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Return of the Bundeswehr-Koch

In der vorhergehenden Folge 13 dieser Rubrik haben wir bereits einmal einem Bundeswehr-Koch Raum für seine Erfahrungen und Ansichten eingeräumt. Natürlich mussten wir ihm absolute Anonymität und Quellenschutz einräumen, weil er befürchtete, dass er sonst mit den Schlapphüten vom MAD (Militärischer Abwehrdienst) Ärger bekäme. Unser Koch ist gegenwärtig bei einer NATO-Übung, an der osteuropäische Einheiten, Truppen aus dem Baltikum, der Türkei und England und Frankreich teilnehmen. Hier sein aktueller Bericht (telefonisch übermittelt, deswegen ohne Gewähr!).

Alle mal her hörn! Auch die, die schwer hörn!

Rührt Euch! Sag ich immer zu den Eiern, wenn ich sie in die Pfanne gehauen habe! Ha-ha-ha! Soldaten-Köche-Witz!

Jetzt übrigens auch auf Englisch, denn ich muss mir während der Übung das Küchenzelt mit einem englischen Kollegen teilen!Scramble you! That´s what I say to the eggs when I have beaten them into the pan! Der englische Inselaffe versteht aber nix, weder den Witz noch was vom Kochen. Wie die Holländer auch! Die Holländer haben übrigens erst gar keinen Koch zum Manöver mitgebracht. Nur einen Bäcker! Warum? Na: Einmal in der Woche gibt es frische Haschisch-Plätzchen!

Hahaha! Unsinn! Stimmt nicht!

Natürlich jeden Tag!

Aber was die Eier angeht: Hier lachen sich alle immer schlapp, wenn es neue Erkenntnisse und Theorieergüsse von diesem Masala-Eierkopp aus München gibt. Sie verstehen das, ja? Eierkopp wegen: Marsala all´uovo – italienischer Eierlikör, dünnflüssiger als der bei uns bekannte. Jetzt hat er einen europäischen Nuklearschirm gefordert – die französische Atomstreitmacht, aber finanziert von allen Partnern. Ein Nuklearschirm per Scheckbuch sozusagen! Ich bin mir sicher, dass dieser Experte sich von holländischen Haschischplätzchen und Magic Mushrooms ernährt!
Apropos Plätzchen: Fragt der Feldwebel am 1. Tag den Rekruten: Was sind sie von Beruf? Und der antwortet: Bakteriologe. Darauf der Feldwebel: Reden Sie hier nicht so geschwollen herum. Bei der Bundeswehr heißt der Beruf Bäcker!

Um eines mal gleich zu Beginn klar zu stellen: Krieg und Köche – das gehört zusammen! Ohne Köche würde jeder Krieg nach ein paar Tagen verhungern!

Beispiel: Stalingrad! Heißt nicht ohne Grund: Kessel von Stalingrad!

Apropos Kessel!

Frage: Hauptgericht in Stalingrad?

Antwort: Für die Soldaten Eisbein, für die Generalität Etappenhase. Und ansonsten Standgericht und Schnellgericht! Nichts für ungut: alter Reichswehrspaß!

Für die Bundeswehr bei dieser Übung im befreundeten Ausland gilt: Kochen ist Teil einer Friedenssicherungsmission und hat drei Funktionen.

Erstens dient Kochen zur Verständigung mit den Verbündeten. Motto: Annäherung durch Essen.

Zum Beispiel beim Abendessen mit der Brigade aus der Türkei. Wir haben den türkischen Offizieren Schweinegeschnetzeltes mit Erben, Möhren und Kartoffeln zubereitet, im Stahlhelm kochend heiß am Tisch serviert. Auf die Speisekarte haben wir aber geschrieben, natürlich auf Türkisch: Ragout vom blutjungen Kurden, von Gefängnisaufsehern frisch aus der Kluft geschnitten und elektroschockbehandelt. Die Türken haben vor Begeisterung einen Hammelsprung nach dem anderen gemacht und reingehauen wie Müx in die Grüpen —- wie Max in die Graupen.

Apropos Graupen:

Wie nennt man eine gesellige Hülsenfrucht? Kontaktlinse. Ihre etwas cholerische Verwandte ist die Knallerbse, und etwas ins Nuttige driftet die Saubohne ab!

Zweite Funktion des Kochens im Rahmen unserer Mission: Sicherstellung der Kampfbereitschaft. Für eine moderne Kriegsführung ist modernes Kochen geradezu eine Bedingung. Schwere Geschütze und schweres Essen – beides macht einen unbeweglich! Das war etwas für einen Stellungskrieg – wie etwa bei Verdun.

Bewegliche militärische Einheiten brauchen eine leichte Kost. Intelligente Kriegsführung, high intensity war, verlangt nach low intensity fat.

Panzerbrechende Waffen – gut! Essen erbrechende Soldaten – schlecht! Heute kochen wir nicht mehr in der Gulaschkanone, heute dünsten wir im Wok. Da bleiben die Soldaten und die Gemüse knackig und bissfest.

Apropos bissfest!

Treffen sich zwei Kannibalen. Der eine hat eine Baguette-Stange dabei. Fragt der andere: Ihr esst Brot? Worauf der mit dem Baguette antwortet: Wir haben einen mit nem offenen Knie. Wir dippen!

Apropos offenes Knie!

Auch bei unserer modernen Kriegsführung können Schäden am Menschenmaterial nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da brennt sozusagen schon mal was an. Sollte also als Folge einer Feindberührung bei einem Kameraden mal ein operativer Eingriff nötig sein, etwa im Magen- und Darmtrakt, hat der Arzt bei leichter Kost nicht so viel aus dem Weg zu räumen.

Dritte Funktion des Kochens als Teil der Friedenssicherungsmission: kulinarische Unterfütterung der Einsatzziele! Im Angebot heute: Ledernackenschnitzel „Schweinebucht“ im Tora-Boramantel mit leichter Grantsplittersauce Hisbollah und einer Farce aus Lungenhaschee für die Normalesser und einer Farce aus Lungenhaschisch für die Holländer! Wahlweise bieten wir Steckschussrübenpüree „Hamas“ für die Vegetarier an. Als Nachtisch gibt es Stacheldrahtbeergrütze mit Talibananasauce und dazu Kaffee con bin Laden!

Für die Friedensmission gilt: auch Kalorienwerte sind westliche Werte. Und richtig eingesetzt können Eisbomben ähnliche Verheerungen anrichten wie Streubomben. Zumal es zwischen heutigen Lebensmitteln und biochemischen Waffen sowie eine Grauzone und einen gleitenden Übergang gibt. Mit ein paar Zentnern fabrikmäßig hergestelltem Kartoffelsalat können wir ganze Ortschaften ähnlich effektiv ausrotten wie mit Lenkwaffen.

Denn es gilt: Wer uns sauer aufstößt, der wird merken, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist; denn den hauen wir notfalls in die Pfanne und sagen:

SCRAMBLE YOU!

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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