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Am 01.11.2020 beantragten Bernd Matzkowski und Heinz Niski, dass die Verwaltung der Stadt Gelsenkirchen im Rahmen einer Bürgerdebatte die Sperrung eines Teils der Innenstadt für den Autoverkehr umsetzt.
In den verschiedenen sozialen Medien (WAZ online, Facebook, Twitter, Nebenan.de, Gelsenkirchener Geschichten) wurde der Antrag mehrere tausend Mal aufgerufen und mehr als 50 mal kommentiert. Die Petition auf we.act fand bisher 222 Unterstützer (Stand 18.01.2021)

Das Referat Verkehr der Stadt Gelsenkirchen hat die Initiatoren eingeladen, im Rahmen eines Facharbeitskreises „Masterplan Verkehr“ auf einer Videokonferenz am 01.02.2021 ihre Ideen vorzustellen. Mit dabei sind als betroffener Anrainer Dirk Niewöhner (Buchhandlung Kottmann) und ein weiterer Bürger, der viele durchdachte konkrete Vorschläge zur Umsetzung des Planes gemacht hat.

Zeit also für eine erste Zwischenbilanz.

ABLEHNUNG UND BEFÜRCHTUNGEN

Die Gegner des Antrages argumentierten hauptsächlich mit folgenden Annahmen:

1. Die Käufer würden wegbleiben, der Einzelhandel sterben, die Arbeitslosigkeit steigen

2. Mehr kostenlose Parkplätze würden die Innenstadt attraktiver machen

3. Behinderte und alte Menschen brauchen kurze Wege

4. Autofrei bedeutet abends Verödung der Innenstadt und die Schaffung von Angsträumen und wäre ein Anreiz für Vandalismus

5. Eine lebendige Gastro-, Kultur- und Kunstszene in der Innenstadt würde die dort Wohnenden vertreiben

6. Mehr Fahrradverkehr würde mehr Gefährdung der Fußgänger bedeuten

7. Anwohner wären von Besuchern nicht mehr bequem erreichbar

ZUSTIMMUNG UND HOFFNUNGEN

Die Befürworter der Neuerfindung der Innenstadt argumentierten vor dem Hintergrund des zunehmenden Onlinehandels und des Einkaufstourismus zu Shoppingcentern mit folgenden Gedankenfiguren:

1. Es gäbe eine höhere Aufenthaltsqualität der Innenstadt durch die bessere Mischnutzung von Wohnen, Handel, Gewerbe, Gastro, Kunst, Kultur

2. Es gäbe eine Verbesserung des Mikroklimas, eine Entschleunigung des Lebens, Zeit und Raum für Muße, Austausch, Begegnungen

3. Es gäbe eine Wiederbelebung der sterbenden Innenstadt durch vielfältige Nischen- und Spezialangebote (Weberstraße als Türkisch-Arabische Meile mit gehobenerer Gastronomie, Geschäften, Gewerbe)

4. Statt des Nebeneinanders der verschiedenen Kulturen könnte es ein Miteinander werden durch offenere, zentrierte typische Quartiere und deren speziellen Angebote (Gastro, Kultur, Dienstleistung etc.)

5. Durch die Kombination von Individual- und öffentlichem Verkehr in dem Bereich (freie Nutzung der Straßenbahn von MiR bis Hauptbahnhof etc.) wird der öffentliche Nahverkehr wieder attraktiver

KONKRETE VORSCHLÄGE ZUR GESTALTUNG

Parkflächen rund um die Zone werden durch den Auf- und Ausbau zu Parkhäusern ausgeweitet. Die Kosten könnten zwischen Stadt, Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Anwohnern, Geschäftsleuten, Parkenden und Parkhausbetreibern aufgeteilt werden.

Standorte könnten sein: die Parkfläche zwischen Bismarck- und Ringstraße, die Parkfläche des Jobcenters (Vattmannstraße ab Parkplatz für den Durchgangsverkehr gesperrt), die Parkflächen des MiR / Königstraße, die Parkfläche Weberstraße/Beskenstraße (Zufahrt über die Beskenstraße – Ausfahrt über die Augustastraße), die Parkfläche des Kaufhofes.

Parkhäuser sollten als multifunktionale Räume geplant werden, um bei Bedarf dort Veranstaltungen durchzuführen oder ergänzende Verkaufs- oder Marktflächen zu haben.

