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In der heute-Sendung am gestrigen Abend feierte sich das ZDF selbst. Nicht ohne Stolz verkündete Sport-Moderator Norbert Lehmann, dass die ZDF-Übertragung des Frauen-Fußball-WM-Spiels Deutschland-Marokko von 5,61 Millionen Fußball-Fans verfolgt worden ist. Zeitweilig gehörte ich auch dazu. Kurz nach dem Führungstor von Alexandra Popp (ein wunderbarer Kopfballtreffer nach einer lehrbuchmäßigen Flanke von Jule Brand) klinkte ich mich allerdings aus. Nicht wegen des Spiels der deutschen Mannschaft (Frauschaft), das zumindest gelegentlich bis dahin noch recht holperig und nicht fehlerfrei war (Ballverluste, Abspielfehler, misslungene Kombinationen). Nein, deswegen nicht! Da habe ich schon bei vielen schlechteren Spielen, auch der Blau-Weißen, 90 Minuten ausgehalten (und Nachspielzeit). Sondern wegen der Moderation bzw. Kommentierung.

Claudia Neumann (Kommentar) und Giulia Gwinn (Expertin) setzten alles daran, mich mit den gleichen Plattitüden und nutzlosen Informationen zuzutexten, wie es seit geraumer Zeit ihre männlichen Kollegen bei allen Fußballübertragungen tun. Das ist bedauerlich! Es reicht mir im Grunde schon, dass die männlichen Reporter ihre Zuschauer offensichtlich für Schwachmaten halten, weswegen sie das, was man als Zuschauer sieht, auch noch mit ihrem verbalen Würfelhusten verunreinigen müssen, einer aufgeblasenen „Fachsprache“, die ein letztlich recht einfaches Spiel mit einem Ball zu einer komplizierten Angelegenheit hochschwatzt, als ginge es um komplexe Probleme der Astrophysik oder der Molekularbiologie.

Es scheint so zu sein, dass die gegenwärtige Generation von Fußballreporterinnen und -reportern alle dieselbe Klippschule des Moderierens besucht und sich dort angeeignet haben, wie man die Zuschauer an den Empfangsgeräten am intensivsten verbal malträtieren kann. Alle haben denselben Wortmüll im Repertoire und ergehen sich in langatmigen Erklärungen über Spielsysteme, Angriffsvarianten, Doppelsechsern oder-achtern (mit und ohne Steuermann), falschen Neunern oder schrägen Vierern oder der Tatsache, dass das 4-3-3-System in Wirklichkeit aber ein Spiel mit Dreierkette, einer Raute im Mittelfeld und einigen freischwebenden Radikalen ist.

Das ist alles Bullshit! Diese Informationen sind überflüssig! Entscheidend ist auf dem Platz – nicht auf dem Papier!

Ergänzt wird dieser System- und Taktik-Budenzauber dann aber auch noch mit allen möglichen Informationen darüber, wer wann wo gespielt hat, wessen Urgroßvater als Diamantenschleifer in Rotterdam tätig war, bevor er als Außenstürmer zum FC Barfuß Jerusalem wechselte, wo er zu drei Einsätzen gekommen ist und ein Eigentor geschossen hat. Und wer bei der letzten WM groß hätte rauskommen können, wenn nicht der Lungenspitzenkatarrh die Lieblingskatze dahingerafft hätte, so dass der Spieler in eine tiefe emotionale Krise geraten und bei der WM überhaupt nicht angetreten ist.

Bei den beiden Damen kam allerdings noch etwas hinzu: In den ersten zwanzig Minuten jazzten sie das Spiel der deutschen Nationalelf auf dem Rasen zu einem Monsterspiel hoch: selbst verunglückte Pässe und Fehler bei der Ballannahme wurden noch irgendwie als Zauberkunststücke der Extra-Klasse angepriesen. Und der Ball ging selbst dann nur haarscharf am Tor vorbei, wenn jeder, der Augen hatte zu sehen (Zuschauer sind Menschen, die zu- und hinschauen!), spätestens bei der Wiederholung in Zeitlupe erkennen konnte, dass zwischen Ball und Pfosten ein bis zwei Meter Raum vorhanden waren.

Mich beschleicht (nicht zum ersten Mal) das Gefühl, dass Fußballreporterinnen dem (selbst auferlegten?) Zwang unterliegen, zeigen zu wollen, dass sie es ebenso gut können wie ihre männlichen Kollegen, was dazu führt, dass sie deren Wortmüll kopieren. Stattdessen sollten sie aber, so finde ich, eine eigene Sprache und einen eigenen Stil entwickeln, der in etwa so erfrischend ist wie die Spielweise der deutschen Fußball-Frauen in ihren besten Spielmomenten!

Siehe hierzu auch ***https://magazin-herrkules.de/2022/08/06/ein-kleiner-streifzug-durch-die-schwachmatensprache-des-fussballs-unserer-tage/

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Ich dachte, dass der wahre, echte Fußballfan den Fernsehton abdreht und den Radioton aufdreht, damit das Spiel linear in Echtzeit mit den Augen und auf einem anderen Zeitstrahl mit den Ohren verfolgt werden kann. Heutzutage böte sich noch an, das mit dem Live-Chat im Internet zu kombinieren. Vielleicht noch eine Virtuelle-Realitäts Brille dazu… Bierchen… Chips… läuft.

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Fra.Prez.

Egal welcher Sender Fußballspiele überträgt. Die Moderatoren und sog. Experten sind nichts anderes als Drückerkolonnen, die uns ein „me too“ Produkt zu einem emotionalen Drama hoch- und aufschwatzen wollen. „Dauerwerbesendung in eigener Sache“ wäre ein geeigneter Hinweis am oberen Bildrand

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Cle.Gedön.

anderer Aspekt, ich freue mich schon immer über Frauen auch im Publikum/unter den Fans, bilden sie die große Mehrheit krieg ich aber auch schnell Teenietus

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Tan.Hemp.

der Börnd möchte doch nur Nädelchen im Heuhäufchen finden. Ich finde, es ist an der Zeit, dass „Gib mich die Kirsche „ den Ball zurück gibt. Sonst hört dat Gejammer nie auf…

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det.kor.

ich höre da garnicht zu angucken kann ich mir das aber wohl ehrliche maloche uffen platz punkt

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Ali-Emilia Podstawa

„Mich beschleicht (nicht zum ersten Mal) das Gefühl, dass Fußballreporterinnen dem (selbst auferlegten?) Zwang unterliegen, zeigen zu wollen, dass sie es ebenso gut können wie ihre männlichen Kollegen, was dazu führt, dass sie deren Wortmüll kopieren. Stattdessen sollten sie aber, so finde ich, eine eigene Sprache und einen eigenen Stil entwickeln, der in etwa so erfrischend ist wie die Spielweise der deutschen Fußball-Frauen in ihren besten Spielmomenten!“

Richtig. Ansonsten gleich das Original nehmen. Claudius Altfrau (Kommentar) und Giulio Verlier (Experte). Meine Meinung.

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Fra.Prez.

Frauen gehören weder auf den Fußballplatz, noch ins Studio als Fußball Berichterstatterin, sondern in die Küche

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Ali-Emilia Podstawa

Alle Frauen? In unsere Küche passen, geschickt gestapelt und etwas nachverdichtet, ca. 20 Frauen und eine halbe Non-Binäre Person hinein. Sie würden – so verwendet – allerdings die Küchennutzung verunmöglichen. Nein, das wird niemand ernsthaft wollen.

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