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PRIMARK geht – das ELEND bleibt

Es ist rund 6 Wochen her, dass an dieser Stelle ein Beitrag zur Kaufhof-Schließung erschienen ist. *** Und nun ist auch die Filiale der Billig-Mode-Kette PRIMARK in Gelsenkirchen bald Vergangenheit. Unabhängig davon, ob man die Mode des irischen Konzerns mochte oder nicht: Erneut gehen Arbeitsplätze in nicht unbeträchtlicher Zahl verloren, erneut geht ein (einstiger) Kundenmagnet verloren. Aber die Zeiten, in denen Gelsenkirchen von allen Primark-Filialen den höchsten Umsatz pro Quadratmeter erzielt hat, sind schon lange vorbei. Mit der Eröffnung von Filialen in der Nachbarschaft, etwa in Essen und Dortmund, und in einem attraktiveren Umfeld (Köln, Düsseldorf) hat der gefräßige Konzern den Standort Gelsenkirchen geschwächt. Immerhin war Gelsenkirchen der erste Standort, den Primark unmittelbar in einer Innenstadt eröffnete und zunächst Anziehungspunkt von Kunden, die selbst aus Köln und anderen größeren Städten anreisten! Doch nur für Primark kommt niemand mehr in die einstige „Stadt der tausend Feuer“. Und mit dem Gelsenkirchener Publikum allein kann PRIMARK nicht genug Rendite erzielen: Menschen mit einem höheren Einkommen und einem anderen Bekleidungsstil finden sowieso kein entsprechendes Angebot – und wer das kaufen will, was so gerade eben als „Bekleidung“ durchgehen kann, findet in GE  andere Angebote. Der Konzern selbst hat lange den Internet-Verkauf vernachlässigt und besonders während der Corona-Zeit, als Läden geschlossen werden mussten, Kundschaft verloren.
Der einstige Charakter der Bahnhofstraße als attraktive Einkaufsmeile und Aufenthaltsort ist schon lange verloren gegangen – nicht nur weil „Große“ aufgegeben haben (Sinn, Boeker), sondern auch weil kleinere Fachgeschäfte (Preute, WMF) verschwunden sind und bestimmte Marktsegmente (gehobene Herren-Oberbekleidung) überhaupt nicht mehr vorhanden sind. Die Bahnhofstraße, so kann man es auch sehen, ist die innerstädtisch-räumliche Widerspiegelung der Armutsverhältnisse und der Bevölkerungsverhältnisse der Stadt Gelsenkirchen. Armut zeigt sich als Armut, Einkommensschwäche als Einkaufsschwäche, die bürgerliche (Mittel-)Schicht trifft man nur noch zu bestimmten Gelegenheiten (Feierabendmarkt). Es bleibt abzuwarten, wann die ersten Gestalten der Nacht sich auf der Bahnhofstraße um Feuer, die in leeren Ölfässern entzündet wurden, versammeln und ein wenig Slum-Atmosphäre vermitteln! Wundern sollte es einen nicht!

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass drei Gelsenkirchener Bürger im Mai 2021, also vor zwei Jahren, der Stadt in einem Antrag Vorschläge haben zukommen lassen, um die Innenstadt „attraktiver“ zu machen. Der Antrag wurde von der Verwaltung und den Ratsparteien abgelehnt, noch nicht einmal in Fachausschüssen beraten. Sicherlich hätte dieser Antrag die Schließung von KAUFHOF und PRIMARK nicht verhindert. Aber einer Debatte darüber, was denn passieren kann, um die Innenstadt zu beleben, wollte man sich damals nicht stellen. Schade: Jetzt ist der Schaden noch größer und zwei Jahre, etwas in Angriff zu nehmen, wurden verplempert!
Heimat, süße Heimat!

***https://magazin-herrkules.de/2023/03/14/kaufhof-kein-nachruf/

 

 

 

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8 comments

Ali-Emilia PodstawaAli-Emilia Podstawa says:

Anfang Februar 2022 führte die WAZ eine „Innenstadt-Umfrage“ durch.

Zur Bahnhofstraße wurde folgendes angemerkt und am 20.02.2022 veröffentlicht:

Die einstige Flaniermeile der Stadt ist zu einem Ort geworden, den die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener meiden. Nur wenige der Befragten verbringen dort überhaupt gerne und freiwillig mehrere Stunden ihrer Freizeit im Monat. Zu wenig hochwertige Angebote, zu wenig Atmosphäre, zu viel Müll, zu viele Bettler, zu viele Migranten – das ist die traurige Auflistung von Gründen unserer Umfrage-Teilnehmer, warum sie sich auf und an der Bahnhofstraße nicht mehr wohl fühlen.

Weitere Schlagworte, die im WAZ-Artikel fielen: Keine Anreize dort zu kaufen, keine Wohlfühlatmosphäre, kaum brauchbare Geschäfte, fordernde Bettler, Gefühl von Bedrohung, Angst vor Diebstählen und Pöbeleien, Dreck überall kaum zu ertragen, usw. .

Altstadtphänomene, die bereits vor 5 Jahren nicht zu übersehen waren.

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So.Jo.Tien. says:

Dranbleiben lohnt sich, wie das Bsp. aus Bochum zeigt. Aus einem Stellenangebot: „Die Stadt Bochum verfolgt mit dem Leitbild Mobilität „Umweltbewusst mobil in Bochum – zuverlässig, bezahlbar und vernetzt“ das Ziel, sich 2030 als Stadt für alle Verkehrsarten zu präsentieren. Verstärkt wurde diese Ausrichtung durch den Ratsantrag „Radverkehr in Bochum“ vom 1. April 2022 sowie den sich derzeit in Erarbeitung befindlichen Klimaplan Bochum 2035 zur Erreichung der Klimaneutralität. Um die erforderlichen Maßnahmen schneller umsetzen zu können, wird ein neues Team eingerichtet, das sich auf die Vorplanung der Straßenumbaumaßnahmen konzentriert und unmittelbar der Abteilungsleitung zugeordnet ist.“ – Geht doch!

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Clem.Gedöns. says:

Ziele, Anträge und ein Team sind gut und schön, was man von Interessierten und Aktiven dort hört über das, was bisher im Bereich Radverkehr verbessert wurde, klingt eher geringfügig und quälend langsam in Vergleich zur gemeinen Wanderdüne. Nicht daß es in GE deutlich besser wäre…

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To.Mo. says:

Die Gelsenkirchener „Champs-Élysées“….statt Place de la Concorde mit Obelisk der Neumarkt mit Prisma und am anderen Ende statt Triumphbogen Backwerk….dazwischen abgelaufene Süßigkeiten, Handyshops und 1-Euro Läden statt Prada und Chanel.

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