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Heute mit: Fragen zu einem Brotaufstrich, deren Beantwortung das Schicksal der Menschheit bestimmen, der wachsenden Bedeutung des Gefühls, mit Fans und solchen, die sich für Fans halten, und einer Vakanz

Warum fragst du mich das? Das sind doch Fragen in den sozialen Medien aus 20/21!“ So mein jüngster Sohn, der soeben zum Frühstück zwei Scheiben Toast mit NUTELLA verputzt hat. Die „Nuss-Nougat-Creme“ der italienischen Firma „Ferrero“ hat er einem 750-Gramm-Glas entnommen, das bei uns immer schnell leer wird (ohne meine Beteiligung). Demgegenüber fristen die angebotenen Alternativen ein kümmerliches Dasein bei nahezu vollständigem Desinteresse möglicher Konsumenten. Anders: Die Protein-Creme Schoko Haselnuss (Bio, Organic) von „Alpen-Power“, die biologisch-organische und vegane Bio-Mandelmus-Creme (ebenfalls von Alpenpower) und die biologisch-dynamisch-organische Schoko-Creme von „Viallella“, einem Öko-Kombinat aus der Toskana in Italien, müssen lange warten, bis mal jemand den Deckel aufschraubt, um den Gläsern das Produkt zu entnehmen. Jedenfalls: die beiden Fragen, die mich in den Augen meines Jüngsten mal wieder als „von gestern“ entlarvt haben, lauteten:

Isst du Nutella mit oder ohne Butter darunter?
Und – zweite Frage – heißt es korrekt das, der oder die Nutella?

Fangen wir mit der Antwort auf die zweite Frage an. Nutella ist ein Kunstwort, das sich zusammensetzt aus dem englischen Wort „nut“ (Nuss) und der italienischen Verkleinerungsform „ella“, bedeutet also „kleine Nuss“ oder „Nüsschen“. Da Nutella ein Kunstwort ist, sind alle drei deutschen Artikel möglich, wobei die meisten Konsumenten der braunen italienischen Schmiere, die seit 1964 auch in Deutschland produziert wird, „die Nutella“ sagen, eine Minderheit „das Nutella“.
Die Beantwortung der ersten Frage scheint wesentlich für die Schicksalsjahre der jetzigen Außenministerin zu sein, die bisher häufig durch inhaltliche und sprachliche Peinlichkeiten aufgefallen ist. Ihr letzter Knaller sprachlicher Art war bekanntlich während ihres Aufenthaltes in Südafrika ihre falsche Aussprache des englischen Wortes „beacon“ (mit langem „i“ gesprochen, also wie bieken), aus dem sie im Vortrag ein („bacon“/bäken) machte, so dass aus dem Hoffnungsschimmer/Leuchtfeuer (beacon) für Männer und Frauen ein „Speck“ (bacon) wurde. Zum fetten Speck passt natürlich, dass Frau Baerbock auf die Menschheitsfrage „Nutella- mit oder ohne Butter auf dem Brot?“ antwortete: „Wenn, dann natürlich mit Butter – richtig ungesund.“
Ob diese Essgewohnheit Begeisterung bei ihren Kabinettskollegen Lauterbach (Gesundheit und Händefuchteln ) und Özdemir (Landwirtschaft und Hanfanbau) ausgelöst hat, ist nicht bekannt. Und ob Baerbocks persönliche Ess-Schrulle (Nutella auf Butter) Teil ihrer feministischen oder eher kaloristischen Außenpolitik ist, wissen wir ebenfalls nicht. Soll uns aber wumpe sein – wenn es denn dem Weltfrieden dient!

