Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Sagt der allseits bekannte Volksmund. Und das wurde bestätigt von dem Gesangsduo „Sermon und Forunkel“, die einst säuselten „Silence ist golden“. Aber Schweigen kann auch bedrückend sein, verletzend, eine Waffe im Streit. So etwa, wenn Gilbert Keith Chesterton meint, Schweigen sei die unerträgstliche Erwiderung. Das bekannteste Schweigen ist wohl das „Schweigen der Lämmer“. Mit dem Ende des Schweigens beginnt zugleich der Anfang von allem, jedenfalls wenn wir Johannes folgen (Johannes 1, 1 ff), der uns sagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ Das Schweigen und das Wort sind eine Art Zwillingspaar. Sie gehören zusammen.
Dem Schweigen steht antagonistisch das Quatschen, das Plappern, das Dauerreden gegenüber – in seiner nahezu pathologischen Ausformung der Sprechdurchfall, die Verbal-Diarrhö (wissenschaftlich Logorrhö, Polyphrasie, Redesucht). Varianten dieses Phänomens begegnen uns in den Talk-Shows, bei sich juvenil gerierenden Radiomoderatoren (1live) und bei Sportreportagen, besonders bei Fußballübertragungen.
Beides, das Schweigen und das Plappern, der ungebremste Redefluss, kennzeichnet die gegenwärtige Regierung. Auf der einen Seite eine Geschwätzigkeit, oftmals hart am Rande der Körperverletzung beim Zuhörer. Kaskaden von Phrasen, die auf den Hörer einstürzen. Explosionen von Plattitüden, sprachliche Banalorgasmen, Floskeln, die eigentlich zum sofortigen Entzug der Sprechlizenz führen müssten. Die Unfähigkeit, einfache Fragen klar und deutlich zu beantworten. Stattdessen an Weitschweifigkeit kaum zu überbietende Null-Aussagen. Vertreterinnen und Vertreter dieser Richtung muss ich nicht namentlich nennen, denn die Sprachpanscher mit Sprechdurchfall sind hinreichend bekannt. Selbst innerhalb der Koalition scheint sich in dieser Hinsicht eine Art von Unzufriedenheit auszubreiten, denn Kevin Kühnert ist am Samstag in der WAZ mit dem Satz zitiert worden: „Wir führen diese Koalition und wir werden nicht zulassen, dass das einfach nur ein großes Gequake wird, wo alle durcheinanderreden.“
Und auf der anderen Seite der Großmeister des Schweigens: der Kanzler. Der wahrscheinlich so häufig schweigt, weil er so vergesslich ist und er sich nicht blamieren will (Motto: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“). Oder weil er nichts zu sagen hat – im doppelten Sinne. Er hat nichts zu sagen, weil es keinen brauchbaren Inhalt gibt, keine Botschaft. Und er hat nichts zu sagen, sondern zu schweigen, weil er keine Mehrheit hat. Denn FDP und GRÜNE haben in Addition mehr Stimmen geholt als Scholzens SPD (Wahlergebnis 2021: SPD: 25,7 – Grüne 14,8 -FDP 11,5). Scholz ist also Kanzler von Gnaden der beiden kleineren Parteien. Da kann mal schon mal verstummen!
Genießen Sie einen stillen, wenn auch vielleicht keinen wortlosen Sonntag. Und eine schöne Woche!
Zur Lage der Nation
Wenn Sie in diesen letzten Sommertagen
Sich wieder einmal ernsthaft fragen
Was die Regierung denn so macht
Außer dass es knallt und kracht
Und einer „Hü“ ruft und ein anderer „Hott“?
Da bleiben nur noch Hohn und Spott!
Wir sehen ein ständiges Hauen und Stechen
Und müssen viel für vieles blechen
Denn wir haben geraume Zeit nun schon
Hohe Preise und Inflation
Murks bei Habecks Heizgesetz
Statt klarer Worte viel Geschwätz
Auf der Mesebergschen Kabinettsklausur
Und der Kanzler? Der schweigt doch nur!