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Am 22. März 2020, vor 3 Jahren, wurde das gesellschaftliche Leben in Deutschland erstmals in seiner Geschichte durch einen Regierungsbeschluss weitestgehend lahmgelegt: Lockdown. Der Begriff hört sich „fancy“ an mit einem Hauch von „wir legen uns nur ein wenig hin und kommen zur Ruhe“. Dabei bedeutet Lockdown im Deutschen wörtlich Sperrung, Abrieglung, Schließung. Die gesellschaftlichen Folgen waren verheerend.

Eine Atemwegserkrankung, die in einigen Fällen tödlich verlief, wurde vor drei Jahren wochenlang medial befeuert und erzeugte so Angst und Schrecken in der Bevölkerung. Ein Virus – zunächst als rechte Verschwörungstheorie bezeichnet – drang auf virtuellem Weg innerhalb weniger Wochen in alle Köpfe ein. Eine besonders stark von der Angst vor dem Erstickungstod ergriffene, leitende Politikerin suchte nach Möglichkeiten, um das wirkmächtige Nanopartikel gesellschaftlich auszuschließen. Ihre Vorstellungen von politischen Maßnahmen – vor allem von Verboten – sowie die daraus folgenden, umfassenden staatlichen Verhaltenskontrollen aller Bürger, wurden bereitwillig von den Ausführungsorganen umgesetzt und exorbitant weiterentwickelt. Es kursierte – gegen alle medizinische Evidenz – in den Köpfen mancher Politiker und geltungsgeiler Besserwisser aus den Randbezirken des Journalismus (die sogenannten „Faktenchecker“) die Vorstellung, man könne als soziale Gemeinschaft von Lungenatmern ein durch die Luft übertragenes Atemwegsvirus durch staatlich verordnete Maßnahmen ausrotten, z. B. Separierung der Menschen voneinander im Abstand von genau 1,5 Metern bei gleichzeitigem Tragen von Stofftüchern vor den Atemöffnungen unter freiem Himmel.

Am 25. März 2020 beschlossen die gewählten und verunsicherten Repräsentanten der parlamentarischen Demokratie, diese vorerst aufzugeben und das Grundgesetz temporär gleich mit zur Disposition zu stellen. Der Bundestag ermächtigte nämlich die Regierung, ein Verordnungsregime (Regime = Herrschaftsform) zu errichten, in dem Amtsträger und Behördenapparate auf politischen Druck hin immer neue Maßnahmen verfügen konnten, wenn sie nur mit der Gesundheitsfürsorge begründet wurden. Eine ganze Latte von Grundrechten wurde so von mächtigen, leicht irren bzw. sich gewaltig Irrenden, ausgesetzt. Es entstanden im Laufe der folgenden 3 Jahre meist sinnlose, teils absurde Vorschriften, an die sich einige Zeitgenossen sklavisch klammerten, die andere schulterzuckend beachteten, nur wenige rational hinterfragten, eine kleine Minderheit ablehnend boykottierte und gegen die lediglich eine sehr kleine Gruppe aktiv demonstrierte.

Wer bis vor drei Jahren die Frage stellte, wie konnte es in der Menschheitsgeschichte nur passieren, dass die Bevölkerung eines ganzen Landes vorbehaltlos einer politischen Idee folgte, dafür ihre Grundrechte aufgab, und wirklich jeden Schwachsinn zu glauben bereit war, der wurde plötzlich Zeitzeuge einer solchen Entwicklung.

Mach den Leuten richtig Angst, rede unablässig von einer bislang nie dagewesenen tödlichen Gefahr und sie werden zu allem bereit sein, um ihr Leben zu retten.

Wer vor drei Jahren fragte, wie konnten in vergangenen Zeiten Menschen nur dazu gebracht werden, ihre Mitmenschen auszugrenzen, zu beschimpfen, sie zu denunzieren oder ihnen konkret zu schaden, der wurde Echtzeitbeobachter dieses Vorgangs. Ein neuartiges Medikament zu nehmen, wurde zur Bürgerpflicht erklärt. Je nach genuinem Bosheitspotential wurden Menschen zu Tätern. Sie glaubten den durch Politiker und Geschäftemacher vorgetragenen Behauptungen, nur ein spezielles Medikament allein könne den „Krieg gegen das Virus“ gewinnen und jeder, der das Medikament nicht nehme, werde zu einer Gefahr für die ganze Gesellschaft. Abstinenzler wurden rigoros per Zugangskontrollen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Selbst schuld, so lautete dazu das Urteil des „Ethikrates“ und so mancher religiöser Führer.

Fazit: Das Böse ist immer und überall – und vor allem da, wo man es zunächst nicht vermutet.

Als paramilitärische Vorbereitung auf einen Bürgerkrieg wurde auf Twitter, Facebook und an der Supermarktkasse verbale Gewalt eingeübt. Absurdes Theater durfte nicht mehr in geschlossenen Sälen aufgeführt werden. Es fand ersatzweise unter freiem Himmel statt: Hilfs-Sherifs des Ordnungsamts vertrieben vereinsamte Menschen von Parkbänken. Sie verhängten dabei Bußgelder zugunsten klammer städtischer Kassen (Gelsenkirchen 1,5 Millionen Euro) und zäunten Spielplätze im Krieg gegen das Virus mit Flatterband ein. Wenn man über die Bahnhofstraße lief, war Maske Pflicht. Sicher ist sicher, auch wenn es ganz sicher Schwachsinn ist, wurde zum Maßstab des Handelns, zur neuen Normalität.