Nutella mit oder ohne Butter hat aber auf jeden Fall Auswirkungen auf das Bauchgefühl (und den Bauchumfang). Und das Bauchgefühl wird immer wichtiger! Nicht nur bei der Bestimmung des Geschlechts, das ja, wie wir bisher annahmen, auf Zuruf der Hebamme bei der Geburt erfolgt („Es ist ein Junge, vermute ich, denn das Kind hat einen Penis!“), nun aber bald nach dem Gefühl („Ich fühle mich als Frau, gefangen im Körper eines behaarten Lastwagenfahrers!“) durch Zuruf beim Amt auch geändert werden darf. Jedenfalls möchte Frau Ataman (Bundesbeauftragte Antidiskriminierung) dem Gefühl mehr Platz einräumen, wenn es um Diskriminierung oder Benachteiligung geht. So schreibt die WAZ über Frau Atamans Überlegungen: „Auch wer sich von Organen des Staates benachteiligt fühlt, zum Beispiel bei Kontrollen des Ordnungsamtes, soll dagegen klagen können. Das war bisher nicht möglich“. Und weiter. „Das Erfordernis, eine Benachteiligung und Indizien nachzuweisen, sollte auf die Glaubhaftmachung herabgesenkt werden – das heißt, dass die überwiegende Wahrscheinlichkeit genügt.“ (WAZ 19.7.23) Was habe ich mir darunter vorzustellen?
Gehen wir mal vom Gelsenkirchener Alltag aus, wo es regelmäßig vorkommt, dass bei Kontrollen durch verschiedene Ämter unverzollter Tabak in Shisha-Bars entdeckt wird, ebenso auch Stromklau und illegale Umbauten in Wohnungen, Schimmel an den Wänden und nicht preislich ausgezeichnete Waren in „Supermärkten“. Häufiger sind auch Personen, die unter der gegebenen Adresse angemeldet sind, nicht anwesend, dafür aber andere Menschen, die nicht angemeldet sind. Sollen die von Kontrollen betroffenen Ladeninhaber und Immobilienbesitzer demnächst gegen Zoll, Gesundheitsamt, Sozialamt und andere beteiligte Stellen wegen Benachteiligung klagen können, weil sie das Gefühl haben, die Kontrollen erfolgten aufgrund von Diskriminierung wegen ihrer Herkunft oder Staatsangehörigkeit? Und wie wird dabei die „überwiegende Wahrscheinlichkeit“ gemessen? Mit der neuen Einheit für das Messen des Diskriminierungsbauchgefühls, also in „Atamans“?
Und werden Personen, die des Schwimmbades verwiesen worden sind, dagegen wegen Diskriminierung Widerspruch einlegen können, weil sie „glaubhaft“ das Gefühl haben, dass sie wegen ihrer Herkunft das Bad nicht mehr betreten dürfen, nicht aber, weil sie andere Badegäste beleidigt oder verprügelt haben?
Warten wir mal ab, was Bundesjustizminister Buschmann mit den Vorschlägen von Frau Atamann macht. Vielleicht findet sich in einem neuen Gesetz die von der WAZ gewählte Überschrift des Artikels demnächst im Gesetzestext wieder: „Bauchgefühl soll für Klage reichen“!

Ein Bauchgefühl müssen auch die „Fans“ des FC GE SCHALKE 04 (e.V.) gehabt haben, die während des Trainingslagers der Mannschaft im österreichischen Mittersill „fast alle Verkehrsschilder (…) mit Stickern der Fan-Gruppe Ultras Gelsenkirchen verschönert“ haben, wie die WAZ schreibt. Ob die flapsige Bemerkung vom „Verschönern“ angemessen ist, bleibt mal dahingestellt. Jedenfalls waren Einwohner des Ortes, in dem die Mannschaft nun bereits zum siebten Mal ein Trainingslager bezogen hat, über diese ungefragte Form der „Verschönerung“ wohl verärgert. Die vermeintliche Liebe zum Verein lässt offensichtlich den einen oder anderen „Fan“ mehr mit dem Bauch als mit dem Kopf denken und deshalb vergessen, dass man als Schalker in dem kleinen Ort (5575 Einwohner) Gast ist und sich auch deshalb so benehmen sollte! Irgendwie erinnert mich dieses Anbringen von Aufklebern, das auch in Gelsenkirchen an allen möglichen und unmöglichen Orten erfolgt, immer an die Reviermarkierung vierbeiniger Zeitgenossen durch das Auftragen von Urin. Wobei der unangenehme Geruch der Körperflüssigkeit mit der Zeit verfliegt, die häufig wenig originellen Aufkleber aber bleiben. Dass die Mittersiller die Ultras nun in guter Erinnerung behalten, wage ich zu bezweifeln. Mit Sicherheit haben sie aber in dem freundlichem Willkommensartikel für Schalke und seine Fans ((Mittersiller Nachrichten 6/23, S. 18) etwas anderes als die Verunstaltung des Ortes durch Aufkleber gemeint, als sie geschrieben haben: „Neben der Mannschaft werden auch wieder Fans und Sponsoren die Region in Blau und Weiß tauchen.“

Noch einmal zum Bauchgefühl! Das sendet bei mir keine guten Vibrationen aus angesichts des Umstandes, dass die Stelle des Polizeipräsidenten in Gelsenkirchen immer noch unbesetzt ist. Das Party-Girl Britta Zur, das uns Innenminister Reul als „beste Wahl“ bei der letzten Stellenbesetzung geschickt hat, ist bekanntlich nach Düsseldorf entschwebt, wobei Zur zuvor noch ihre „Liebe“ zu Gelsenkirchen in einem Interview offenbart hat. Vielleicht schickt uns Reul aber bald jemanden, der (oder die) die Stadt zwar nicht liebt, dafür aber mit Engagement hier arbeitet und sogar lebt (Wohnadresse GE) und länger bleibt. Zumal man doch (mit dem richtigen Bauchgefühl) sagen kann:
Was ist schon die KÖ gegen die Bahnhofstraße?!

