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„Eine Posse ist ein Bühnenstück, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und unwahrscheinlichen Übertreibungen aufgebaut ist und durch derbe Komik Lachen erzeugen soll. 

Im modernen Sprachgebrauch wird der Begriff in übertragenem Sinn auch genutzt, um als grotesk empfundene Vorgänge in Gesellschaft und Politik zu beschreiben. Der Begriff Provinzposse beschreibt Auseinandersetzungen, die als kleinlich und engstirnig empfunden werden.“(WIKIPEDIA)

Das Possenspiel, besonders als groteske Inszenierung in der Politik, hat Hochkonjunktur. Kleingeister, Halbgebildete, Hohlsprecher und Floskelsurfer bestimmen unseren politischen Alltag. Da reicht es nicht für echte Komödien oder sogar Tragödien. Komödien müssen perlen wie guter Sekt, aber nicht wie ein abgestandenes Pils schmecken. Und Tragödien brauchen Figuren mit Fallhöhe, die wir stürzen sehen, oft mit ihrem eigenen Zutun, aber auch nach Intrigen oder weil sie in aufgestellte Fallen getreten sind. Willy Brandt hatte Fallhöhe, auch Helmut Schmidt noch. Kohl und Merkel hatten für eine Tragödie zu viel Mittelmaß, Schröder zu viel Selbstüberschätzung, bei Scholz reicht es noch nicht einmal zum laienhaften Kanzlerdarsteller.

Da das Personal bestenfalls zweitklassig ist, die Drehbücher ohne Witz und ohne Tiefe, bleibt nur die Posse, deren aktuelle Gelsenkirchener Ausgestaltung nach Personal und Komik allerdings selbst die Zweitklassigkeit nicht erreicht, sondern bestenfalls Amateurliga-Niveau hat.

Von einem „Anschlag“ ist die Rede, von einer „Attacke“ auf Türklinke und Türschloss, die auch noch politischer Natur sein soll – eine urinale Kriegserklärung an die GRÜNEN, ausgeführt mittels Körpersaft und männlichem Glied – und das auch noch durch einen „Kleinwüchsigen“. In der WAZ heißt es: „Der Täter war für sein Ansinnen eigentlich nicht groß genug und musste Anstrengungen unternehmen, um es in die Tat umzusetzen“, teilte der Co-Kreisvorsitzende der Gelsenkirchener Grünen, Dennis Nawrot, mit. Dem Täter sei es offenbar sehr wichtig gewesen, dass Menschen in seine Hinterlassenschaft greifen.“

Auffällig sind an dieser Stellungnahme etliche – für GRÜNE verwunderliche – Aspekte. Der stellvertretende Parteivorsitzende des Kreisverbandes unterstellt von vornherein ein Ansinnen, eine gezielte Absicht, um den Akt des Urinierens in einen politischen Kontext stellen zu können (Angriff auf die GRÜNEN). Er unterstellt weiter, es handele sich um einen Täter, operiert also recht altbacken mit einem Geschlechterklischee! Woher weiß der Kreisvorsitzende, dass es sich bei dem vermeintlichen „Täter“ nicht um eine „Täterin“ handelt, in diesem Falle also eine Frau mit Penis? Warum die nahezu diskriminierend zu nennende Beschreibung des bzw. der Getanhabenden als „eigentlich nicht groß genug“. Kann die „Anstrengung“, von der der stellvertretende Parteivorsitzende hier mutmaßt, nicht ganz andere Ursache haben als die körperliche Größe? Und woher weiß der Stellvertreter, dass es sich hier nicht um eine inszenierte Performance handelt, die genau das evozieren will, was sich uns hier zeigt: ein von Vorurteilen geprägtes Bild von urinierenden Männern und Frauen! Und zuletzt: Worauf stützt sich überhaupt die Auffassung, es sei ein gezielter Anschlag auf das Büro der GRÜNEN gewesen? Ich empfehle dem nachrangingen Parteifunktionär regelmäßige  Kontrollgänge in der nur wenige Meter entfernten Filiale der Sparda-Bank am sehr frühen Morgen. Deren Entrée ist gerne mal Nachtasyl einschlägiger Kreise!

