5
(1)

Et kütt wie et kütt &
et hätt noch emmer joot jejange.

Sagen jedenfalls die Karnevalisten (aus Köln) – und die müssen es ja wissen. Was die Tarifauseinandersetzungen im Öffentlichen Dienst angeht, muss diese Karnevalsweisheit ihre Treffgenauigkeit noch unter Beweis stellen. Zumindest der erste Teil wird auf jeden Fall eintreffen. Irgendeinen Tarifabschluss wird es schließlich geben. Beim zweiten Teil lässt sich natürlich fragen, für wen es „gut gehen“ soll – für die Beschäftigten oder die „Arbeitgeber“ wie etwa die Stadt Gelsenkirchen. Die träfe ein für die Beschäftigten rundum positiver Abschluss hart und belastete den städtischen Haushalt zusätzlich in Millionenhöhe.
Der Gegensatz der Interessen manifestiert sich auf besondere Weise in der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin, denn Frau Welge (Sozialdemokratin und, wie sie im Karneval unter Beweis gestellt hat, auch begeisterte Jeckin) ist nicht nur Chefin des „bunten Haufens“, also der städtischen Beschäftigten, für die sie eine Fürsorgepflicht hat, sondern im Tarifkonflikt zugleich Repräsentantin der kommunalen Arbeitgeber durch ihr Amt als Präsidentin der kommunalen Arbeitgeberverbände, in das sie 2022 gewählt worden ist.

Nun könnte sie faustisch sagen: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ (Faust 1, Vers 1112), aber hier geht es nicht um grobe irdische Liebeslust auf der einen und die „Gefilde hoher Ahnen“ auf der anderen Seite, sondern um materielle bzw. finanzielle Interessen. Und da kann man in Frau Welges Situation schwerlich Diener zweier Herren sein oder auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Halbschwanger geht auch nicht! Hier heißt es Kopf oder Zahl, Hammer oder Amboss!
Aus dieser Situation versucht sie, sich ein wenig herauszuwinden, wenn sie sich zum aktuellen Angebot der Arbeitgeberseite mit den Worten zitieren lässt: „Nun sind die Gewerkschaften am Zug, sich gemeinsam mit uns auf den Weg zu einer schnellen Tarifeinigung zu machen. Nicht nur fordern, sondern auch liefern.

Die Gewerkschaften müssen nicht liefern – jedenfalls nicht für die Arbeitgeberseite. Sie sind Interessenvertreter der anderen Seite. Und dass sie möglichst viel für die Arbeitnehmer „herausholen“ wollen, angesichts von Inflation, hohen Energiekosten und teilweise kaum mehr zumutbaren Arbeitsbedingungen, ist eine Selbstverständlichkeit. Und was die „schnelle Tarifeinigung“ angeht, ist anzumerken, dass einige Streiktage hätten eingespart werden können, wenn die Arbeitgeberseite zur ersten Gesprächsrunde nicht ohne jeglichen Vorschlag erschienen wäre.
Nun gut! Jede Jeck is anders! Das steht auch der Karnevalistin Frau Welge zu!
Was aber nicht heißt zu versuchen, bei Tarifauseinandersetzungen andere zum Narren zu halten!

*hollow (Adj.): hohl, leer, dumpf, bedeutungslos

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments