An Schauspieler, Komödianten und Schnulzensänger, die als zweites berufliches Standbein die Präsidentschaft ihres Landes ausüben, sind wir Dank Ronald Reagan, Wolodymyr Selenkyj und Silvio Berlusconi gewöhnt. Bekannt ist auch, dass man zunächst die Rolle eines Präsidenten in einer beliebten Fernsehserie spielen kann, um danach tatsächlich Präsident zu werden, die Ukraine hat es vorgemacht.
So weit, so gut und auch nachvollziehbar. Jedenfalls nicht ungewöhnlicher als Strippen ziehende Echsenmenschen, Mikrochips spritzende MSDOS Verkäufer oder Flacherdler.
Beunruhigend wird es, wenn in einer Fernsehserie aus dem Jahre 2015/2016 eine fiktive US-amerikanische Außenministerin den Ukrainekrieg von 2022 wie eine Blaupause vorzieht, wenn der Präsident Selenskyj heißt, sein Außenminister Melnyk. Ist das klar- oder weitsichtig, wenn der ukrainische Präsident als Kriegstreiber gemalt wird, der um jeden Preis den Konflikt anheizt, wenn die Russen die Ukraine ziemlich genau so aufteilen, wie sie es zurzeit getan haben? Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass in dieser virtuellen Welt reale Außenministerinnen (Madeleine Albright, Condoleezza Rice, Hillary Clinton) sich selber spielen und die verschiedenen Realitätsebenen miteinander vermischen.
Da kommt man ins Grübeln und ist versucht zu glauben, dass ein genialer Drehbuchschreiber, wie in Fassbinders Welt am Draht, uns, unser Leben vorbestimmt und uns nach seinem Willen tanzen lässt.
Stoff für eine neue Verschwörungsgattung.
Sicher scheint mir vor allem eins: Die fiktiven Geschehnisse sind informativer, als die reale Berichterstattung in den deutschen Medien über den tatsächlichen Krieg. Zumindest gibt es dort nicht Schwarz und Weiß, Gut und Böse, sondern ein sehr differenziert geschildertes Geflecht aus Interessen, Befindlichkeiten, Kriegstreibern auf beiden Seiten. Nebenbei versucht in der Serie der ukrainische Präsident durch seinen geheimen Hackerangriff auf die Airforce One, Amerika, den Westen, in einen Krieg gegen Russland zu treiben.
Die Serie heißt „Madame Secretary“ und ist zu sehen z. B. auf Amazon Prime. In der zweiten Staffel, Folge 8-11, wird der Ukrainekrieg von 2022 schon im Jahre 2015 vorgezogen. Ein feines und lehrreiches Stück Zeitmaschine.
Kenne ich, kann man, muss man aber nicht sehen. Tony Hofreiter und die Agnes Strack tauchen an keiner Stelle auf.
Ein kurzer Sloterdijk zum Krieg, zu Putin, zu jungen Bellizisten und lebenserfahrenen so beschimpften „zynischen Indifferentisten“ :
https://youtu.be/LgXtLYG93vk
Für die, die 16 Minuten Zeit haben, sich vom aktuellen Kriegsgeschrei zu lösen:
https://youtu.be/Hwy8SzVmWGc