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Wenn man die tatsächlichen Probleme in einer Stadt nicht anfassen will, weil man Realitätsverweigerer ist, oder nicht anfassen kann, weil man dann nämlich lange gehegtes Gedankengut über Bord werfen müsste, ersetzt man konkrete Politik durch Spiegelfechterei. Die seit geraumer Zeit wachsenden Probleme, etwa die soziale und ökonomische Schieflage, die vermehrte Gewalt auf den Straßen und Plätzen, die lauter werdende Kritik aus der Bürgerschaft, die Bildungsproblematik („Nicht-Versetzungen“ in der Grundschule) und die wachsende Zahl von Kindern, die der Schule einfach fernbleiben, die Massenschlägereien, die Messerthematik  und die Alltagskriminalität – alles kein Thema für die GRÜNEN.

Stattdessen „Ersatzhandlungen“- Politik mit Luftmaschen. Mal schnell die Idee eines Balkan-Festivals in die Welt gesetzt, weil unser „Blick“ verengt ist, ohne allerdings offensichtlich mit den unterschiedlichen Gruppen (Serben, Kroaten, Bosnier, Albaner, Rumänen, Bulgaren, Kosovaren, Sinti und Roma etc.) Gespräche geführt zu haben. Und jetzt der neue Luftballon: „Festbeleuchtung für den Ramadan in Gelsenkirchen-Neustadt! Die Grünen haben diese Idee jetzt eingebracht (…).“ (WAZ) Und schon formieren sich die Bataillone – in der WAZ, wo der für Wokistan zuständige Redakteur ein Loblied auf diese Idee singt, andererseits der den Problemen der Stadt durchaus zugewandte Redaktionschef das aber für nicht angezeigt hält. Und auch in den einschlägigen Foren wird gekübelt, dass das Zeug hält. Es lässt sich gut über Mäuse diskutieren und dabei den Elefanten im Raum übersehen – Politik als Spiegelfechterei! Auch in Bezug auf die Ramadan-Beleuchtung würde mich, wie im Fall des Balkan-Festivals, interessieren, mit welchen Gruppen islamischen Glaubens oder mit welchen „Geschäftsleuten“ man seitens der GRÜNEN über diese Idee gesprochen hat und warum diese Forderung bisher nicht aus den Reihen der Muslime zu hören war?

Wir sehen bei dem Vorschlag der GRÜNEN aber tatsächlich einen Paradigmenwechsel übergeordneter Art: Was ist eigentlich mit der konsequenten Trennung von Religion und Staat, mit der Idee der Säkularisierung, mit der Auffassung, dass Religion Privatsache ist? Und wenn man diese Trennung hinsichtlich der christlichen Kirchen schon nicht sauber hinbekommen hat, warum soll man jetzt auf einmal auch noch den islamischen Glauben auf die Agenda setzen – anstatt ihn als privates Relikt den Einzelnen zu überlassen und nicht den öffentlichen Raum damit zu „beglücken“! Stattdessen wären doch – wie gegenüber der katholischen und evangelischen Kirche – auch der islamischen Religion gegenüber eine wachsame Haltung und die Bereitschaft zur Kritik angezeigt!

Die Menschen brauchen die Aufklärung, dann erledigt sich das Problem mit der Gewalt von selbst. Sie sollten aufhören, den Koran als juristischen und politischen Ratgeber zu betrachten, ihn für bare Münze zu nehmen, ihn zu lesen wie ein Kochbuch voller Rezepte. Selbst moderate Muslime denken immer noch, dass man den Propheten nicht kritisieren darf. Sie beharren auf dessen Unantastbarkeit und unterstützen damit die Fundamentalisten. Erst, wenn wir nicht mehr von Gottes Offenbarung sprechen und enthemmter an die Analyse der Schriften gehen, kann sich etwas verändern. Der Koran ist ein menschengemachter Text.“*****

Religionskritik ist seit der Aufklärung ein Teil unseres Denkens. Dass die Trennung von Kirche und Staat bei uns bisher nicht (vollständig) vollzogen worden ist, ist kein Argument gegen diese Forderung, aber erst recht kein Argument dafür, andere Religionen sozusagen in die „öffentliche Hand“ zu nehmen, wie der Staat etwa Kultur fördert oder soziale Arbeit unterstützt. Liest man in einschlägigen (islamischen) Foren, dann wird man schnell feststellen, dass in weiten Kreisen des Islam eine gegenüber den westlichen Werten und Lebensgewohnheiten und erst recht gegenüber dem Christentum eine ablehnende (wenig offene) Haltung existiert, die selbst bis in die „Alltagsfreundlichkeit“ hineinreicht. Nur ein Beispiel, aus einem Forum, in dem islamische „Gelehrte“ Alltagsfragen behandeln:

Frage:
Ist es für einen Muslim zulässig die Speisen zu essen, welche die
 Ahl al-Kitab oder die Götzendiener für ihre Feste zubereiten, oder auch Speisen anzunehmen, die ihm anlässlich ihrer Feste gegeben werden?

