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„… scheißt der unangenehm eitle Alt-Show-Zyniker selbstgerecht auf Solidarität und Gemeinwohl, weil der egomane Psycho-Gockel seine Schäfchen sowieso schon lange im Trockenen hat?“***

Ist das noch satirisch oder zu mindestens halbwegs witzig?  Doch wohl eher plump. Statt Satire-Bundesliga eher Komiker-Kreisklasse! Man merkt dem verbalen Gewürge  die Anstrengung an, die es den Verfasser gekostet haben muss, seine  Tirade zusammenzuklöppeln. Da fehlt jegliche Eleganz, das ist kein smartes Florett, noch nicht einmal ein scharfer Säbel. Es ist einfach nur:  Holzhammer! Roh, plump und letztlich: geschmacklos!

Das Zitat ist eine Äußerung von Jan Böhmermann über Harald Schmidt aus dem Jahre 2022. Harald Schmidt hatte auf die Frage nach seinem Impfstatus  mit der Uneindeutigkeit geantwortet, mit der er häufig spielt. Zumal es sein gutes Recht ist (und war), seinen Impfstatus mit seinem Hausarzt zu besprechen und nicht jedem auf die Nase zu binden, der fragt. Corona hin, Corona her! Und da macht Böhmermann dann gleich ein „Scheißen auf das Gemeinwohl und auf die Solidarität“ daraus, wobei man sich fast wundert, dass er nicht noch schnell hinzufügt, dass Schmidt, falls er sich nicht hat impfen lassen, den Tod von tausenden Mitbürgern in Kauf nimmt oder genommen hat.

In Sachen Böhmermann/Schmidt ist das kein Zufall. Böhmermann, der eine Weile lang für und mit Harald Schmidt gearbeitet hat, wäre gerne der Schmidt 2.0 geworden, was er aber nicht geschafft hat. Aus dem Schatten des Altmeisters ist er bis heute nicht getreten – wie überhaupt kein anderer. Denn Schmidt war bisher der einzige Moderator der deutschen Fernsehlandschaft, der tatsächlich an mehreren Abenden in der Woche eine „Late-Night-Show“ live (ungeschnitten und ohne Konservenmaterial) in die Wohnzimmer der Nation gebracht hat. Da kann Böhmermann mit seinem Magazin nicht mithalten.

Es gibt aber noch einen weiteren, viel wichtigeren Unterschied: Schmidt hat sich nie mit einer (politischen) Strömung oder gar Partei gemein gemacht, er hat sich nicht einfangen lassen, hat gegen alle und jeden geledert, wenn der Gag nur passte. Sein spontaner Witz war und ist bis heute noch unschlagbar und unvergleichlich. Böhmermann ist in diesem Sinne noch nicht einmal ein Epigone.

Er ist letztlich auch kein Satiriker (mehr). Denn Satiriker greifen die Mächtigen, die Herrschenden an. In seinem (von anderen geborgten) Kampf gegen RECHTS begreift er sich aber als Speerspitze der links-grünen Gesinnung und der gegenwärtigen Regierung, als ihr Hilfsarbeiter, der mit der Narrenfreiheit, die ihm das Mutterschiff ZDF gewährt, das Ziel verfolgt, gegen alles zu schießen, was in seiner Optik „rechts“ ist. Und da trifft es dann halt auch Schmidt!

In der sich mittlerweile zur Faeser-Schönbohm-ZDF hochkochenden (noch undurchsichtigen) Angelegenheit, die das Potential hat, zu einer Affäre zu werden, die eine Ministerin ihren Posten kosten könnte, spielt auch Böhmermann eine Rolle. Und die zeigt sein Selbstverständnis als Satiriker mit richtiger Haltung: „Nach einer Sendung des „Magazins Royale“ mit Jan Böhmermann wurde Arne Schönbohm als BSI-Präsident abgesetzt. Die Vorwürfe haben sich nicht erhärtet. In dem Fall gerät Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zunehmend unter Druck.„(Deutschlandfunk, 8.9.2023)

Ob das Faeser-Ministerium neuerdings Amtsenthebungen auf der Basis angeblicher Satiresendungen ohne weitere Prüfungen vornimmt oder ob Böhmermann seine vermeintlichen „Fakten“ aus dem Ministerium hat, sei dahingestellt. Die Verquickungen werden wohl vor Gericht (Anwälte Schönbohm) oder durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss ans Licht kommen und juristisch sowie politisch bewertet werden können und müssen.

Mir geht es hier um den „Satiriker“ Böhmermann. Der aber hat das Genre längst hinter sich gelassen und versteht sich wohl mittlerweile eher als „Hilfsarbeiter“ der Regierenden. Satiriker ist er wohl eher nicht!

Schmidt hat übrigens zu den Anwürfen und Böhmermanns Sendung „ZDF Magazin Royale“ gesagt: „Kenne ich gar nicht. Weit unterhalb meiner Wahrnehmungsschwelle.“***

Touché!

***Quelle: Rolling Stone,14.6.2022 (rollingstone.de)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Böhmermann hat Potenzial. Kann tanzen, singen, ist manchmal fast anarchisch. Langweilt aber durch breit getretene Enthüllungsshows, die moralinsauer aufgeladen sind. Wenn ich ab und an etwas von ihm mitbekomme, sehe ich es als Parodie auf sich selbst, dann ist es wirklich gut.
Wiglaf Droste fehlt. Die politische Linke und die moralisch auf dem rechten Pfad wandelnden, verachten Schmidt, weil ihm nichts heilig ist, er gilt als „Zyniker“ – also Freigeist. Das ist schlimm, sehr schlimm. Sehr, sehr schlimm.
So tief sind wir mittlerweile gesunken.
Eine Gesellschaft, die die „Heute Show“ unterhaltsam findet, ist am Ende.

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Last edited 7 Monate zuvor by Heinz Niski
Ro.Bien.

Das mit Böhmermann – sah – ich fast genauso. bin mir heute nicht mehr so sicher. auch diese feige Haltung gegenüber der Causa, wie heisst er noch? – Schönbohm – ganz schlechter Stil.
Katholische Männer wie Schmidt sind mir immer suspekt. Und vor Allem solche, die innerhalb von Wochen unter Zuschaueraugen rasend altern. Wenn sie nicht sterbenskrank sind.

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ichmalwieder

Der traut sich was. Bodyshaming. Windkraftleugner. Puhh.

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ichmalwieder

Das macht Spaß.

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