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Nun wollen wir uns doch nicht wirklich etwas in die Tasche lügen. Müssen wir auch nicht, soweit wir nicht zur Kaste der Politiker gehören, die uns nun die Bettelsuppe schönreden müssen, die als Beschluss der COP 28 am Ende der Konferenz steht. Das betrifft vor allem die Außenministerin, die auch für Weltklimapolitik zuständig ist. Die findet die Beschlüsse der COP 28 großartig, historisch, wegweisend – kurz: einfach nur superkalifragilistischexpiallegorisch.

Ja, in dem Dokument wird von einem „Übergang weg von fossilen Energien in einer gerechten, geordneten und ausgewogenen Weise“ gesprochen. Bis 2050 soll eine Null-Emission von Treibhausgasen erreicht werden, wobei zugleich festgehalten wird, dass die einzelnen Länder entscheiden müssen und dürfen, wie sie ihren „Übergang“ gestalten, denn „Energiesicherheit“ soll gewährleistet sein. Auch der Verzicht auf Energiegewinnung durch Kohle wird thematisiert.

Gleichzeitig wird aber die technische Entwicklung zur Vermeidung von Emissionen betont, was auch die Nutzung der Atomenergie ausdrücklich einschließt, weil auch sie zur Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen beiträgt. Aber entscheidend ist etwas anderes: Das Dokument ist die Verschriftlichung von letztlich unverbindlichen Absichtserklärungen, denn es enthält weder eine verbindliche Verpflichtung zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern noch gar einen Zeitplan mit Schritten, in denen der Ausstieg erfolgen soll. Ob also den hehren Worten konkrete Taten folgen, steht auf einem anderen Blatt. Das gilt sowohl für die Länder, etwa die Ölstaaten am Golf, die mit der Förderung und dem Verkauf von Öl , Kohle und Gas ihren Reichtum erwirtschaften, als auch für die wachstumsorientierten Volkswirtschaften Chinas, Indiens und anderer Staaten.

Gemessen an dem Weltenrettergetöse, das im Vorfeld von deutscher Seite über die Konferenzteilnehmer hereingebrochen ist, und den sich mehr und mehr steigernden und immer schriller werdenden Untergangszenarien ist das Abschlussdokument heiße Luft, weil niemand zu etwas verpflichtet wird. Es ist ein oberfaules Kompromisspapier, weil man sich die Schmach ersparen wollte, ohne irgendein Abschlussdokument nachhause zu fliegen. Deshalb muss jetzt das Ergebnis sprachlich hochgejazzt werden: So meldet die Frankfurter Rundschau:

„Die Bundesregierung stellt sich ausdrücklich hinter den Beschluss der UN-Klimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. Außenministerin Baerbock falle ein „riesen Stein vom Herzen“, hieß es am Mittwoch aus der deutschen Delegation in Dubai. „Große Freude in der deutschen Delegation und bei der Außenministerin, dass die Welt das Ende des fossilen Zeitalters beschlossen hat.“ (Quelle: fr.de)

Und eine Lobeshymne kommt natürlich, wie nicht anders zu erwarten, von Grünen-Chefin Lang:

Die Welt hat entschieden: Heute wurde das Ende des fossilen Zeitalters besiegelt, die Zukunft der Energie ist erneuerbar“, sagte Lang dem Nachrichtenportal T-Online. „Das Ergebnis dieser Klimakonferenz ist ein historischer Erfolg und ein riesiger Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit.“ 

Lang lobte das „Verhandlungsgeschick“ und die „konsequente Arbeit“ ihrer Parteikollegin und Außenministerin Annalena Baerbock. Die Klima-Außenpolitik Deutschlands habe „weltweit Vertrauen gestiftet„. ***

Darunter wird es heutzutage, besonders von Mitgliedern der Ampel-Parteien, sowieso nicht mehr gemacht: alles ist irgendwie „historisch“ und ein „riesiger Schritt“ und gleich in der ganzen Welt wurde „Vertrauen gestiftet“ – ja, die Deutschen sind und bleiben eben die Beglücker der Welt.