Antwort:
Alhamdulillah.

Es ist dem Muslim nicht erlaubt die Speisen zu essen, welche die Juden, Christen und Götzendiener für ihre Feste machen. Noch ist es für einen Muslim zulässig, Dinge, die ihm anlässlich ihrer Feste gegeben werden zu akzeptieren, da dies bedeutet würde, sie zu ehren und die Zusammenarbeit mit ihnen bezüglich ihrer Symbole zu manifestieren sowie die Verbreitung ihrer Erneuerungen und das Teilen ihres Glücks an den Tagen ihrer Feste.(…)
Und es ist nicht zulässig, ihnen etwas anlässlich ihre Feste zu geben.
“ ******

Mögen die, die glauben, doch einen „Happy Ramadan“ feiern, wenn sie wollen. Dann sollte die Initiative von ihnen selbst ausgehen, wenn sie in den Schaufenstern ihrer Geschäfte entsprechende Leuchttafeln aufhängen wollen!

Man könnte den Blick noch etwas ausweiten, denn die GRÜNEN in Gelsenkirchen sind kein singuläres Phänomen. Und dass sie nun eine solche Initiative ergreifen, ist vielleicht kein Zufall. Die GRÜNEN drängen sich mit ihrer „Idee“ der Religionsgemeinschaft der Moslems geradezu auf –  ob aus blankem Opportunismus oder um in diesen Tagen der Gewalt, die von Anhängern des Islam ausgeht, so zu tun, als gäbe es dieses Problem nicht, bleibt offen. Es mag aber zeigen, wo die GRÜNEN wirklich politisch stehen. Bezeichnend ist doch, dass sich seit der Gewaltorgie der Hamas in Israel und der Reaktion der Israelis der offene Judenhass auf unseren Straßen, in unseren Universitäten, auf unseren Plätzen in aller Lautstärke gezeigt hat. Man stellt sich an die Seite der Vergewaltiger von Frauen, der Mörder von Kindern, man stellt sich auf die Seite des Terrors – unter der Fahne eines vermeintlichen Freiheitskampfes gegen die Unterdrücker. Was dort hochgespült wird, ist eine Verkehrung von Tätern und Opfern: Die, von denen Gewalt ausgegangen ist, werden zu Opfern stilisiert. Ausgeblendet wird, dass man unter der Herrschaft derjenigen, für die man jetzt demonstriert und für die man den Juden den Tod an den Hals wünscht, Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit – anders als in Israel, wo die Regierung in Massenkundgebungen kritisiert wird – nicht genießen könnte, wo es seit Jahren keine freien Wahlen gegeben hat und wo die Terroristen der Hamas Frauen, Kinder, Alte, Männer, Junge aus ihren eigenen Reihen der Palästinenser als Schutzschilde missbraucht!

In dieser Situation mit dem Vorschlag zu kommen, die Moslems in Gelsenkirchen mit einem „Happy Ramadan“- Schild zu beglücken, ist, so gesehen, ein Ablenkungsmanöver. Auf der Rückseite des Schildes, steht nämlich, allerdings ungeschrieben: „Befreit Palästina von den israelischen Besatzern, treibt die Juden ins Meer!“

Die „Berliner Zeitung“ hat dieser Tage ein Interview mit dem Historiker Michael Wolffsohn veröffentlicht, in dem es u.a. um die Haltung „linker“ (woker) Kreise zu den Juden geht.

In einer Passage heißt es:

„FRAGE DER BZ: Das woke Milieu versteht sich als aufmerksam für Diskriminierung und für die Marginalisierung bestimmter Gruppen. Es empfindet zu Recht Mitgefühl für das Leid palästinensischer Menschen. Aber was ist mit dem Leid der Jüdinnen und Juden?