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Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ali-Emilia Podstawa

Mein Bauchgefühl sagte mir letztens, dass bald jeder (noch) geschützte Raum, zum Beispiel das Wohnzimmer der Matzkowskis, mit dem Hinweis auf diskriminierende Ausgrenzung erobert werden könnte.

Der Schutz der Privatsphäre ist eines dieser reaktionären Relikte des falschen Denkens, das davon ausgeht, es sei legitim etwas zu besitzen und damit gleichzeitig anderen vorzuenthalten: die Wohnung, das Fortbewegungsmittel, die erarbeiteten finanziellen Möglichkeiten, die eigene Unterwäsche.

‚Wir werden nichts besitzen und wir werden glücklich sein‘, formulierte die dänische Pokitikerin Ida Auken 2016 in einem Essay für das WEF als Gedankenanregung zu einer zukünftig besseren Welt, die dem Land der Schlaraff*innen ähnelt, allerdings in der postmodernen, veganen und nachhaltigen Variante.

Die notwendigen Dinge entstehen dort auf wunderbare Weise von selbst und die abnehmende Privatheit ist kein Problem, solange die Guten an der Macht sind.

Die Achtsamkeit der Menschen wird dort nicht mehr auf dem Eigenen liegen, sondern auf dem Gemeinsamen. Das Kaufen hat endlich ein Ende, und der achtvolle Umgang mit dem für jeden zur Verfügung stehenden Recycelten wird dann tatsächlich funktionieren. Der heute zu beobachtende desaströse Umgang mit ausleihbaren E-Rollern muss als Indiz gedeutet werden, dass diese Ideen nur funktionieren können, sobald alles nichts mehr kostet.

Es könnte sich bei diesen ‚Gedankenanregungen‘ für die Welt im Jahr 2030 natürlich auch um grundlegende Fehlannahmen bezüglich des menschlichen Wesens handeln. Oder wie man früher gesagt hätte: Unsinn. Doch bevor hier wild herumphilosophiert wird, von Un- und Sinn verstehen nur die Transformationsexpertenden etwas und hier geht es ins Jahr 2030:

https://web.archive.org/web/20200919102818/https://www.weforum.org/agenda/2016/11/shopping-i-can-t-really-remember-what-that-is?utm_content=bufferbd339&utm_medium=social&utm_source=twitter.com&utm_campaign=buffer

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Last edited 9 Monate zuvor by Ali-Emilia Podstawa
So.Jo.Tien.

In ihrem Interview mit der RP hat Britta Zur zuletzt bestätigt, dass ihr Herz für Gelsenkirchen schlägt und ihre Seele auf Düsseldorf fliegt. Sie stellt damit klar, warum sie aus GE wegGEgangen ist, und die Polizei verlassen hat (!). Zur: Ich habe „meine Zeit in Gelsenkirchen und bei der Polizei als etwas sehr Besonderes empfunden, das werde ich immer in meinem Herzen tragen.“ Obwohl sie nach eigener Aussage (stoer-Talk 2021) immer in Düsseldorf wohnte.
Interessant sind die beiden Kommentare zu dem Artikel, die beide darauf hinweisen, dass Frau Zur sich nur im Übergangsmodus als Beigeordnete in Düsseldorf befindet. Klar ist: Wenn sie in die Landesregierung wechselt kann sie in Düs bleiben. Das liegt nahe.
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-dezernentin-britta-zur-im-interview_aid-76708125?fbclid=IwAR0QbV65sdi8kfhpTW_oeK15kH1BTmSLxQVAw11Ai-HMHygWtTZ_IonNfS8

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So.Jo.Tien.

Gelsenkirchen – „Ein Schleier liegt über der Stadt“ (Zur)
In der Runde bei Ströer im UrbanTalk (Mai 2021), die über Sicherheit spricht, wird PP’in Britta Zur gefragt: „Was man so hört, wird Gelsenkirchen doch sicher so einige Probleme diesbezüglich haben?“ – „Nein, nein“, meint Britta Zur. „Gelsenkirchen ist nur lebendig, wenn Schalke spielt, und dann auch nur, wenn sie gut spielen, was leider derzeit nicht der Fall ist. Ansonsten liegt ein Schleier über der Stadt.“
https://blog.stroeer.de/communication/urban-talk-sicherheit-bedeutsamkeit-in-unsicheren-zeiten/?fbclid=IwAR3M0bVlAMFXZ_Oe3LThly99AKo1R5KDYYvu6W0Bk2kkKkMdob7D_unXvFw

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