Die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs zwischen Musiktheater und Bochumer Straße (Einbindung der Heilig Kreuz Kirche) ist gratis. Für den Fahrraddurchgangsverkehr wird die Weberstraße vorbehalten. Der Ausbau digitaler Leitsysteme, städtischer Apps zur Verkehrslenkung, Reservierung und Angebotsanzeige wird forciert.

Die Sperrung der genannten Flächen für den Autoverkehr wird Teil eines Gesamtkonzeptes für eine Neugestaltung des Innenstadtbereichs. Dieses Gesamtkonzept umfasst die Module Wohnen, Leben, Wirtschaften, Kultur, Kommunikation und Freizeit und soll insgesamt zu einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und einer Attraktivitätssteigerung führen. Teilaspekte dieses Konzeptes sind Begrünung, Möblierung, Spielflächen und Gestaltungselemente (früher: Kunst im öffentlichen Raum).
Insofern ist der Vorschlag als ein Einstieg in die Innenstadtentwicklung zu sehen. Dieser Entwicklungsprozess soll unter breiter Beteiligung der Anwohner, Geschäftsleute, von den Maßnahmen Betroffener und interessierter Bürger erfolgen!

Zur Petition „autofreie Innenstadt“

 

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Tho.Bern.

Mehrere tausend mal aufgerufen und dann nur 222 Unterstützer der Petition ?
Das Votum erscheint eindeutig !

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Jö.Bu.

@Tho.Bern. pssssssttt…..

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Di.Niew.

Du hast nur Angst, dass Dir jemand Dein Auto klaut, wenn Du nicht bis vor die Tür fahren kannst 😀

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Heinz Niski

@ Tho.Bern. Laut Umfragen sind die Gegner autofreier Innenstädte in der Mehrzahl. Von Seitenaufrufen – Unterschreibern der Petition auf den Grad der Zustimmung zu schließen, ist schwierig. Wir haben selber eine online Umfrage gestartet und dort klicken hauptsächlich Befürworter an, während die Gegner, die ja auch klicken könnten, in der Minderzahl sind.

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Jö.Bu.

@Th.Bern, ich würde ja behaupten das nur die Ankündigung eines solchen Vorhaben jeden Expansionsleiter eines Einzelhandels Konzepts einen Bogen um den Standort machen lässt! Auch ist sicher bei Warengattungen wie Weißer Ware, Brauner Wäre oder selbstverständlich Haushaltswaren förderlich keine Parkmöglichkeiten zu haben, so ein Porzellan Geschirr wiegt ja auch nix! Auch das zum Beispiel da die Ladenlokale leer sind wo es keine Parkmöglichkeiten gibt wie an der Kurt-Schumacher Str. oder der Bochumer Str. hat natürlich auch nix mit den nicht vorhandenen Parkplätzen zutun! Übrigens führt das natürlich auch nicht dazu das die Gutverdiener schön nach Haltern am See ziehen wo der Lebenstraum der Doppelgarage verwicklicht wird! Und es immer erstaunlich das Leute die sich anscheinend mit Einzelhandel, erlebnisorientierten Shoppen auskennen, weder ein Einzelhandels Geschäft geführt haben noch Immobilien bewirtschaften müssen in der realen Welt 🤫😬😏 Aber vielleicht gibt es ja dann Subventionen oder wie in Schalke Geld für ein Fanverband Ladenlokal wo irgendwas gegen Rassismus im Fussball finanziert wird! Gelsenkirchen wie es leibt und lebt! Auf in den Untergang Genossen! Obligatorisch von mir noch der Folklore ein Glück Auf 🙈💊🤯

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Heinz Niski

Triebabfuhr ist immer gut, nachdem also nun die Genossen (bin ich nicht) abgewatscht worden sind, der fussballerischen Antifa (habe ich keine Berührung mit) die Luft raus gelassen wurde, Stereotype über Subventions- und Neidkultur ihren Überdruck abdampfen durften, könnten wir zum wesentlichen kommen.

