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Den Ergebnissen der aktuellen „Mitte-Studie“ nach, die sich mit rechtsextremen Tendenzen der Gesellschaft befasst – Auftraggeberin ist die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung – wächst in Deutschland die Zahl der Menschen mit rechtsextremem Weltbild – übrigens auch stark unter jungen Menschen. 6% der Befragten haben sogar Sympathien für ein System mit einem Diktator und nur einer Partei geäußert. WAZ-Schlagzeile: „Studie zeigt: Millionen wollen eine Diktatur“***

Woran das wohl liegt bei all den „Schulen ohne Rassismus“, die wir haben, bei all den Antifa-Gruppen, bei all den staatlichen und halbstaatlichen und aus „Demokratie-Töpfen“ mit Millionen geförderten Vereinen, Institutionen, Arbeitskreisen, Initiativen gegen RECHTS?

Vielleicht liegt es an der Macht der Bilder?

Nahezu täglich kann man auf irgendeinem Kanal aufbereitetes historisches Material sehen, das vordergründig der Information dienen soll, aber dramatisierend mit dem Schrecken und dem größten Verbrechen aller Zeiten hausieren geht. Und mittendrin der kleine Gefreite, dem es gelungen ist, vom bettelarmen Postkartenmaler und Bewohner eines Männerwohnheims zum Diktator aufzusteigen, der die Welt in Brand gesetzt hat. Vielleicht wäre er uns als Diktator erspart geblieben, wenn man ihn an der Kunstakademie aufgenommen hätte? Dann hingen vielleicht kitschige Bilder von ihm in Wohnzimmern, nicht aber, ab 33, Bilder mit ihm an der Wand neben dem „Volksempfänger“ im Herrgottswinkel. Hitlers geheime Pläne, Hitler auf dem Berghof, Hitler und seine Gehilfen, Hitler und Eva Braun, Hitler und sein Schäferhund, Hitlers Aufstieg, Hitlers Abstieg, Hitlers Ende. Und doch kein Ende?! Vielleicht besetzen die Bilder stärker die Seele und die Sehnsüchte als der über den Bildern liegende Text es mit dem Verstand tut? Durch den Schrecken wächst diese Witzfigur und wird groß. Aber auch ein großer Verbrecher ist und bleibt ein Verbrecher. Dennoch oder deshalb:  die Figur des Verbrechers übt Faszination aus, wie wir es aus vielen Hollywood-Filmen und der Literatur und den Mythen kennen. Wer möchte schon Faust sein, wenn es doch Mephisto gibt! Loki ist faszinierender als Thor, Satan, der gefallene Engel, ist spannender als ein himmlischer Bote! Siegfried ist langweilig, Hagen hat den Dreh raus!

Diktatoren – blutrünstige Schurken – umweht ein Hauch von Geheimnis. Frauen, die hart am Orgasmus zusammenbrechen, wenn Hitler ihre ausgestreckte Hand berührt. Weinende und schluchzende Nord-Koreanerinnen, die diesem Kind begegnen. Dabei sollten sie dem Kerl mal ordentlich den Hintern versohlen! Was fasziniert also?

Vielleicht sind es die Frisuren, die Diktatoren-Frisuren, der hair-cut! Dieser koreanische Kim, zu dem die Beschreibung passt, die der Doktor in „Woyzeck“ von Büchner über den Hauptmann abgibt (Aufgedunsen, fett, dicker Hals: apoplektische Konstitution) hat sogar bestimmt, welche Frisuren Männer und Frauen sich schneiden lassen und öffentlich tragen dürfen. Ist das nicht ein Traum von Macht? Die Bombe können alle haben, aber die Macht über die Köpfe mit den Frisuren darauf! Oder diese ständig auf die Stirn fallende Haarsträhne beim GRÖFAZ in Kombination mit der Rotzbremsen-Parodie. Vielleicht kommt das bei den Jugendlichen an, und überhaupt bei der (tatsächlich?) wachsenden Zahl von Menschen, die RECHTS sind!

Es könnte aber auch am System liegen, also an dem unsrigen, dass Menschen zusehends unzufriedener werden über all die Schieflagen in unserer Gesellschaft – von Altersarmut über marode Straßen und nicht besetzte Stellen in Verwaltungen, Schulen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen. Es könnte sein, dass die arbeitende Bevölkerung nicht mehr billigen will, dass die Belastungen durch steigende Preise, höhere Abgaben und sinkende Reallöhne größer werden, damit Nicht-Arbeitende Transferbezüge erzielen, ohne einen Handschlag zu tun.

Vielleicht liegt es daran, dass die Regierungsparteien sich streiten, dass Ideologie mehr zählt als Kompetenz, dass wir von Leuten regiert werden, die in unser Leben eingreifen, ohne selbst jemals einen Brotberuf ausgeübt oder eine Ausbildung oder ein Studium beendet zu haben, folglich bisher keinen Beleg dafür vorweisen können, dass sie in einem “normalen Leben“, jenseits der politischen Blase, existenzfähig wären!

Das – und noch einiges mehr – könnte der Grund für die in der Studie aufgezeigte Entwicklung sein. Wobei man auch einfach sagen könnte:

Die Leute haben die Schnauze voll!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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No.Mel.

In einschlägigen Kreisen heisst dieser Haarschnitt auch: „Dönerfrisur“. Warum weiß ich jetzt auch nicht. Vor ca 3 Jahren habe ich mal auf einen ähnlichen Artikel bei Tichy geschrieben, ich wundere mich warum diese Typen alle so aussehen, als wenn sie gerade aus einer Hauptversammlung der Hitlerjugend kommen. Seitdem werden meine Kommentare bei Tichy automatisch, egal was ich schreibe, gelöscht. Egal, das wollte ich gar nicht schreiben, aber jetzt ist es raus.
Erinnerungen an meine Jugend im Ruhrgebiet (GE-Buer), was haben wir als Jugendliche gekämpft, um endlich nicht mehr diesen „Siedlerschnitt“ verpasst zu bekommen. Und heute ist das wieder Mode.

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Ali-Emilia Podstawa

Schon aufgefallen, dass die historischen Filmaufnahmen immer perfekter digitalisiert, restauriert und per KI coloriert werden? So wird der Geist der Vergangenheit pünktlich zum Ableben der Zeitzeugen in unseren Alltag integriert. Und zwar realistischer, als es jemals zuvor möglich war. Adolf hat im ÖRR täglich seine Sendung(en). Er scheint wohl die wichtigste Person der Gegenwart zu sein.

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