Ein Beitrag zur Erinnerungskultur war gestern in der Kulturzeit auf 3SAT zu sehen.

Erinnert sich jemand noch an das Folgende?

Arbeitsplatzzugangskontrolle

Drei Jahre, die das Land und seine Menschen veränderten.

Drei Jahre, in denen pausenlos Gehorsam gegenüber den Mächtigen gepredigt wurde.

Drei Jahre, in denen wissenschaftliche Prinzipien nicht angewandt wurden.

Drei Jahre, in denen manche Begriffe ins Gegenteil umgedeutet wurden.

Drei Jahre, in denen die moralisch begründete Verbotskultur etabliert wurde.

Drei Jahre, in denen Rechtsstaatprinzipien umgedreht wurden.

Was machen wir mit den Erfahrungen aus den drei vergangenen Jahren? Schwamm drüber und dem nächsten, vollkommen überzeichneten politischen Bild einer realen Gefahr besinnungslos und selbstzerstörerisch gehorchend folgen? Sind wir nun auf medial aufgeladene politische Kampagnen besser vorbereitet? Denn schon wieder wird alles einem einzigen Thema untergeordnet, diesmal dem drohenden, selbstverschuldeten Weltuntergang. In den Medien wirken von morgens bis abends erneut moralisch aufgeblasene „Apokalyptiker“. Die Erde habe Fieber, die Katastrophe wird unabwendbar, die Erde werde verbrennen, das Ende ist nah.

Übrigens – nur um eine konkrete apokalyptische Schrift zu erwähnen – am Ende der „Offenbarung des Johannes“ geht die Erde nicht unter. Im Gegenteil. Es kommt eine gewaltige Stadt auf die Erde herab, quadratisch im Grundriss, mit 2000 km (12.000 Stadien) Kantenlänge so groß wie ein Kontinent. Es ist der erstaunliche Clou dieser Geschichte, dass nicht ein Leben auf Sparflamme in einer Naturidylle beschrieben wird, sondern eine riesengroße Stadt von unfassbar prächtiger Urbanität. Energieknappheit ist dort übrigens kein Thema, denn die Sonne wird nicht einmal mehr als Beleuchtung benötigt und Wind kommt gar nicht vor. – Man sollte Weltliteratur also immer bis zum Ende lesen, bevor man sie instrumentalisiert.

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seb.totz.

Der Kollege mit Long Covid und 70% Lungenfunktion sagt ihr habt Recht…ich bin da skeptisch..comment image

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Heinz Niski

Ich bin seit dem 14.03.23 Corona Negativ, plage mich noch mit einer gewissen Müdigkeit herum. Wollte ich nicht haben, würde ich auch bei Ebay verschenken. Ich hatte seit langem alles ausgeblendet, was mit Corona zu tun hat. Ich konnte mir das als Rentner, der auch keine Enkelkinder hat, leisten. Einzig die Pflege und Versorgung meiner Schwägerin war sehr kompliziert. Überrascht hat mich dann doch, als ich las, dass ich als Erkrankter nun zur Arbeit gehen kann. Ein Bekannter, Lehrer, tat das auch. Ich habe mich freiwillig 13 Tage in Quarantäne begeben, obwohl ich das, verblüffenderweise, gar nicht mehr musste. Beim Zahnarzt heute musste ich allerdings wieder eine Maske trage. Natürlich nur an der Anmeldung, nicht bei der Inspektion. Ali-Emilia spricht aber im Kern doch ein völlig anderes Problem an, er/sie/es leugnet nicht die Epidemie, sondern hinterfragt unseren Umgang damit. Fragt, wie ernst es uns mit unseren sonst als Monstranz vor uns her getragenen Grundwerten ist.
Diese Fragen sind verdammt berechtigt und müssen aus der Schmuddelecke „Coronaleugner“ raus und von der Zivilgesellschaft ernsthaft debattiert werden. Ohne die Lynchaufrufe an die damals und heute verantwortlichen Politiker.

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Mi.Rob.

Wenn diese Lockdowns schon nicht gegen Viren geholfen haben, waren sie doch recht erfolgreich im Kampf um das Erreichen sogenannter „Klimaziele“.
So gesehen sollte man sie durchaus als Teil eines „Instrumentenkasten“ ansehen, zumal viele Menschen doch mitgemacht haben.
Freiheit & Menschenrechte sind auch mehr so Boomerthemen und von alten weissen Männern, oder?

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Heinz Niski

Zufällig lief mir heute dieses Video von 2020 über den Weg. Nein, wir bekommen das nicht mehr eingefangen. Das oder der Virus wird sich irgendwie verflüchtigen, der Rückfall in archaische, antidemokratische Verhaltensmuster wird im kulturellen Gedächtnis prägend bleiben.

https://youtu.be/3uBg4UMMuuM

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