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20.09.2023 – Historischer Beschluss! Gelsenkirchen baut ein Zentralbad, genau da, wo ein Zentralbad war, aber derzeit nicht ist.

Diese Anleitung zur Umsetzung eines typischen Gelsenkirchener Projekts bitte unbedingt aufbewahren zur Wiedervorlage bei der Umsetzung des nächsten typischen Gelsenkirchener Projekts.

Foto: Privat, „Übererfüllte Vorschriften im MiR“

Schritt 1: Der Bruch mit der Vernunft

Handeln Sie konsequent entgegen dem vor fünf Jahren beschlossenen Bäderkonzept. Ignorieren Sie das in die Jahre gekommene Sportparadies und reißen Sie stattdessen das Zentralbad nieder – angeblich, um Platz für eine Polizeihochschule zu schaffen, die nun doch nicht kommen wird.

Schritt 2: Die einstimmige Euphorie

Versammeln Sie die Fachausschüsse für Sportentwicklung, Bau und Liegenschaften sowie Bildung, und die Bezirksvertretung Mitte in einem rappelvollen Ratssaal. Erlangen Sie eine einstimmige Zustimmung für den Bau eines neuen Zentralbads an genau dem Ort, an dem das alte Bad einst stand. Ignorieren Sie dabei jegliche jahrelangen, teils quälenden Debatten.

Schritt 3: Die „historische“ Sitzung

Inszenieren Sie eine „historische“ Sitzung der Gelsenkirchener Politik. Lassen Sie die SPD-Stadtverordneten in überschwänglichen Lobeshymnen schwelgen, als hätten sie soeben die Welt gerettet.

Schritt 4: Die Begeisterung der Dezernentin

Lassen Sie die für Jugend, Sport und Bildung zuständige Stadträtin ihre Freude kundtun, während sie von ihrer „großartigen“ Entscheidung schwärmt.

Schritt 5: Die Vision des Neuen

Erläutern Sie die Pläne für das neue Zentralbad auf dem abgeräumten Projektareal zwischen Overwegstraße, Rolandstraße und Wilhelminenstraße. Behaupten Sie, es werde dort bis Ende 2026 entstehen. Bestücken Sie es mit einem 50-Meter-Becken, Sprungbrettern und einer Tribüne für 200 Zuschauer. Fügen Sie noch ein Lehrschwimmbecken und ein Wassergewöhnungsbecken hinzu. Vergessen Sie nicht die Fitnessräume im oberen Stockwerk zu erwähnen.

Schritt 6: Die Vernachlässigung von Zielgruppen

Legen Sie den Fokus auf den Schul-, Vereins- und Wettkampfsport. Schaffen Sie eine kalte Atmosphäre. Halten Sie dadurch Familien vom Besuch des Zentralbads ab.

Schritt 7: Die Illusion der Energieeffizienz

Versichern Sie, dass das Bad energetisch bahnbrechend sein wird. Streben Sie ein „bilanzielles Null-Energie-Gebäude“ an. Malen Sie den Traum eines Wunderwerks in die Luft, weil auf eine Sauna verzichtet werde.

Schritt 8: Die finanzielle Selbsttäuschung

Setzen Sie die Kosten für das Zentralbad auf 40 Millionen Euro fest. Reservieren Sie zusätzlich zehn Millionen für Rohbauarbeiten auf dem Gesamtareal. Lassen Sie dabei die Frage offen, ob diese insgesamt 50 Millionen Euro ausreichen werden.

Schritt 9: Die Erinnerung an vergangene Fehlannahmen

Erinnern Sie sich an die letzten vier Jahre, in denen unerwartete Kostensteigerungen die Regel waren. Verweigern Sie jegliche Zusicherung, dass die Finanzierung ausreichen wird.

Schritt 10: Die Vorwegnahme weiterer Diskussionen

Bereiten Sie sich auf die nächste Bäder-Diskussion vor, in der die Zukunft des Sportparadieses erneut zur Debatte stehen wird. Glückauf!

Quelle: https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/diese-historische-entscheidung-hat-gelsenkirchen-getroffen-id239630051.html

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Fra.Prez.

Ein erstaunlich sicherer Lehrgang, um in der Gelsen Verwaltung einen krisenfesten Führungsjob zu ergattern.

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Det.Kor.

dann wollen wa ma hoffen das die schwimmbecken dieses mal lang genug werden

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Ro.Bien.

Wer sitzt da namentlich und verbricht das Jahr um Jahr ?

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Som.Jo.Tien.

Das Zentralbad war auch am Donnerstag, 21.9. im Hauptausschuss ein TOP.
Den Höhepunkt der Sitzung stellte aber sicherlich unter TOP 1 eine CDU-Anfrage dar. Sascha Kurth erbat von der Verwaltung die Klickzahlen für die Protokolle des Rats und seiner Ausschüsse (die seit über einem Jahr nicht fertiggestellt und nicht veröffentlicht sind). Die Verwaltung (Herr Happel, Verw.) flüsterte und nuschelte, dass er dazu nichts sagen könne; da müsse er die Technik fragen.
Um die satirische Spannung durch die Beiträge beider nicht ins Unerträgliche zu steigern, biete ich hier die Antwort an. Die Klickzahlen für die Protokolle (die seit über einem Jahr nicht gefertigt und nicht veröffentlicht sind) belaufen sich auf – Achtung Trommelwirbel: Null = 0.
Im Übrigen lehnt die Verwaltung es ab, das Datum der Fertigung der Protokolle laut DIN-5005 anzugeben, damit man (nicht) sehen könne, wie viele Monate später das Protokoll gefertigt worden ist. Die Politik – allen voran Taner Ünalgan (SPD) mit seinem freudschen Versprecher: „Ich stimme meiner Mehrheitsmeinung zu“ – gab der Verwaltung recht. Es bleibt bei der Praxis, dass die Verwaltung die DIN 5005 verletzt und sich damit nicht an gegebene Standards hält. Satire kennt halt keine Grenzen!

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Ro.Bien.

Kann mal jemand erklären, was der Sinn der Frage war?

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Fra.Prez.

Taner Ünalgan ist ja auch ein sehr bekannter Raketenwissenschaftler….

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Math.Sow.

Als Besitzer eines aufblasbaren Gummipools habe ich die Sache nicht soooo genau verfolgt. Verstehe ich das richtig: Die Stadt reißt das alte Bad ab, weil die Polizeihochschule dort gebaut werden soll, die dann plötzlich in der Weltstadt Herne hochgezogen wird und um die peinliche Lücke zu schließen baut die Stadt jetzt dort ein Schwimmbad. Und freuen sich alle?! War Andi Scheuer dabei als Berater?!!!

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Pet.Alew.

Tolle Anweisung! Da hat offensichtlich jemand das Vorgehen der Gelsenkirchener Verwaltung und der Politik sehr genau studiert. Bravo!

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