0
(0)

Wir bedanken uns bei der Bundestagsabgeordneten Frau Dr. Irene Mihalic (Bündnis 90 / Die Grünen), die als zweite von vier angeschriebenen Abgeordneten unseren offenen Brief zum Ukrainekrieg beantwortet hat. Wir hoffen auf eine erkenntnisreiche Debatte und bitten auf personenbezogene Argumente (Ad-hominem-Argumente) zu verzichten.

*****************************************************************************************************************************************

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Niski, lieber Bernd,

vielen Dank für Ihren Brief.
Das Putins territorialer Eroberungsanspruch nach der Besetzung der Krim und den Auseinandersetzungen im Donbas noch weitaus kriegerische Ausmaße annehmen würde, wurde in den 2010ern von der damaligen Bundesregierung offensichtlich nicht vorhergesehen. Deutschland wollte eine andere Beziehung zu Russland. Lange setzte man auf wirtschaftlichen Austausch und auf das Prinzip Hoffnung. Aber Putins Politik, seine Aggression bedeutet nicht nur unendlich viel Leid in der Ukraine, sondern gefährdet auch Sicherheit und Frieden in ganz Europa. Daran besteht für uns als Regierungskoalition kein Zweifel.

Der Bundestag hat die Bundesregierung in verschiedensten Beschlüssen zur umfassenden Unterstützung der Ukraine aufgefordert – humanitär, finanziell, wirtschaftlich und militärisch. Dabei haben die regierungstragenden Fraktionen immer einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Daran halten wir fest, denn die Ukraine braucht weiterhin Unterstützung auf sämtlichen Ebenen. Solange der Kreml alle Verhandlungsbemühungen mit Bomben beantwortet und die Gewalt in den besetzten Gebieten für die Menschen nicht endet, müssen wir die Ukraine mit den Instrumenten und Ressourcen ausstatten, die sie braucht, um diesen Krieg zu gewinnen. Wenn Russland aufhören würde zu kämpfen, wäre der Krieg beendet, wenn die Ukraine aufhört zu kämpfen, wäre es das Ende der Ukraine.

Wir Grüne haben uns – solange ich denken kann – immer für Abrüstung, Demilitarisierung und eine deutliche Verringerung von Rüstungsgüterproduktion und -handel eingesetzt. Diese Ziele bleiben richtig und wir sollten sie nicht aus den Augen verlieren, auch wenn wir durch Putins Angriff auf ein souveränes Land in Europa gezwungen sind in unsere Verteidigung zu investieren. Denn derzeit scheint „Frieden schaffen ohne Waffen“ leider komplett unmöglich. Der Kreml setzt auf Aggression und darauf müssen wir uns in Europa einstellen und entsprechend reagieren. Es ist schlicht an der Zeit, mehr für unsere eigene Sicherheit zu tun – in der EU, in der NATO und in Deutschland. Auch wenn es schwerfällt, so müssen wir akzeptieren, dass die Stationierung amerikanischer Waffen eine notwendige Reaktion zu unserem Schutz ist gegen die Bedrohung, die von Russland ausgeht. Bei den geplanten US-Systemen handelt es sich im Übrigen um konventionelle Systeme. Hingegen rüstet Putin seit Jahren nuklear auf, hat den INF-Vertrag gebrochen und führt einen Angriffskrieg in Europa.

Selbstverständlich sind auch die Bemühungen um Verhandlungen ebenso wichtig. In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen widersprechen, dass Verhandlungsansätze nur von Einzelpersonen kamen und kommen – wie Sie in Ihrem Brief schreiben. Wir können Ihnen versichern, dass die Bundesregierung, insbesondere unsere Außenministerin enorme Anstrengungen unternimmt, um endlich Verhandlungen herbeizuführen; endlich alle Beteiligten an einem Tisch zu bekommen – und zwar auf der Basis der Souveränität der Ukraine. Am 15. und 16.6.24 fand die jüngste Friedenskonferenz in der Schweiz statt, an der über 90 Staaten teilnahmen, Russland jedoch seine Teilnahme schon im Vorfeld abgesagt hatte.
Genau das ist das Problem. Putin lehnt Verhandlungen auf Augenhöhe ab. Er verbreitet seine „eigenen Wahrheiten” indem er den Angriffskrieg als „Militärische Sonderoperation“ bezeichnet, er erfindet einen Völkermord an der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine und er scheut sich nicht, die demokratisch gewählten Vertreter*innen der ukrainischen Regierung als Nazis zu bezeichnen.

Sehr geehrte Damen und Herren, der russische Präsident Wladimir Putin hat schon vor Jahren mit Abrüstungsverträgen gebrochen. Er will Angst machen und spalten. Unsere Politik zielt darauf ab, die Ukraine so vollumfänglich wie möglich in ihrem Verteidigungskampf zu unterstützen und Deutschland und Europa vor Eskalation zu schützen. Hierfür müssen wir uns und die europäische demokratische Gemeinschaft stärken, auch indem wir uns mit Waffensystemen ausstatten, über die Russland seit Jahren verfügt.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Irene Mihalic

Mitglied des Deutschen Bundestages

Erste Parlamentarische Geschäftsführerin Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN

 

*************************************************************************************************************

 

Antwort 1/4 von Markus Töns (SPD) auf den offenen Brief zum Russland-Ukraine Krieg

Antwort 3/4 von Dr. Marco Buschmann (FDP) auf den offenen Brief zum Russland-Ukraine Krieg

 

Offener Brief an die Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten zum Thema Russlandkrieg

 

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
2 Kommentare
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments