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Bundeswehr-Koch

Ruhe im Puff!

Ich kann es nicht mehr hören- dieses ganze Gejammer. Deutschland verliert den Anschluss, wir sind in der Krise, PISA.

Was das Kochen angeht, sind wir bei der Bundeswehr in der NATO immer noch spitze. Ja, sogar weltweit. Da kann von Krise keine Rede sein. Und für unsere Speisekarte in der Kantine muss keiner in Pisa studiert haben, da muss man noch nicht einmal lesen können. Da reichen eine normal entwickelte Kaumuskulatur, ein halbwegs intaktes Gebiss und ein strapazierfähiger Verdauungstrakt völlig aus.

Wir verlieren speiseplanmäßig gesehen nicht die Bodenhaftung – auch nicht bei out-of-area-Einsätzen. Wir achten in der Küche auf kulinarische Frontbegradigung. Und sind dabei weltoffen.

Nach der letzten Flutkatastrophe in Südasien haben wir z. B. voll flexibel reagiert und eine Süd-Asien-Woche auf den Speiseplan gesetzt. Da gab es den Eintopf nicht aus der Gulaschkanone, sondern aus dem Wok. Unseren beliebten westfälischen Gemüseauflauf haben wir mit Reis, Kokosflocken und Curry zur asiatischen Reispfanne gemacht, und beim Putenschnitzel haben wir die Panade weggelassen und dafür das Fleisch in Sojasauce getränkt und hatten so im Handumdrehen ein Putensteak „Tsunami“.

Als Höhepunkt haben wir eine „Essen-für-die Flutopfer-Einsatzübung“ durchgeführt. Die Tische und Stühle haben wir rausgeräumt und die Kantine dann hüfthoch unter Wasser gesetzt. Da wurde im Stehen gespeist. In voller Kampfmontur. Und unter Waffen! In der Linken bei gestrecktem Arm das G-3 halten und dabei mit zwei Original-Chinesischen Essstäbchen in der Rechten nach der Mahlzeit fischen! Das war Essen mit Flutwellen-Feeling und gleichzeitig eine praktische Einsatzübung zur Abhärtung der Rekruten in freilaufender Bodenhaltung. Ein komplettes Anti-Weicheier-Menü!

Überhaupt, dieses ganze Gerede über die Bundeswehr! Da krieg ich Plaque von! Nur weil mal ein paar Jungs nachts im Wald allein gelassen werden – mit einem Sack über dem Kopf – das hat doch nichts mit Folter zu tun. Wissen Sie, was wirklich Folter ist? Folter ist, dass bei uns in der Kantine ein Foto von Verteidigungsminister Pistorius hängt. Da vergeht einem doch der Appetit, wenn man beim Essen dieses Backpfeifen-Gesicht sieht. Was ist ein Sack über dem Kopf schon gegen diesen Sack an der Wand?

Für nächste Woche hat sich bei uns in der Kaserne übrigens der Bundesuhu angekündigt! Steinmeier! Den kann ich auch nicht ab! Dem werde ich richtig einen einschütten!

Als Vorspeise gibt es eine kalte Schlachtplatte. Da bilden wir aus Wurst- und Käsehäppchen, Brotscheiben und Butterarrangements die Schlacht um Berlin und das Führerhauptquartier nach – mit Rotarmisten aus rotem Paprika und den letzten Kämpfern der SS aus Schwarzwurzelgemüse. Seit Tagen sitzen meine Jungs schon in der Küche und schnitzen aus Schlangengurken und Runkelrüben Stalinorgeln und T- 54-Panzer. Hitler und Eva Braun friemeln wir aus angebranntem, krümeligem Toast zusammen. Etwas Probleme hatten wir zunächst damit, Josef und Martha Goebbels und die Kinder aus hart gekochten Eiern zu modellieren. Aber wir überglänzen die Modelle jetzt mit gift-grüner Speisefarbe – das klappt!

Um den Uhu zu ärgern, koche ich als Hauptgang zur Erinnerung an den ehemaligen Bundespräsidenten, das sprechende Weißbrot aus Wuppertal, eine ganz dünne Buchstabensuppe – mit nur drei Buchstaben drin: R-A-U- —RAU! Und das Bild von Pistorius tausche ich gegen eines von Ex-Minister Scharping aus, das ich noch habe. Und der Steinmeier muss dann unter dem Scharping-Bild die Rau-Suppe auslöffeln: aber ganz l-a-n-g-s-a-m!

Guten Appetit !

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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