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Heute mit: Ankündigenden, Wartenden, Vorhersehbarem und Untersuchenden

Unverhofft kommt oft, sagt der berühmte Herr Volksmund, den aber noch nie einer gesehen hat. Jedenfalls hat der Uhu im Palazzo Schaumschlag ganz unverhofft angekündigt, dass er noch einmal für eine Amtszeit zur Verfügung steht (mehr als zwei Amtszeiten geht auch nicht). Nun hat ihn offiziell zwar niemand gefragt, ob er das abermals fünf Jahre machen will, aber man kann auch eine Antwort auf eine Frage geben, die noch keiner gestellt hat. Völlig überzeugend ist sein Bewerbungsspruch „Ich trete nicht aus Bequemlichkeit an, sondern aus Überzeugung.“ Umgekehrt wäre der Satz aber auch überzeugend: „Ich trete nicht aus Überzeugung an, sondern aus Bequemlichkeit.“ Denn es ist in Berlin bekanntlich nicht ganz einfach, eine passende Wohnung zu finden, weswegen es natürlich bequemer ist, sich frühzeitig darum zu kümmern, ob man vielleicht umziehen muss oder doch bleiben darf!

Von einer Schlange von Wartenden kann man im Zusammenhang mit Covid-Impfungen schon nicht mehr sprechen, schon eher von einem ganzen Schlangennest. Und nahezu täglich kommen neue Schlangen, geschlüpfte und ungeschlüpfte, hinzu, die geimpft werden sollen. Waren es eben noch die Schlangen in den Hotspots, dann schon die, die noch nicht einmal in den Hotspots eine Wohnung gefunden haben, danach die Kinder (Altersgruppe 12-15), und jetzt rufen die Hochschulen, dass endlich auch die „Studierenden“ geimpft werden sollen. Dabei werden die Impfstoffmengen, die ausgeliefert werden, nicht unbedingt täglich größer. Das erinnert irgendwie an die Quadratur des Kreises. Aber zum Glück sind Studierende nur Zeitpersonal, in anderen Zeiten sind sie bekanntlich Semesterferien-Habende und im Hotel-Mama-Unterschlüpfende. Dort können sie wieder zu Noch- Länger-Wartenden werden, ohne dass ein Schaden entsteht. Denn schließlich können die in den Wohnungen der Eltern temporär Habitierenden (nicht verwechselnden mit Habilitierenden) in Ruhe damit beginnen zu planen, welche Netflix-Serien man schauen und welche Vorlesungen man nicht besuchen will!



Wir, die wir nur mit einem Alltagsverstand ausgestattet sind, sehen die Begriffe „Chaos“ und „Ordnung“ zumeist als Gegensatzpaar. Dass uns der Alltagsverstand damit aber täuscht, hat schon Nietzsche gewusst: „Wo das Chaos auf die Ordnung trifft, gewinnt meist das Chaos, weil es besser organisiert ist.“ Ein Beleg für diese These ist die Organisation des Testens im Corona-Chaos. Zum Vorhersehbaren gehörte deshalb, dass innerhalb kürzester Zeit Testzentren aus dem Boden geschossen sind wie die berühmten Pilze nach dem Regen. Wobei es in diesem Zusammenhang um einen Geldregen geht. Dieser Geldregen (18 Euro werden pro Test vergütet) hat in NRW inzwischen rund 9000 (neuntausend!) Testzentren aus dem Boden schießen lassen, für die man als Betreiber weder Arzt noch Apotheker sein muss. Nun ist der Verdacht laut geworden, dass einzelne Betreiber von Testzentren mehr Tests abgerechnet als durchgeführt haben. Das wäre dann ein Beleg dafür, dass im Chaos der Corona-Paragraphen und –Regelungen organisierte Kriminalität sich einfacher durchsetzt, da das eine (Regeln) Voraussetzung für das andere ist (Chaos) und umgekehrt. Dazu fällt mir als Beleg nur ein: Der Gott des Alten Testaments kam noch mit zehn Geboten aus – alleine unsere Straßenverkehrsordnung hat 53 Paragraphen. Und trotzdem herrscht Chaos auf den Straßen. Vorhersehbar, oder?

Obwohl es angesichts der kriminellen Vorgänge, vor allem aber des Leids der Betroffenen wegen ein wenig zynisch klingen mag, kann ich auf diesen Abschnitt im heutigen ELEVATOR nicht verzichten. Da schickt der Papst in Rom zwei Gesandte nach Köln, die sich mit den Vorgängen im Bistum befassen sollen und den Titel VISITATOREN tragen (so eine Art kirchlicher Tagesausflügler). Die Aufgabe der Untersuchenden besteht darin, sich „ein umfassendes Bild von der komplexen pastoralen Situation im Erzbistum (zu) verschaffen“.
Selbst in der Ankündigung der Aufgabenstellung schafft es die katholische Kirche, den Kern der Thematik sprachlich auszuschließen, nämlich den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Kirchenmänner und die jahrelange Verschleierung dieser Verbrechen. Immerhin sollen auch einzelne Verantwortliche in den Fokus der Untersuchung geraten. Dass der eine, ein Weihbischof, Dominkus Schwaderlapp heißt und der andere Ansgar Puff, ist kein blöder Witz von mir, passt aber irgendwie zu der ganzen Situation, wenn es um den Klerus geht!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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