ANTWORT WOLFFSOHN: Da kommen wir zu einer Widersprüchlichkeit im Denksystem dieses Lagers. Diese ist in der westlichen bürgerlichen Gesellschaft weit verbreitet. Sie liegt tatsächlich in dem Denk- und Gefühlsbruch der jüdischen Minderheit gegenüber. Rücksicht auf Minderheiten, Empathie, all diese schönen und oft auch gelebten Eigenschaften gelten nicht für Juden. Und ich sehe keinen anderen Grund dafür als den Antisemitismus. Die Juden sind in den Augen dieser Gruppierung fremd, anders, unerwünscht. Diese Sichtweise hat eine 3000-jährige Geschichte.“

 Und an anderer Stelle äußert sich der Historiker zur aktuellen Situation von Juden in Deutschland. Er sagt:

Da Deutschland heute ein international angesehener Staat ist, braucht es die Juden als funktionales Alibi nicht mehr. Daraus folgt: Jetzt geht es den Juden an den Kragen. Nicht in Form eines Holocaust 2.0. Aber die verbale und auch körperliche Gewalt gegen Juden ist ein Alltagsphänomen. (…) Doch wir leben in einer Welt, in der das Kontrafaktische zum Faktum erhoben und auch geglaubt wird. Big Brother hat ausgegeben: Krieg ist Frieden, Unwissenheit ist Macht, Freiheit ist Sklaverei. Und wir erleben die Unfähigkeit des deutschen Staates, Juden wirksam zu schützen.“ ******

Vielleicht ist dem Kreisverband Gelsenkirchen der GRÜNEN entgangen, dass die Synagoge nicht nur ständig von der Polizei bewacht wird, sondern seit einiger Zeit von einem Bauzaun umgeben und mit einem Baugerüst „ausgestattet“ ist. Warum ist das so? Das ist so, weil die bisherige Verglasung durch stärkeres Sicherheitsglas (Panzerglas) ersetzt wird. Warum wird das wohl so sein?  Die Antwort: Aus dem Grund, den Wolffsohn genannt hat. Aber er meint mit Schutz ja mehr als Panzerglas und dicke Mauern. Er meint den Schutz der Solidarität, der Anteilnahme, der Kommunikation, der Empathie gegenüber den jüdischen Mitbürgern unter uns.

Die Idee eines „Happy Ramadan“- Schildes ist ein billiger politischer Marketing-Gag der Grünen vor der EURPOPA-Wahl, die sich wohl noch ein paar Stimmen wahlberechtigter Mitglieder der moslemischen Community erhoffen. Zugleich aber macht dieses „Gag“ deutlich, wie die GRÜNEN zu verorten sind: Sie schaffen sich ein Ersatzspielfeld „netter Ideen“ (Balkan-Festival, Happy-Ramadan-Schild), schweigen aber da, wo ein lautes Bekenntnis angebracht wäre. Und flüchten sich in Ausweichmanöver, wenn Kritik an ihren Schild-Vorschlägen kommt: Chef-Agitator Dennis N. meint, sagen zu müssen:
Ich bin nicht der Auffassung, dass Menschen die hier in der City leben sich zu verstecken haben, weil der WAZ Leserschaft ihre Gesichter oder Haarfarben nicht gefallen.“

Es geht nicht um Gesichter und Hautfarben  oder Haarfarben! Nein,  es geht um das Einhalten von Regeln des Zusammenlebens, um demokratische Grundprinzipien. Und es geht  um die Frage, wer einer tatsächlichen Bedrohungslage ausgesetzt ist: Ich habe jedenfalls nichts davon gehört und gelesen, dass an deutschen Universitäten Studenten , die dem Islam anhängen, verfolgt, gedemütigt, geschlagen und bespuckt werden. Und mir ist bisher nicht zu Ohren gekommen, dass die dem Islam anhängenden Geschäftsinhaber in der Bahnhofszone sich genötigt sehen, ihre Ladenlokale mit Panzerglas auszustatten. Ich habe aber sehr wohl in der Gelsenkirchener Innenstadt Anhänger des Islam aus unterschiedlichen Ländern gesehen, die vor die Synagoge gezogen sind und gerufen haben: Hamas, Hamas- Juden ins Gas!

Insofern: Happy Ramadan!