Wenn der Kaufhof Weißware verkauft und der Parkplatz 2 Etagen tiefer liegt, wäre dass nach Deiner/Ihrer Argumentation offensichtlich der Grund und die Ursache für den Zusammenbruch der Kaufhofkette. Dass Weißware in der Regel frei Haus geliefert wird, ist natürlich ebenso zu vernachlässigen, wie unsere Hinweise auf die wenigen Schritte, die Autofahrer zu Fuß zu gehen hätten. Macht aber alles nichts, Hauptsache Fakten frei Ideen, Überlegungen ohne Abwägung mit der Hass-Ideologie Brille als Ausgeburt von Ahnungslosen abstempeln.

Zukunftsplanung muss natürlich sehr genau Vor- und Nachteile von Änderungen abwägen, wir glauben dass wir das ernsthaft versuchen, Facebook bzw. soziale Netze sind natürlich tendenziell eher weniger geeignet für komplexere Überlegungen, da sind die Affekte und Enthemmungen der Leser/Schreiber vor.

Aber wir könnten ja mal gemeinsam die Vor- und Nachteile unserer Idee suchen…

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Jö.Bu.

Ich war ein wenig Polemisch das gebe ich zu, allerdings habe ich tatsächlich Handelsmängement studiert! Thema der Diplom Arbeit war übrigens „Die Entwicklung der Selbstständigen Quote im Einzelhandel in Deutschland“, habe tatsächlich für die größte deutsche Einkaufsgenossenschaft für die 3 Warengattungen gearbeitet und verwalte Heute Immobilien in Innenstädten! Also egal wie wir diskutieren würden in Hinblick auf die Glaskugel! Es ist keine Gute Idee!!!

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Di.Nie.

Alte, weiße Männer. Und die jungen Kunden sind schon längst online abgewandert. Ob Parkplätze da die finale Lösung sind 😉

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Jö.Bu.

also ich hole morgen meine 2 Bücher bei dir ab und fahre dafür sicher nicht mit der Bahn weil es zeitlich übrigens das größte Argumente dagegen! Nicht in meine tägliche Arbeitswelt und damit auch Zeit passt! Und frag mal deine Kollegen in Haltern Dirk (wo es übrigens einmal im Jahr einen Büchermarkt gibt an den 12 Offen Sonntagen) was die zum Thema Parkplätze sagen oder was demnächst im Marler Stern los sein wird!

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Ro.Bie.

Bravo. Und: Sinn und Unsinn halten sich auf beiden Seiten die Waage. weiter so.

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Bernd Matzkowski

@Experte für Handel und Immobilienwirtschaft:

„Auf in den Untergang Genossen! Obligatorisch von mir noch der Folklore ein Glück Auf „

Unsere Innenstädte sind in den vergangenen Jahrzehnten auf a) den Autoverkehr ausgerichtet worden und b) überall mit den gleichen uniformierten Einkaufszonen ausgestattet worden. Das hat Jahre funktioniert – die Bahnhofstraße war einmal eine Top-Einkaufsmeile. Als ein – im wahren Sinne des Wortes – alter Gelsenkirchener kann ich mich sogar noch daran erinnern, dass an vorweihnachtlichen Wochenenden Busse aus den Niederlanden die GE-Innenstadt mit der Bahnhofstraße angesteuert haben.
Wir sehen heute überall, dass das alte Konzept nicht mehr funktioniert: Gründe dafür sind der Internethandel, die Entwicklung von Ketten, die sich überall ansiedeln und gleichen, der Rückzug des von Inhabern geführten Einzelhandels (Beispiel in GE etwa Preute), die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und der Geldströme (Abfluss in den Onlinehandel) .
Beispiel: Kaufhof/Karstadt ziehen sich nicht wegen eines Mangels an Parkplätzen aus Standorten zurück, sondern weil sich das Konzept dieser Kaufhäuser als in Teilen überholt erweist und man selbst verstärkt auf Onlinehandel setzt. Zudem wird die Entwicklung von Investoren bestimmt, die in Holdings entscheiden, welcher Standort genug Geld einbringt, um noch gehalten zu werden. Der Autoverkehr/die Parkmöglichkeiten spielen bei diesen Entscheidungen nur eine untergeordnete Rolle!
Beispiel 2: Als Primark (Sitz: Irland, Devise: Für 50 Euro von Kopf bis Fuß eingekleidet werden) in GE eröffnete, war der Gelsenkirchener Standort eine Art „Testgelände“. Die Gelsenkirchener Filiale war zu Beginn der umsatzstärkste Standort in ganz Europa!! Als der Test gezeigt hatte, dass in Deutschland für derartige Produkte Nachfrage besteht, hat man in den Nachbarstädten im Ruhrgebiet und Rheinland Filialen eröffnet, was natürlich den Umsatz in GE senkte. Gewinnmargen spielten eine Rolle, nicht Parkplätze.
Was diese angeht: Der Vorschlag zeichnet sich dadurch aus, dass an den Grenzen des ausgewiesenen Gebiets rundum Parkhäuser bzw. Parkflächen liegen, so dass es nur weniger Schritte bedarf, um den Kern des Gebietes zu erreichen. Das kann man sich, wenn man ernsthaft diskutieren und nicht nur seine eigenen Vorurteile kultivieren will, auf der entsprechenden Karte anschauen.
Der Vorschlag mag Defizite haben, noch nicht stimmig sein, sogar Widersprüche enthalten, aber: Das ist der Ansatzpunkt für einen Debattenprozess. Und in dem haben sogar Meinungen Platz, die gegen den Vorschlag sind, weil sie zeigen, wieviel Überzeugungsarbeit noch zu leisten ist.

