Die Jahresschau des Kunstpalastes Düsseldorf ist immer einen Besuch wert. Eigentlich zwei Besuche. Einen, um die Kunst auf sich wirken zu lassen und einen, um Künstler und Publikum zu bestaunen.
Dies Jahr hatte ich den (subjektiven) Eindruck, dass die jungen Künstler sich sorgfältig inszenierten, Posen geübt hatten, den Dresscode “seht her, ich bin besonders, sehr anders, sehr extravagant, sehr wertig”, gelungen zur Geltung brachten.
Es gab Jahre, da betonte man das “junge, wilde”, diesmal doch eher das “milde” und sein Ego.
Ich war fürchterlich gespannt, wie die Meisterklassen die Welt sehen, wie sie Kriege, Krisen, Corona, den Zusammenbruch der unipolaren Ordnung sehen, wie sie den Stand des Geschlechterkampfes verarbeiten, die Migration.
Es gab einige Installationen, die das Thema Umwelt aufgriffen, überall die Botschaft, dass Nazis unerwünscht seien und ein, zwei sehr plakative Hinweise auf Kunstwerken, dass Palästina befreit werden müsse. Dort hielten sich auch drei Damen mit islamisch anmutender Kleidung auf.
Krieg schien kein Thema zu sein, wenn, dann in so homöopathischen Dosen, dass das meine Interpretations- und Assoziationsfähigkeiten überstieg.
“Gut so”, sagte die beste aller Ladies, “ich will mal wieder zwei, drei Stunden staunen, verzaubert werden, ohne Tod und Not”.
Das hat sie bekommen. Ich auch.
Der Kunstpalast ist einfach ein “Muss”, ein Seismograf der Stimmung und Schwingungen der Gesellschaft, ein Angebot, aus einer taumelnden Stadtgesellschaft wie Gelsenkirchen, in nur 50 Minuten Reise, in ein Wunder-Universum einzutauchen, in eine Traum- und Sehnsuchtswelt.
Es war schön.