Das Vertrauen wird sicher auch durch die Position Deutschlands im Klima-Index gestärkt: „Im Gesamtranking hat sich Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze verschlechtert (Platz 16) und liegt damit noch knapp im Bereich der Bewertung „gut“Die Hauptgründe für das Abrutschen sehen die Herausgeber des Klimaschutz-Index im verlangsamten Ausbau der erneuerbaren Energien seit 2020 und in stark gestiegenen Emissionen im Verkehrssektor im Jahr 2021. Die schlechteste Teilplatzierung erhält das Land folglich auch in der Kategorie „Erneuerbare Energien“ (Rang 34).“*****

Nun kennen wir seit Beginn der Ampel-Koalition diesen merkwürdigen Zugang zur Wirklichkeit, besonders bei den GRÜNEN, bei denen es eine gefühlte Wirklichkeit gibt, die nur in ihrem Kopf existiert. Das Produkt ihrer Tätigkeit, mag es auch eine Bettelsuppe sein, wird aufgewertet, überdimensional vergrößert. So ist es auch mit den Ergebnissen von COP 28. Man wollte Gold schürfen, hat aber nur Pyrit (fool´s gold) in den Händen, will das aber nicht wahrhaben, weswegen man das Katzengold als Edelmetall anpreist. Dieses Denkmuster kommt dem Buyer´s Stockholm Syndrom nahe:

 „Verbraucher erwerben manchmal unnötige, fehlerhafte oder überteuerte Dinge und schreiben diesen nach dem Kauf unbewusst eine dermaßen hohe Bedeutung oder Qualität zu, dass sie nachhaltig von der Richtigkeit des Erwerbs überzeugt sind. Dadurch wird das Gefühl oder die Erkenntnis, ein unnützes, schlechtes oder überteuertes Produkt gekauft zu haben, abgeschwächt oder sogar negiert. Das psychologische Phänomen wird in Anlehnung an die Entwicklung der Zuneigung von Geiseln zu Entführern auch das Buyer’s Stockholm Syndrome (zu Deutsch: Käufer-Stockholm-Syndrom) genannt. Psychologen beschreiben es als das Bedürfnis, zu einem einmal gemachten Bekenntnis zu stehen und kognitive Dissonanz zu unterdrücken.“ (Quelle: WIKIPEDIA)

Wie die GRÜNEN Vortänzerinnen und Vortänzern uns demnächst erklären werden, dass das Schlussdokument der COP 28 zwar ausdrücklich die Atomenergie als eine Energie der Zukunft und des Klimaschutzes benennt, bei uns aber lieber Fracking-Gas aus den USA und Kohlestrom importiert wird, macht mich jetzt schon ganz wuschig. Ich freu mich drauf!

 ***(Quelle: https://www.ad-hoc-news.de/ausland/gruenen-chefin-ricarda-lang-hat-das-ergebnis-der-un-klimakonferenz-in/64396125)

***** (Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/klimaschutz-index-2023-klimaschutz-deutschland-china-usa-emissionen-erneuerbare-energien-100.html)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Fabio De Masi schreibt:

Fabio De Masi 🦩
@FabioDeMasi
Die Erhöhung der CO2 Preise bei Verzicht auf hinreichende Investitionen in Bahn und Co ist marktradikal. Sie wird die Akzeptanz von Klimapolitik in etwa so erhöhen wie die Aktionen der Letzten Generation. Preissignale werden mangels hinreichender Alternativen für Menschen mit geringen Einkommen kaum Lenkungswirkung zeigen und vor allem das verfügbare Einkommen reduzieren obwohl der ökologische Fußabdruck der Spitzenverdiner höher ist. Das ist weder sozial noch ökologisch und wird die AfD auf neue Höhen treiben

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