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Die deutsche Jugend braucht Vorbilder! Und Deutschland muss dieser Jugend und der Welt insgesamt zeigen, dass man es in diesem Land zu etwas bringen kann, auch wenn man eigentlich nichts kann. Oder sagen wir mal: nichts wirklich zu Ende gebracht hat. Keine Berufsausbildung. Kein Studium. Und vor allem nichts, was irgendwie nach kontinuierlicher (und vielleicht sogar steuerpflichtiger und sozialversicherungspflichtiger) Arbeit oder Beschäftigung über einen längeren Zeitraum hinweg riecht. Man kann es sogar ohne irgendeinen Abschluss oder einen einfachen und zugleich ehrenhaften „Brotberuf“ (erlernt oder angelernt) bis in höchste Ämter schaffen. Denn Deutschland ist durchlässig, was die Karrieremöglichkeiten angeht. Hier bekommt eben jeder und jede und auch d eine Chance. Sie muss nur ergriffen werden!
Geradezu vorbildlich wird diese Durchlässigkeit nach oben jenseits von Qualifikationen bei den GRÜN*INNEN praktiziert, was die Karriere von vier Frauen zeigt, die seit dem Wochenende als Quartett komplett sind und die man mit Fug und Recht „Fantastic Four“ nennen kann. Wir ordnen nach den Geburtsjahren:

Beispiel 1
Claudia Benedikta Roth (1955)
Brach ein Studium (Theaterwissenschaft, Geschichte, Germanistik) nach zwei Semestern ab, „arbeitete“ – ohne weiteres Studium oder eine andere Ausbildung – eine Weile als „Dramaturgin“ an Bühnen und in Vermittlungsbüros für freie Theatergruppen und Amateurtheater, bis sie 1982 „Managerin“ der Gruppe „Ton, Steine Scherben“ wurde, mit deren Keyboarder sie liiert war. Diese Tätigkeit als „Managerin“ endete 1985, als die Gruppe sich auflöste (u.a. wegen finanzieller Schwierigkeiten). Danach startete Roth ihre politische Karriere, die schließlich bei den GRÜNEN Fahrt aufnahm (vorher Mitglied der FDP-nahen Jungdemokraten). Sie wurde Mitglied des Bundestages, zeitweilig dessen Vize-Präsidentin, war Vorsitzende der GRÜNEN und ist seit dem 8.12.21 Staatsministerin beim Bundeskanzler und „Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien“.
Bekanntester Satz:
Ich kann gut Börek machen.

Beispiel 2
Katrin Dagmar Göring-Eckhardt (1966)
Göring- Eckhardt studierte nach dem Abitur (1984) evangelische Theologie, brach das Studium aber 1988 ohne Abschluss ab. Sie engagierte sich in der DDR bis zur Wendezeit in der evangelischen Kirche und ab 1989 im „Demokratischen Aufbruch“. Nach der Wende startete sie ihre Karriere bei den GRÜNEN, brachte es zur Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl, war zeitweilig Vorsitzende der Partei und wurde Vizepräsidentin des Bundestages. Zudem war sie über mehrere Jahre Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Bekanntester Satz: Wir bekommen Menschen geschenkt.

Beispiel 3
Annalena Charlotte Alma Baerbock (1980)
Baerbock studierte von 2000 bis 2004 Politikwissenschaft in Hamburg, brach ihr Studium aber ohne Abschluss (Diplom, Master oder Bachelor) ab. Sie wechselte an die London School of Economics and Political Science, wo sie bereits nach zwei Semestern einen „Master in Public International Law“ erwarb.*** Sie betätigte sich zeitweilig für eine grüne Europa-Abgeordnete. Die 2009 begonnene (und von der grün-nahen Böll-Stiftung geförderte) Erarbeitung einer Dissertation brach sie ohne Fertigstellung ab. Ein Buch, das unter ihrem Namen erschienen ist, ist vom Verlag vom Markt genommen worden (keine Neuauflage). Die Trampolinspringerin Baerbock war Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg, war Mitglied des Parteirats, wurde 2018 (gemeinsam mit Robert Habeck) Bundesvorsitzende und 2021 „Kanzlerkandidatin“. Sie ist seit 2013 Mitglied des Bundestages und seit der letzten Bundestagswahl Außenministerin.
Bekanntester Satz: Ich komme vom Völkerrecht her.

