SEIN eigenes Land hat gewählt. Hei, das gibt der schreibenden Zunft ja viel Raum, sich auszutoben. Das Land, dass sich neben der Nationalhymmne eine „Heil dem Führer!“ (hail to the chief) Hymmne leistet,
führte der Welt „democracia americano“ vor. Es hat fast problemlos funktioniert, außer in Florida, wo der Ausfall der Wahlmaschinen zu stundenlangem Warten in langen Schlangen vor den Wahllokalen führte.
Aber man darf nicht lästern, über diesen großen Versuch, Menschen eine gewisse Freiheit zu bringen, indem man die Monarchie, außer im Rock’n’Roll – Elvis ist der King forever – abschaffte. „Gewisse“ Freiheit darf man sagen, weil man sich die Mafia heranzüchtete. Andererseits aber das Land der Superlativen ist. Posi- und Negativ. Größter Konsument von Drogen, ebenso von allen wichtigen Ressourcen. Mit dem größten Militärapparat der Menschheitsgeschichte und dennoch ein Menscheitstraum, vor dem sich die USA an der Grenze zu Mexico mit einer Sicherheitszone a lá DDR zu schützen versucht. Nur – die DDR wollte ihre Bürger einschließen, während die USA ihre Bürger in spe auszuschließen versuchen.
Nebenbei sind die USA das Land mit der höchsten Staatsverschuldung seit Caracalla.
Das alles stimmt. Es stimmt auch, dass in den USA noch heute Musiker leben, Weltstars des Jazz, die in den Gaststätten, in denen sie spielten und ihre Karrieren begannen, die Toiletten nicht aufsuchen durften, weil sie nicht „weiß“ genug waren.
Andererseits: Noch in den 60er Jahren wurden Menschen wegen ihrer Hautfarbe gelyncht, heute wurde mit Obama ein Schwarzer Mann zum Präsidenten wiedergewählt. Wenn man weiß, welchen nahezu sakrosankten Rang der Präsident in den Herzen und Köpfen seiner Bürger einnimmt, eine wunderbare Entwicklung.
Und was besonders an diesen Amerikanern auffällt: Sie sprechen nicht mehr von ihrem Vietnamtrauma. Ihnen geht der „Guido Knopp“ vollständig ab. Dabei war dieser „Nichtkrieg“ ein solches Schrecknis für alle, die drinsteckten, das nur die Todeszahlen den Chronisten hindern, von einem „modernen Holocaust“ zu sprechen. Der Einwand, es hätte keine amerikanischen Vernichtungslager gegeben, relativieert sich ansichtlich der Bilder vom Abwurf unlöschbarer Napalm-Kannister auf halbnackte Reis-Bauern.
Man spricht nicht mehr darüber, Hollywood (Platoon, Full Metal Jacket, Hamburger Hill, Apocalypse now, The Deer Hunter, The Green Barett etc.), hat dafür gesorgt, dass der „Soldier Green“, der G.I. aus Vietnam, von den Bürger liebgehabt wird.
Der alte und neue Präsident polarisiert jedoch die Menschen drüben. Man ist für Obama und dann bekommt man Tränen der Rührung, wenn er spricht, oder man ist gegen ihn. Man konnte in Reportagen von drüben im Radio oder Fernsehen Leute hören oder sehen, die sich nur mühsam davon zurückhalten konnten zu fragen, wo denn die Leute mit den Bettlaken und den brennenden Kreuzen wären?
Sicher, er hat seine ersten vier Jahre gehabt, der junge Mann. In dieser Zeit hat jeder Präsident seit dem zweiten Roosevelt die Wiederwahl im Nacken. Sage keiner, das würde nicht hemmen. Er hat auch keinerlei Erfahrungen im Job des US.-Präsidenten, da geht es ihm wie dem Papst. Jetzt, in der zweiten Runde, kann Obama zeigen, „was er drauf hat“. Ob er den Amerikanern die Segnungen gewisser Sicherungen in Form von staatlichen Versicherungen aufdrücken kann? Den Militärisch-Industriellen-Komplex entflechten und unschädlich machen kann?
Was wird mit Europa in der Relation zu den USA? Wird er den asiatischen Weg weiter fortschreiten? China? Japan? Die „Tigers“?
Wir sollten besser anfangen, die USA liebzuhaben. Und nicht anfangen, arrogant auf die Cowboys herabzuschauen. Besser wär das… {jcomments on}