Für die politische Intention der Tat sind bisher seitens des Mannes aus dem Parteiapparat nur Mutmaßungen geäußert worden – ein BekennerInnenschreiben  scheint es nicht zu geben, auch keine auf dem Boden oder den Wänden hinterlassenen Botschaften, Zeichen oder Parolen, sondern eben nur „Hinterlassenschaften“ anderer Art. Insofern, ohne mir eine endgültige rechtliche Einordnung anzumaßen, bewegen wir uns hier wahrscheinlich im Rahmen von § 118 Ordnungswidrigkeitengesetz. Dort lesen wir:

„Belästigung der Allgemeinheit

(1) Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.“

Und in einem  einschlägigen Kommentar dazu heißt es u.a: „Stets und unabhängig von Alkoholgenuss stellen das Urinieren, Koten und Erbrechen im öffentlichen Raum einen Verstoß gegen § 118 Abs. 1 OWiG dar“.***

Das Urinieren im öffentlichen Raum und an privaten Räumlichkeiten ist in dieser Stadt nahezu alltäglich (Kritik daran oder Maßnahmen dagegen sind mir seitens der lokalen GRÜNEN nicht bekannt). Dadurch wird es nicht weniger unangenehm und wird erst recht nicht akzeptabel. War der Vorfall aber eine Meldung in der Presse und eine Strafanzeige wert? Eine Aufwertung zur politischen Tat, zum Extremismus gar? Anlass zur Empörung wegen eines politischen Aktes? Sicher nicht! Ein wenig urinaler Wahlkampf der GRÜNEN  – das war der Kern der Meldung.

Eine Posse halt! Provinziell, abgeschmackt, laienhaft dargeboten!

Angesichts des Mordanschlags in Mannheim verdient diese Posse aber eigentlich umhüllt zu werden mit einem Mantel schweigenden Verachtens!

*** https://www.rehm-verlag.de/eLine/portal/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27owig_37ff55fa61e67183bd039954a8df8557%27%20and%20%40outline_id%3D%27owig_data%27%5D#

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Chri.Hac.

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ich muss mal

Gibt schlimmere Anschläge von Frauen mit Penis:

https://youtu.be/ImSe37X3Vqo?si=MlnVJILkDbAGjvxx

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Chri.Hac.

Die Schmiererei hab ich selbst im März 20 von der Garagentür der örtlichen CDU entfernt. Gabs dazu auch einen WAZ Artikel?

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hackcdu
Ro.Bien.

Bitte mehr von diesen Vorlagen! Was würde sonst zu solch kreativen Textergüssen anregen?! Man sollte sich bedanken bei den grünen Gelsenern SchildbürgerInninnen!!

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Fra.Prez.

Die Meldung der Bündnis 90/Die Grünen Gelsenkirchen, in Persona Dennis Nawrot an die WAZ Gelsenkirchen ist erschütternd. Nicht etwa weil Nawrot einmal mehr versucht das Narrativ der angefeindeten Opferpartei (in diesem Fall mal nicht durch „Nazis“, sondern „Kleinwüchsige“) aufrecht zu halten, um die grüne Basis zur Wahlurne zu treiben. Nein, die Lachnummer ist die Redaktion der WAZ Gelsenkirchen. Tatsächlich wird der von Nawrot hübsch aufgeblasene und mit Smarties gefüllte Ballon dankend zur Veröffentlichung angenommen. Warum gibt es nicht einen wöchentlichen Leitartikel im Lokalteil zum Thema „Wiederholter Pinkelanschlag auf Buchladen. Lesende Opfer von Anti-Bildungs-Terror?“. Dirk Niewöhner gibt gerne weitere Informationen zu den (fast) täglichen Anschlägen.

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Heinz Niski

Ich mache mir andere Sorgen, als um die Zuneigung der letzten verbliebenen Lokalzeitung zu Themen aus dem Grünen Hauptquartier. Wir alle wissen, dass seit Urzeiten Urin ein wichtiges Diagnose- und Heilmittel in der Medizin und Kosmetik war und ist, siehe Harnschau. Urin war und ist ein wichtiger Rohstoff, Katalysator in der Chemie, Lederindustrie und AUFGEPASST (!) man kann Treibstoff aus Urin herstellen und Harnstoff ist ein wichtiger Bestandteil des Dieselzusatzstoffes AdBlu. Jeder Kennt Dennis N. als ausgesprochenen Fuchs, Spindoctor und Politstrategen und wer eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass hier eine (Ekel)Kampagne gegen Benziner- und Dieselautos gestartet wurde. Sozusagen für die schnellere Einführung von E-Autos über den Umweg, aus einem akzeptierten Wertstoff ein Ekelprodukt zu kreieren, das sehr wahrscheinlich von rechten Antidemokraten als politische Waffe gegen das Schöne & Gute & Wahre der Grünen Welt benutzt wird. Also des Teufels ist.

Rätselhaft bleibt dennoch, warum die Grünen unser Energieproblem nicht durch Urin lösen wollen. https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/energie/treibstoff-aus-urin-dank-harnstoff-elektrolyse/

Sollte man mal die WAZ drauf ansetzen.

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Fra.Prez.

da ist etwas dran. Schon die legendäre Carmen Thomas („Schalke 05“) verwies auf die Heilkräfte des Eigenurins und empfahl den Trunk. Dabei sollte stets der „Mittelstrahl“ getrunken werden. Dennis N. Attentäter, der „Kleinwüchsige“, hat vermutlich genau das versucht. Ohne Glas und nicht fähig die ballistische Bahn des Strahls zu berechnen

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