Beispiel 4
Ricarda Lang (1994)
Lang studierte nach dem Abitur 14 Semester JURA, brach das Studium aber ohne Abschluss im Jahr 2019 ab. Sie engagierte sich bei der Grünen Jugend und als „frauenpolitische Sprecherin“ der GRÜNEN. Sie ist seit der letzten Wahl Mitglied des Bundestages und seit diesem Wochenende Vorsitzende der Partei (zusammen mit Omid Nouripour).
Bekanntester Satz: (liegt noch nicht vor)

Also, ihr Schul- und Studienabbrecher, ihr Ausbildungslosen, ihr Schluffis ohne Berufsqualifikation und ihr, denen es vor einer langjährige Berufsausübung graust, ihr, die ihr glaubt, auf dem Arbeitsmarkt sowieso keine Chancen zu haben (habe zwei linke Hände, kann keine Wasserwaage ablesen und werde immer gemobbt), ihr Hoffnungslosen und Spätaufsteher, Langschläfer und durch kurze Erfahrungen in der Arbeitswelt (Tagespraktikum) Traumatisierten, ihr Tagträumer und Bummelanten :

Verzweifelt nicht!
Karriere ist trotzdem möglich!
Oder gerade deshalb!
Jedenfalls in der Politik!

***Studiengebühren siehe hier (https://info.lse.ac.uk/staff/divisions/Planning-Division/Assets/Documents/2019-Table-of-Fees.pdf)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ro.Bie.

Offensichtlich mit meinen drei abgeschlossenen Ausbildungen alles falsch gemacht..mir war das Unterschreiben irgendeines Parteibuches oder Eintritt eines Vereins immer zuwider. Das hab ich nun davon.

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Heinz Niski

Paul Ziemiak, Joschka Fischer, Kevin Kühnert, Omid Nouripour haben auch keine Abschlüsse, was sie aber alle im Selbststudium und durch die Ochsentour gelernt haben, ist Vernetzung, Strippen ziehen, mit dem System zu spielen, zu wissen, wie die Medien und die Menschen ticken. Sicher auch, dass es keine Freundschaft in der Politik gibt, wann welche Charaktermaske sinnvoll ist und wann machtpolitisch bedingte Positionswechsel durch neu erhaltene Erkenntnisse und Einsichten zu begründen sind.

Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die kommenden Auftritte von Ricarda Lang, die auch ohne Beruf oder Studienabschluss einen neuen Politikstil und neue Unterhaltungshorizonte versprechen. Die ersten Statements a la „…. ich bin dick und das ist gut so / ich bin bisexuell und das ist gut so“ waren jedenfalls eine erste gelungene Duftmarke.

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Ro.Bie.

Es bleibt einer/m auch nix erspart.

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Heinz Niski

Ich freue mich auf die Dschungelcampisierung der Politik. Her mit einem / einer / eines Harald Glööckler im Bundestag. So viel Diversität sollte unter den 730 Abgeordneten machbar sein. Kopftuchtragende Frauen sind auch völlig unterrepräsentiert, wo doch gerade die für Verschiedenheit, Achtsamkeit, Befreiung der Frau, für einen modernen Feminismus stehen.

Es wird noch bunter, noch spannender. Ich freue mich.

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Ro.Bie.

Dschungelcamp guck ich nich. Erträgt meine sensible Seele nicht…schlimm genug, dass diese Gesichter des Grauens ohne Zutun im Hirn hängen bleiben. Wie man das erfolgreich auf nützlichere Dinge umswitcht, hab ich noch nicht rausgefunden.

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Heinz Niski

@Bernd
das sind auch Begleiterscheinungen der Quotierung, da bekommst du viel diverses, buntes, manchmal auch schräges, schrilles, aber eher weniger Handwerker, Hauptschulabgänger, lohnabhängig Beschäftigte, Menschen mit Berufstätigkeit in die Politik. Ich verstehe ja, dass die vielen neuen Geschlechter die Trommel rühren müssen für ihre Partikularinteressen, dass natürlich auch die Sexualität auf die Bühne getragen werden muss, Befindlichkeiten, böse Blicke und Mikroaggressionen politisches Thema sind….. aber Miete, Rente, Preise, Separierung in viele nebeneinander lebende Parallelgesellschaften, Armutswanderung, Alterspflege, Klima-Umbau der Städte .. usw. sind zu sperrig für die Politik – glaube ich.

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Heinz Niski

Der Fachkräftemangel in den Altparteien hat uns als Gesellschaft dahin gebracht, wo wir uns jetzt befinden.
Um zu erahnen, wohin die Reise von hier gehen wird, kann man sich einen berühmten Satz von Omid Nouripour anhören.

https://mobile.twitter.com/AliCologne/status/1487500048418152453?fbclid=IwAR3BSP7JXP_1OUKHxGrh25uTCg3sR9OqJ1TY9nsCpXBLRRUTlRPeFRSVduE

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Heinz Niski

@Mi.Rob.
in der Verkürzung läuft das für mich unter platte Dämonisierung. Interessant fände ich aber schon, wie seine Zusammenarbeit mit Fethullah Gülen aussah.

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Mi.Robi.

Genau. Mann muss auch die Vorteile erkennen. Das bisschen Zwangsverschleierung..
Es ist doch nur eine Maskenpflicht!
Weitere Schnittpunkte zwischen Islam und den aktuellen politischen Zielen der im Bundestag vertretenen Parteien lassen sich u.a. hier nachlesen.
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10220138022024796&set=p.10220138022024796&type=3

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