In Zeitungsmeldungen liest man häufig von Gelsenkirchenern, die andere Gelsenkirchener beklaut, bedroht oder verprügelt haben sollen. Woher die Gewissheit stammt, es handle sich bei diesen Leuten tatsächlich um Gelsenkirchener, bleibt meistens unerwähnt. Was aber macht Gelsenkirchener zu Gelsenkirchenern? Ist es der Eintrag beim Einwohnermeldeamt oder gibt es darüber hinaus andere, bedeutendere Kennzeichen?
In Zeiten der Identitätspolitik, in der Menschen anhand von Minoritätenbedürfnissen und ihren ethnischen, sexuellen, kulturellen sowie sozialen Besonderheiten fein säuberlich in Gruppen zusammengestellt werden, wird auch die Sprache strengen Regularien unterworfen. Was wer wie sagen darf und was nicht, das bestimmt die Schublade, in welche die Individuen von Soziologen einsortiert werden.
Ein Aspekt der Sprache wird bei diesem Vorgang auffallend selten hervorgehoben. Wenn man den Gebrauch der Alltagssprache von Menschen untersucht, kann man die Herkunftsregion oder sogar den genauen Ort der Sozialisation eines Menschen herausfinden. Da Gelsenkirchen, trotz aller Fragezeichen, die sich beim Gang durch die Stadtteile ergeben, immer noch Teil des deutschen Sprachraums ist, steht ein Werkzeug zur Verfügung, um herauszufinden, ob ein Gelsenkirchener tatsächlich ein Gelsenkirchener ist oder unter falscher Flagge segelt. Wieso also nicht zunächst einen kleinen Sprachtest durchführen, bevor Gelsenkirchener als Gelsenkirchener in den Gazetten landen?
Um die Beheimatung und Herkunft von Menschen im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich zu erforschen, wurde der Schweizer Tagesanzeiger aktiv und schreibt dazu auf seiner Website:
“Mit rund 100 Millionen Sprecherinnen und Sprechern ist Deutsch die meistgesprochene Erstsprache in Westeuropa. Innerhalb dieser Sprache gibt es riesige regionale Unterschiede. […]
Die Sprachvielfalt im Deutschen ist so gross, dass es möglich ist, Personen über ihre regionalen Unterschiede relativ genau zu verorten. Diese Redaktion hat in Zusammenarbeit mit Germanistik-Professor Adrian Leemann und Carina Steiner von der Universität Bern vor einem Jahr einen Dialekt-Kalkulator kreiert
Inzwischen haben wir eine neue Version dieses Dialekt-Tests erstellt, welche nun den ganzen deutschsprachigen Raum abdeckt, wo Deutsch Amtssprache-Status hat (Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg sowie in Ostbelgien und in Südtirol).
Der vorliegende Kalkulator berechnet die Herkunft aufgrund von Daten einer Befragung von über 800’000 Personen aus über 23’000 Ortschaften im deutschsprachigen Raum.”
Im Bewusstsein tatsächlich in Gelsenkirchener geboren und aufgewachsen zu sein, habe ich den Test selber ausprobiert. Was soll man sagen? Dies ist das Ergebnis.
Wer die Echtheit seiner Gelsenkirchener Herkunft kontrollieren möchte, bitte sehr: Hier findet man 24 Fragen, die ein für alle Mal klären und darüber entscheiden, ob demnächst mehr Essener, Bochumer, Recklinghäuser, Belgier, Bayern (oder sonstige Ausländer) in den Schlagzeilen erscheinen werden, wenn die HerrKules-Lesenden ihre Nachbarn überfallen. Eins kann vorweggenommen werden: Wer überhaupt kein Deutsch spricht, hat Glück, ist so oder so raus aus diesem Spiel und sollte in Zukunft nicht mehr als Gelsenkirchener einer Straftat verdächtigt werden können.
Die HerrKules-Redaktion würde sich sehr darüber freuen, wenn viele das Ergebnis ihres Tests teilen, die am Ende angezeigte Grafik herunterladen (auf Teilen klicken) und in den Kommentaren zu diesem Beitrag einfügen würden. HerrKules – immer unterwegs im Dienst der Wissenschaft.
Sie kommen zu 68.6% aus Warburg
und sicher nicht aus Pamhagen
Du machst neuerdings zu viele Rentner-Bustouren und passt dich der mitfahrenden Meute aus dem nördlichen Sauerland sprachlich mittlerweile zu stark an. Aber “Warburger Rentner beißt Kunstbanause beim Zerstörungsversuch eines Kunstwerks ins Bein” hat auch was als Schlagzeile in der WAZ.
Sie kommen zu 64,2% aus Waltrop!!?
Das kann nur daran liegen das ich eigentlich Bueraner bin!
Ich komme zu 63,5 % aus Gelsenkirchen; klar- zu meiner Schande bin ich ja auch gebürtiger aus Herne (Herne in Westfalen)
Ha! Recklinghausen!
Ich bin dort von 67 bis 70 zur Berufsschule gegangen. Wir nannten das damals nur „Schrecklinghausen“. Trifft das heute noch zu?
Keine Ahnung. Ich bin in Gelsenkirchen geboren. Da kann auch frau nix für und muss zu stehen.
dat klappt ja echt :-0