5
(1)

Ich bin der Doktor Eisenbarth,

widewidewitt, bum bum

Kurir die Leut nach meiner Art,

widewidewitt, bum bum

Kann machen, daß die Blinden gehn,

Und daß die Lahmen wieder sehn.

Gloria, Viktoria, widewidewitt juchheirassa!

Gloria, Viktoria, widewidewitt, bum bum ***

Eine Heilerin ist uns erschienen, eine begnadete Wundärztin vor dem Volk, eine Meisterin im Verschließen von Wunden, derer sie drei am städtischen Körper entdecket hat und zu deren Heilung sie in der kommenden Dekade (für das gemeine Volk: in den kommenden zehn Jahren) zu schreiten beabsichtigt. Derart Wunden sind klaffend und blutend und bedürfen der Heilung, so dass am Körper der Stadt nicht Wundbrand entstehet und der moribunde städtische Leib nicht durch eine Sepsis gar ganz und gänzlich verzehret wird. Benennet hat sie die Wunden und ihre Heilung mit Namen:– das „Gelsenkirchen-Projekt“ zum Rückbau von Schrotthäusern, das „Zukunftsquartier“ am ehemaligen Zentralbad und der Schulneubau.“

Und die Heilerin hat uns versprochen: „Wir können Gelsenkirchens Wunden schließen.“ (Quelle: WAZ)

Nun gut! Geschlossene Wunden sind hilfreich! Und heilt die Haut, ist der Körper wieder glatt. Doch allein: Was nützen drei verschlossene Wunden, wenn der Körper von innen her verfaulet, wenn er von innen her zerfressen wird, wenn er dem Siechtum preisgegeben ist? Wenn das Gift des Verfalls schon längst das Blut verdorben hat? Meint: Greift hier die Diagnose nicht zu kurz? Sind nicht vielleicht auch Leber, Lunge, Milz und Nieren schon geschädigt? Nicht nur die Haut!?  Ist nicht vielleicht das Herz schon schwach, bedarf der raschen Hilfe?

Ist das, was eine Heilung verheißet, vielleicht gar Scharlatanerie? Ist Kurpfuscherei, was als vermeintliche Gabe der Heilung daherkommt?Ist Quacksalberei hiero zu Werke, Quacksalberei, die im Gewande medizinischen Wissens einen Schwindel betreibt?

Lasst euch von eurem getreuen Schreiberling einen Rat geben:

Dort draußen in der Welt sind etliche falsche Doktores am Werk, deren Heilkunst nur Blendwerk ist, die mit eurer Hoffnung spielen und die euer Vertrauen zu ihrem Vorteile missbrauchen! Gebt also acht, wenn jemand Heilung verspricht. Denn wirklich heilen kann nur einer:
der SALVATOR MUNDI!*****

*** Erste Strophe des Liedes über Dr. Eisenbarth, über den wir lesen können: Johann Andreas Eisenbarth (auch EisenbartEysenbartEysenparth); geboren vermutlich am 27. März 1663[1] in Oberviechtach in der Oberpfalz; † 11. November 1727 in Hannoversch Münden), genannt oft nur „Doktor Eisenbarth“ oder „Doktor Eysenbarth“, war ein deutscher Handwerkschirurg, der durch seine Heilerfolge als fahrender Wundarzt und Starstecher landesweit großen Ruhm erlangte. In Preußen wurde er wegen seiner augenärztlichen Leistungen vom „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. zum Hofrat und Hof-Augenarzt ernannt. Bis heute bekannt geblieben ist Eisenbarth jedoch, obwohl er nie einen Doktor-Grad führte, vor allem durch ein um 1800 verfasstes Trinklied mit dem Titel Ich bin der Doktor Eisenbart.(WIKIPEDIA)

*****Salvator mundi ist der Titel eines Gemäldes, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Das Ölgemälde zeigt Christus als Heiland der Welt und wird auf die Zeit um 1500 datiert. Erzielter Preis bei einer Versteigerung : 450 Millionen Dollar (2017)

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
4 Kommentare
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
So.Jo.Tien.

Von Wunden und Narben sprechen, wobei der Patient Stadt Gelsenkirchen wohl eher an einer Sepsis erkrankt ist. Sehr schöne Weiterführung des Bildes der OB’in Karin Welge, die vorliegend enttarnt wird.
Das bei einer Sepsis häufig vorkommende Symptom der „mentalen Veränderung“ dürfte dabei wohl im abhanden gekommenen Vertrauen zu finden sein, das sich stadtweit ausbreitet.

0
0
Dag.Lau.

Um die Zähne sieht es nicht viel besser aus mit der Gesundheitspolitik des Bundes!
Aber auch hier sieht der Doktor Eisenbart in der Strophe, wie die Zukunft wird:
Zu Wien kuriert ich einen Mann,
Widewidewitt, bum, bum,
Der hatte einen hohlen Zahn,
Widewidewitt, bum, bum,
Ich schoß ihn aus mit der Pistol,
Widewidewitt, juchheirassa,
O je, wie ist dem Mann so wohl,
Widewidewitt, bum, bum.
comment image
comment image
comment image

0
0
Fra.Prez.

Die Wundheilerin aus dem Emscherbruch! Man lese und staune. Der städtische Haushalt wurde nach langer Zeit ohne den Eindruck globaler Krisen verabschiedet, sagt sie sinngemäß. Ist es nicht schön, dass GE so intensiv mit dem Weltgeschehen auf einer Ebene steht? Die realen Krisen vor der Haustüre, die wir alle seit Jahren kennen und ich hier nicht aufzählen möchte, werden einfach weggelächelt. Es scheint sie nicht zu geben in der Botschaft der Wunderheilerin. Aber es gibt die Dekadenprojekte (schönes Marketing-Wording, dem Doppelwumms ähnlich) womit Schamanin Welge das Volk zu verzaubern sucht. Die können zwar nur Teile einer gesamten Strategie sein, worüber sie uns nichts verrät. Sonst wäre es ja nur Stückwerk – das Dekadenprojekt

0
0