedeutet, ist mir nicht bekannt. Dass sich je ein Exemplar dieser Sippen ausgerechnet im Ratssaal von Geilistirinkirkin getroffen haben, ist schon ein großer Zufall. In der Stadt der tausend Feuer ist lange nichts mehr passiert. Nun haben sich zwei gefunden, die nicht mehr voneinander lassen können, meint Klaus zu dieser Lage:

„Oh, wie viele Nächte wusst‘ ich nicht was mir gefehlt hat. Wär nie drauf gekommen, denn das warst ja Du, und wenn ich Dir oft von meinen Problemen erzählt hab, hätt ich nie geahnt, Du warst der Schlüssel dazu.

Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert.
Tausend und eine Nacht, und es hat Zoom gemacht.“

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Heinz Niski

Das „Tassen im Schrank“ Bild ist ja nett, auch wenn ich kaum glaube, dass Frau Welge und Herr Akyol, auf welcher Ebene auch immer, zueinander finden, gefunden haben, gefunden haben werden, so wie Emilia-Ali hier subtil suggeriert.

Spannender ist doch der beinahe Clash of Fist, wahlweise Culture, wahlweise Religion, durch den beinahe Boxkampf, zwischen dem blonden, blauäugigen Sascha Kurth (Christ) und dem dunkelhaarigen, dunkeläugigen Ali Akyol (Moslem). Orient meets Occident. Der kühle Norden trifft auf den heißblütigen Süden.

Daraus kann man (Rats)Geschichten für die Ewigkeit entwickeln.

Das Institut für Stadtgeschichte sollte mal recherchieren, ob es, außer während der Nazi-Zeit, je zu solchen Aus- oder Beinahe-Überfällen im Rat der Stadt gekommen ist.

Nur so, um zu wissen, was uns noch alles droht.

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Ali-Emilia Podstawa

Ach. da habe ich was übersehen.
Stand da nicht ‚Die Affäre Akyol und Frau Welge‘ in der Überschrift?

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Heinz Niski

Ich habe mal die WAZ Schlagzeilen diagonal gelesen… irgendwas mit Kokain in anderem Zusammenhang, aber: Spannungen, Emotionalität, Ablehnung, Frust, Handbewegungen, also alles, woraus ChatGTP ein Drehbuch über Beziehungen (Romeo & Julia?) klöppeln könnte. Und nein! In der Überschrift ging es um Skandal & Strafe… also durchaus interpretierbar ….

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Ali-Emilia Podstawa

Die Lücken richtig zu setzen muss geübt werden. Gib mir noch ein paar Monate, dann mach ich dir aus jedem Text das, was du hören wolltest.

Über den Betrag müssen wir noch reden. Irgend ein Fördertopf wird sich schon finden.

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