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Tho.Bern.

hallo ????
Glaubst Du das alles wirklich ?
Investiere mal dein eigenes Geld ! Vielleicht verstehst Du dann die Kapitalseite !
Und Verantwortung haben auch Unternehmer neben dem Invest für ihre Angestellten , sorry Kollegen !

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Bernd Matzkowski

ich verstehe die kapitalseite sehr gut, und genau deshalb ist mir auch klar, warum filialen geschlossen werden und mitarbeiter „freigesetzt“ werden (verantwortung für mitarbeiter). das kapitalistische wirtschaftsmodell funktioniert gut, gewinn ist legitim -aber man muss es doch nicht unnötig romantisieren, sondern einfach sagen: profit ist legitim und der zweck des wirtschaftens.

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Mi.Rob.

Warum ziehen Menschen, die keinen Autoverkehr mögen, nicht aufs Land?

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Di.Nie.

ohne Auto ist da aber schlecht 🙂

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Mi.Rob.

Man kann mit einem autofreien Landleben ja einen zehnjährigen Modellversuch für Leben ohne Autos in Innenstädten starten.

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Mi.Rob.

Nicht so ganz ernst gemeint. Ich pflege zu scherzen 🙂

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Heinz Niski

Die Frage ist falsch gestellt. Sie müsste lauten: warum werden Autoliebhabern keine Bungalows auf dem Autobahnzubringer Kreisverkehr Buer angeboten? Wegen der hohen Grundstückspreise? Wegen der phantasielosen Investoren? Weil rechtsdrehender Kreisverkehr antibiotisch ist und Morbus Bechterew hervorruft?

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Mi.Rob.

Auf dem Platz im Kreisverkehr wurde Raum geschaffen für Kunst. 😃

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Heinz Niski
Bernd Matzkowski

ach, manchmal wird mir doch das herz schwer, wenn ich lesen muss, dass menschen einfach nicht differenzieren können – so wie du! woraus schließt du, dass ich keine autos mag? aus dem vorschlag? dann liegst du falsch!
ich mag aber auch einen flecken in der innenstadt ohne hupende zeitgenossen, die die weber-straße, etwa im bereich alter weka-parkplatz, blockieren, die in der zweiten reihe parken, denen 100 meter fußweg eine last sind (obwohl sie vermeintlich vor potenz und kraft platzen), für die das auto kein mittel zum zweck ist, sondern dem imponiergehabe dient (freudianisch: auto als phallussymbol) und die fußgänger und radfahrer als menschen zweiter rangordnung betrachten.
also- auf deinem niveau: warum wohnen menschen, die autos mögen, nicht in einer schrauberwerkstatt am nürburgring, trinken ausschließlich benzin und ölen sich mit schmiermitteln ein?
vielleicht deshalb, weil es zwischen schwarz und weiß auch grau gibt und man autofahren mag – aber auch gerne mit dem rad unterwegs ist.

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Mi.Rob.
Heinz Niski

heute schon die Augen gerieben? Wo bitte siehst du hier Autos in der Innenstadt – oder Parkplätze? https://www.koblenz.de/leben-in-koblenz/360-grad-koblenz/

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