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Nach dem grandiosen Start des Zooms mit den Triple A Erlebniswelten „Alaska“, „Afrika“, „Asien“, übertrafen sich die Macher sensationell mit einem neuen „A“, der Erlebniswelt „Amoralia“ und katapultierten sich damit an die Spitze der europäischen Zoos.

Hraven Tersgelund schuf mit seiner am Eingangsbereich platzierten Stahlskulptur „Ceasars Rubber Dug“, eine bis dahin für unmöglich gehaltene Metamorphose anthropozentrischer Vorstellungen, veganistischer Tierethik, biologischer Erkenntnisse und theologischer Zoologie. Erreichen die einen die Sphäre der Humanität, so spüren die anderen ihre Bestialität. Tier und Mensch, Besucher und Besuchte, verschmolzen und bereit, einander neu zu erkennen.

Dies trotz der Schwere des Materials (Stahl) sowie des zu Grunde liegenden Themas (Ethik / Moral) mit einer spielerischen Leichtigkeit, Mensch und Tier zugewandten Fröhlichkeit, die uns fast glauben macht, Franz von Assisis Zwiesprachen mit den Tieren beizuwohnen.

Während der badende Ceasar in Denkerpose (!) Geist und Körper vereint, Genuss und Askese nicht als Gegensätze lebt, wird diese Harmonie gestört durch ein an ihn gefesseltes, gebundenes, gezähmtes, gefangenes Haus- oder Nutztier. Mag auch mancher hier einen Hinweis auf das Streitgespräch Dr. Klöbners mit Herrn Müller-Lüdenscheid sehen, so scheint dies doch eher der Fixierung eines Teil des Publikums auf Koonsche Schlüsselreize aus der Ästhetik der Trivial- und Banalkultur zu entspringen.

Tersgelund wäre nicht Tersgelund, wenn er uns nicht einen Hinweis durch die Betitlung gegeben hätte. Rubber Dug lässt nicht nur die Veganer unter uns aufatmen, nein, hier hat sich das Tier kein Tier zu Untertan, zu Nutzen gemacht, hier gibt es kein ausbeuterisches Herr und Knecht Verhältnis, hier erfahren wir ein Symbol einer herrschaftsfreien, gleichberechtigten Beziehung, die zugleich Wegweiser sein will für die Besucher, die in der Erlebniswelt „Amoralia“ zu den Ursprüngen zurück finden können.

Hier darf der Besucher nicht nur Tiere streicheln, hier darf er auch rupfen, ausweiden, aufbrechen, entbeinen. Er darf in engen Schleusen, bedampft mit Ammoniak und Schwefelwasserstoff, sinnlich erfahren, wie Stallgeruch in industrieller Tierhaltung übersetzt wird.

Als absoluter Publikumsrenner erwies sich der Bereich „Verwertungswelt“, kann doch hier der Besucher wählen, ob er sein zuvor ausgesuchtes Tier selber schächten, halal oder mit Betäubung schlachten will.

Das pädagogische Konzept ging auf, dem Besucher neben einem passiven Betrachtungsmodus, ein aktives Eingreifen zu ermöglichen, die Abspaltungen der arbeitsteiligen Gesellschaft aufzuheben, den Tierverbraucher Hand anlegen zu lassen und seine ethischen und moralischen Kategorien praktisch zu erproben, anzuwenden, auf den Prüfstand zu stellen.

Einmal mehr zeigt sich Tersgelunds genialische Bandbreite der Material- Formen- und Themengestaltung.

Ein Teil der boomenden Umsätze der Fleisch- und Wurstabteilung des Zoom Souvenirladens, kommt der Rettung des Zagros-Molches zu Gute. Jedes hundertste Wurstwarenmarkenetikett ist von Tersgelund handsigniert, auf Wunsch gegen Aufpreis mit persönlicher Widmung.

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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