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Though this be madness, yet there is method in it (Shakespeare, Hamlet, II/2)

„Die Hexe gehört verbrannt!“

Nicht ganz so weit wollen sie gehen, aber schon bis zum

Die Alte muss weg!“

Oder jetzt ganz genau: Alice Schwarzer soll beim „Literarischen Herbst“ in Leipzig nicht auftreten und ihre Autobiografie nicht vorstellen dürfen. Diesen geistigen Dünnpfiff haben jedenfalls „33 Autor*innen“ bzw. „33 Künstler*innen“, wie es auf „queer.de“ heißt, in einem „Offenen Brief“ an die Veranstaltungsleitung abgelaicht. Der Grund für die Forderung der 33 Schreibenden, die zugleich offensichtlich auch 33fach künstlerisch tätig sind: „Schwarzer falle immer wieder durch transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen auf“. Schlussfolgerung ist die Forderung an die Veranstaltungsleitung: „Deshalb fordern wir den Literarischen Herbst auf, Alice Schwarzer keine Bühne für ihre problematischen Aussagen zu geben und die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen.“***

Dass die 33 schreibenden Künstler*innen, die auch als Autor*innen wirken, laut queer.de der „jüngeren Generation“ angehören, ist dabei für mich ebenso nebensächlich wie ihr geringer Bekanntheitsgrad. Der Nagel  im Kopf wäre auch nicht weniger oder mehr schmerzhaft, wenn sie älter und bekannter wären. Hier kommt aber zum Ausdruck, in welchem Zustand mentaler und psychischer Verwirrung sich Menschen befinden, die nach Zensur rufen, weil ihnen eine Position nicht passt, die von der eigenen Einstellung abweicht und deshalb gleich gelabelt werden muss (transfeindlich, rassistisch, misogyn) und aus der öffentlichen Debatte entfernt werden soll. Was die Schreibenden erregt, ist offensichtlich wohl Schwarzers Auffassung vom Vorhandensein von zwei biologisch bestimmten Geschlechtern und ihre Kritik an bestimmten Punkten des „Selbstbestimmungsgesetzes“ („Geschlechtswechsel“ schon bei Jugendlichen). Sich einem Diskurs über die Positionen Schwarzers und mit ihr zu stellen, haben die Freund*innen des Offenen Briefes nicht den Mut – vielleicht auch nicht den geistigen Horizont. Dann muss die eigene Befindlichkeit eben Argumente ersetzen! Daraus folgt, dass sich auch niemand sonst mit den Positionen Schwarzers im „Literarischen Herbst“-Programm auseinandersetzen soll – zumindest nicht öffentlich!

Die 33 Mimimis entblöden sich dabei nicht, ihre Forderung ausgerechnet zu einem Zeitpunkt zu stellen, an dem eine terroristische Vereinigung Menschen demütigt, entwürdigt, entführt, massakriert. Eine terroristische Vereinigung, die die Fahne des Islam schwenkt und unter deren Regentschaft die 33 Schreiberlinge und nach Zensur und Verbot Rufenden wahrscheinlich schon  -verstümmelt und enthauptet – verwesen würden, weil die Hamas und andere Organisationen dieser Denkungsart die Pflänzchen aus dem Queer-Beet ausreißen würden – ohne lange zu zögern! Das Transitorische ist in diesem Fall das Ticket für den Transit ins Jenseits! Doch dazu schweigt der Sänger*innen 33fache Mimi-Mosen-Höflichkeit. Was ist schon das Abschlachten von Jüdinnen und Juden gegen die Empfindsamkeit dieser 33 Seelchen?

Wir sind mittlerweile an einem Punkt, an dem sich jede Flachpfeife berufen fühlen kann zu bestimmen, wer zum öffentlichen Diskurs gehören darf und wer nicht! Was einst Debattenräume waren (Universitäten, Foren, Diskussionsveranstaltungen) sind heute zunehmend Verbotsräume und Stätten geistiger Beschränktheit. An die Stelle der Ratio ist die „Abberatio mentalis partialis“ (Büchner, Woyzeck) getreten. Die Auffassung, dass zur Wissenschaft Offenheit gegenüber antithetischen Denkmustern ebenso gehört wie Widerspruch, ist bereits ein Angriff auf die zarten Seelen der 33 aus Wokistan und Trans-Sexualistan. An diesen Orten tanzt man gerne im Bewusstsein, einzigartig, individuell und irgendwie auch ein wenig anders zu sein, um sich selbst und die Scheiterhaufen der geistigen Brandstiftung, die man für andere errichtet hat.

Zum Glück, so sei abschließend vermeldet, weisen die Veranstalter des „Literarischen Herbstes“, der in einer Woche beginnen soll, bisher die Forderung der 33 zurück und halten an der Veranstaltung mit Alice Schwarzer fest.

Da muss man schon fast loben, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte!

ALSO: für die 33 schreibenden Künstler*innen und die 33 künstlernden Autor*innen jeweils 33 mal 33 „Ihr-seid-ganz-arme-Verwirrte“-Punkte auf der nach oben offenen GAGA-Skala.

Mein Vorschlag: jede und jeder der 33 muss eine Ausgabe der EMMA komplett auswendig lernen und vor der Veranstaltung mit Alice Schwarzer auf dem Leipziger Marktplatz öffentlich vortragen!

***Quellen: https://www.queer.de/detail.php?article_id=47293

                  WAZ v. 18.10.23 (Kultur)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Mi.Rob.

Toller, wichtiger und mutiger Einsatz der selbsternannten „Künstler“, schliesslich hat man ja auch heute in der Früh versucht, mit Druckausgaben der „Emma“ die Berliner Synagoge an der Brunnenstrasse und andere jüdische Einrichtunge in der Hauptstadt in Brand zu setzen.

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Ro.Bien.

Gerade noch über diesen geistigen Dünpfiff in der Peergruppe gesprochen. Was macht man mit diesen Trotteln? Besser ignorieren, als ihnen auch noch Zeit und Artikel zu widmen? Ich weiss es nicht. Das Schlimme: mich jetzt ausgerechnet auf die Seite der mir persönlich höchst unsympathischen Schwarzer schlagen zu müssen, ohne ihre Bedeutung für die Frauenbewegung zu schmälern.

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