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Nun ist es also so weit: Auch PRIMARK schließt seine Filiale in Gelsenkirchen, nur wenige Wochen nach der Galeria Kaufhof. Ich bin nicht unbedingt die Zielgruppe, die der irische Billigheimer angepeilt hat, eingekauft habe ich dort nicht. Dennoch lässt mich die Schließung der Filiale nicht kalt, denn sie ist nur Glied einer Kette von Schließungen, die wir an der Bahnhofstraße zu verzeichnen haben und hatten. Die älteren Semester werden sich daran erinnern, dass einst der Herrenausstatter Boeker an der Bahnhofstraße ansässig war, dass es eine Filiale von WMF gab, dass mit dem Familienbetrieb Preute in der Innenstadt ein Haushaltswarengeschäft vorhanden war und dass es mit dem WEKA einmal ein richtiges Kaufhaus mit Fahrstuhl, Lebensmittelabteilung im Obergeschoss und einem Café gab. Die Kette der Geschäfte wäre zu lang, um sie aufzuzählen und dann zu erklären, warum Gelsenkirchen einst eine attraktive Einkaufsstadt war. Und unsere „Einkaufsmeile“ keine Meile des Verfalls, sondern eine TOP-Adresse.

 Die Zeiten sind ebenso vorbei wie die, in denen der Markt noch ein richtiger Markt war und nicht nur eine traurige Veranstaltung. Ein Blick zurück hilft nicht weiter, macht melancholisch, aber vielleicht auch zornig. Weil das Elend von heute in der Vergangenheit begonnen hat. Und weil tragfähige Konzepte fehlen, die aus dem schlechten „heute“ ein „besseres“ morgen machen könnten. Das ist das eigentliche Ärgernis: die verpassten Chancen, die Bedenkenträgerei, der Mangel an Risikofreude.

Diese stadtplanerische Risikofreude war einst wohl in Gelsenkirchen vorhanden. Denn sonst stünde das Musiktheater nicht dort, wo es heute steht!

Einen schönen Sonntag noch und eine schöne Woche, wo immer Sie auch einkaufen!

Auf der Meile des Verfalls

Das Tageslicht fließt in die Meile

Sehr langsam noch, ganz ohne Eile

Ein Alter liegt im Eingang einer Bank

Vom Saufen und vom Rauchen ist er krank

Große Fensterscheiben schaun wie blind

In Verkaufsräume, wo keine Waren sind

Der Wind verwirbelt Plastik und Papier

An der Ecke verdunstet eine Lache Bier

Zigarettenstummel rollen über den Asphalt

Erbrochenes ist eingetrocknet und schon kalt

Ratten kriechen aus verdreckten Ecken

Sie haben keinen Grund, sich zu verstecken

Was einst voller Leben war, ist ihnen gleich

Die Meile des Verfalls ist nun ihr Königreich

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Dagm.Lau.

comment image bin gestern in Bochum Mitte gewesen, da geht es auch bergab.
Aussage von Bekannten : Bottrop ebenfalls!
Die Reihe lässt sich fortführen.comment image

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Ro.Bien.

 Ach was. Jetzt wird in Bochum erstmal das nach mehreren Jahren endlich fertig gestellte neue Einkaufzentrum am 19ten mitten im Zentrum gegnüber einer Dauerbaustelle Husemannplatz, die auch schon in ein paar Jahren fertig ist, gefeiert. Leider ist der Hauptmieter Decathlon abgesprungen und wird jetzt von der Wulle ersetzt. Sensationell! 300 m weiter gibts noch eine Zweigstelle in den beiden Einkaufszentren an der Kortumstr. , die sonst noch durch dutzende Leerstände; KIK und Action brillieren. Und gleich neben dem neuen EKZ setzt sich der OB noch mit dem Meisterbauwerk „Haus des Wissens“ für schlappe 250 Mio. ein Denkmal. So geht Erfolg!

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Fra.Prez.

Buer hinkt im Wettlauf um den Abstieg noch hinterher. Nimmt jedoch Fahrt auf

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