***

„Unter Spiegelfechterei versteht man ein oft übertriebenes Verhalten zur Täuschung anderer. Ein Spiegelfechter ist demnach ein Blender, jemand, der etwas vorgibt oder vortäuscht.“ (WIKIPEDIA )

*****Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/hamed-abdel-samad-der-koran-ist-wie-ein-grosser-supermarkt-a-1116451.html

****** Quelle: https://islamfatwa.net/soziale-angelegenheiten/150-muslime-in-nicht-muslimischen-laendern/1326-speisen-u-geschenke-der-kuffar-anlaesslich-ihrer-feste-essen-od-annehmen

****** Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/michael-wolffsohn-jetzt-geht-es-den-juden-in-deutschland-an-den-kragen-li.2221115

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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8 Kommentare
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MichaL

Danke für diesen Kommentar, der ist rund und war mal fällig.

Ob „die Grünen“ als Gruppe oder Partei und/oder weitere Gruppen tatsächlich einen „Paradigmenwechsel übergeordneter Art“ im Auge haben oder gar nicht so weit denken, das weiß ich jetzt allerdings nicht…

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Heinz Niski

Die Grünen sind nicht nur von der Realität umzingelt, sondern dadurch in eine Identitätskrise geraten. Längst rechts-konservativ, auf der Seite der Befürworter von Kriegen, statt der Verhandlungsstrategie, woke-identitär, statt Anhänger der Idee von der Gleichheit aller Menschen, mehr Religion im öffentlichen Leben, statt konsequente Säkularisierung des Staates. Sie fühlen sich aber noch „links“. Fortschritt heißt bei ihnen nun Paternalismus, die Aufklärung ist Anti-Woke, also Nazi, sie biedern sich im muslimischen Milieu an, erklären die Demokratie erst für gelungen umgesetzt, wenn es Muezzin Rufe vom Minarett gibt, Gebetsräume in Schulen und Universitäten, Halal und Haram fein beachtet in Kindergärten, nun also tragen sie muslimische Geschäftsleute zum jagen, zum „Happy Ramadam“. Das Milieu wird dennoch weiter tief verwurzelt bleiben im Gemisch aus Erdoganismus, Autoritarismus, in der Bevorzugung der Scharia vor dem Grundgesetz und werden ein fröhliches „Free Palestine from german guilt“ skandieren.

Alles andere wie gehabt: wer das problematisiert ist Rassist, AfD, dem ist ein Sarrazin Buch auf den Kopf gefallen usw. usw.

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Eiermann

Verkopfter Scheiß. Hier wird alles auf den Punkt gebracht:

https://x.com/DrLuetke/status/1798790753793032304

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Ro.Bien.

Das war der Grund, warum wir 2019 im Böhlingshof die Flinte ins Korn warfen. Nachdem ich zwei Jahre lang gemeinsam mit Viwawest versuchte, anhand von mehrseitigen Fotodokumentationen an der schmalen T-Kreuzung Kirchstraße den Sperrmüllabladeplatz beim KOD zu verhindern. Als Erfolg verbuchten wir damals, dass der Kleidercontainer, der dort von den üblichen verdächtigen Wohlfahrtsverbänden zur Krönung mittendrin aufgestellt wurde, auf mehrfachen Druck wieder verschwand. Bis heute liefern sich Müllverursacher und Gelsendienstegenau dort ein Hase- und Igelspiel. Wieso an der Ecke weder Kameras (von mir aus auch privat) aufgestellt, noch die Anwohner befragt werden, die die Verursacher mittlerweile seit fast 8 Jahren kennen, ein Geheimnis. War mal schön da.

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Heinz Niski

Die flächendeckende Gesichtserkennung in ganz Europa steht in den Startlöchern, also das wird schon. Obwohl… die Ecke Kirch-Böhlingshof… soll aus Datenschutzgründen ausgespart werden. *Smilie*

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Ro.Bien.

 Ich freu mich immer, wenn ich dran vorbeifahre und wieder was Spannendes da liegt – und ich sagen kann: Es ist vorbei….

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Heinz Niski

Lesenswerter Beitrag über das Irre-Sein der Menschen in Wokistan, über Doppelmoral, Dethematisierung oder Ersatzhandlung statt Politik, von Bernd Stegemann über das Aushängeschild der Grün-Woken, Carolin Emcke. Imitatoren und ImitatorInnen gibt es in Gelsenkirchen wie Sand am Meer. Und die fühlen sich auch noch gut dabei.

https://www.cicero.de/kultur/republica-aufritt-von-carolin-emcke-predigerin-der-einzigen-wahrheit

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Last edited 1 Monat zuvor by Heinz Niski