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H.-D. Genscher

Wohnort: Himmel,

Willy-Brandt-Allee 1

Sehr geehrter Herr Genscher!

Hoffentlich störe ich Sie nicht bei wichtigen Tätigkeiten – und selbstverständlich hoffe ich auch, dass es Ihnen an Ihrem jetzigen Wohnort gutgeht.

Ganz ehrlich: Natürlich habe ich mich wie viele aus meiner Generation gelegentlich über Sie lustig gemacht – der ewige gelbe Pullover, die Ohren, die Sie sich von dem fliegenden Elefanten Dumbo ausgeliehen haben, der näselnde Tonfall Ihrer Sprache, die Reisetätigkeit. Angeblich sollen Sie ja der einzige Politiker sein, der es bisher geschafft hat, an sich selbst, gleichzeitig in zwei verschiedenen Flugzeugen sitzend, vorbeizufliegen.

Sie hatten Sternstunden, etwa als Sie nach Ihren langen, aber erfolgreichen Verhandlungen mit dem damaligen sowjetischen Außenminister Schewarnadse am 30. September 1989 vom Balkon der deutschen Botschaft in Prag den versammelten geflohenen Bürgern der DDR die Genehmigung der Ausreise verkünden wollten, Ihr Satz aber im Jubel der Tausenden unterging.

Über den (jämmerlichen) Wechsel von der SPD-FDP-Koalition zur Kohl-CDU und dem damit verbundenen Ende der Ära Schmidt will ich bei dieser Gelegenheit nicht lamentieren.

Kurz und gut: Nach so vielen Jahren, die Sie bereits aus dem Amt geschieden sind, möchte ich Ihnen danken dafür, dass Sie Deutschland in der Welt auf eine Art und Weise vertreten haben, die Respekt und Anerkennung verlangt. Es ist mir kein Auftritt Ihrerseits in Erinnerung, der peinlich war oder für den ich mich „fremdgeschämt“ habe. Sie haben keinen Wert auf Hochglanzfotos und Designeranzüge gelegt, Ihre Auftritte war unprätentiös und uneitel, sachlich und angenehm kühl und nicht überhitzt. Sie wussten, was zu sagen war, und sie konnten formulieren, was zu sagen nötig war. Sie haben keine Bugwelle des Pseudo-Bedeutungsvollen vor sich hergeschoben, sondern sachlich und gut das getan, was zu tun war, nämlich die Interessen Deutschlands zu vertreten und dabei zu wissen, dass Diplomatie die Kunst des Möglichen ist, was bedeutet, dass man nicht als (moralischer) Lehrmeister auftritt und auch das Interessengefüge und die (weltanschaulichen) Grundlagen des Gegenübers berücksichtigt. Und dass diplomatische Erfolge mit Geduld und ohne Lärm zu erzielen sind.

Das war wohltuend zu erleben!  Dafür danke ich Ihnen!

Ich wünsche Ihnen alles Gute – nicht ohne eine Bitte zu äußern:

Grüßen Sie bitte „Ben Wisch“ von mir!

Bernd Matzkowski

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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9 Kommentare
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Heinz Niski

Na ja, im ehemaligen Jugoslawien (Serbien, Kroatien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina) hat er eher eine unrühmliche Rolle durch seine vorschnelle Anerkennungspolitik gespielt und damit auch die Schleusen geöffnet, für das jetzige Ukraine Desaster. Lang her.

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Heinz Niski

Die Zeit der Pollunder- und Sauna Politiker ist vorbei, Laumann bestätigt als Ausnahme die Regel. Die Deutschen sehnen sich nach etwas Flair, Monarchie, wenigstens nach Hochzeitssausen auf Sylt und Hoffotografen. Bella Figura machte doch auch Baerbocks Vorgänger von der SPD, wie hieß der noch? Keine Ahnung, wer unterm Strich mehr Schaden angerichtet haben wird. Ich tippe auf Frau Baerbock. Beruhigt schlafen kann ich aber erst, wenn wir königliche Skandale im Bundeskanzleramt, im Außenministerium haben, Levinsky-Affären, heimliche Hollande-Liebschaften. Mehr Tik-Tok, weniger strategische, friedenserhaltende Politik.

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Heinz Niski

Nicht dieser Lummerland-Cordhosen-Prinz. Wir brauchen Windsors, mit Intrigen und breit gefächerten Sex-Skandalen. Dazu ne Prise Charles Öko-Landwirtschaft, wenns ginge, noch brachial Humor à la Prinz Philip: „Wenn es vier Beine hat und kein Stuhl ist, oder wenn es zwei Flügel hat und fliegt, aber kein Flugzeug ist, oder wenn es schwimmt und kein U-Boot ist, dann werden es die Chinesen essen.“

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Ali-Emilia Podstawa

Dem Prinzen muss der Prozess gemacht werden, das verlangt die Staatsräson. Von so einem Unmenschen darf nie wieder Gefahr für die Demokraten an der Regierung ausgehen. Nichts von diesem Schwurbler darf übrigbleiben. Er und seine Ideen müssen ausgerrrrottet werden.

Lese gerade, der Prinz sei vor Kurzem gestorben. Feigling. Ja, bei solchen Leuten dachte ich schon häufiger an die Wiedereinführung der Todesstrafe. Irgendwo müssen Menschenrechte ihre Grenzen haben, wenn Reg.. ähm Menschenfeinde meinen, sie hätten auch sowas wie eine unantastbare Würde.

Reine Meinungsäußerung. Muss man nicht teilen, sollte man aber, oder weiß Ihr Chef eigentlich, was Sie hier gerade lesen und in Ihrem Inneren nicht ablehnen?

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Last edited 11 Tage zuvor by Ali-Emilia Podstawa
Heinz Niski

Ich übertrage deinen Kommentar auf Facebook. Es kann gut sein, dass der gesperrt wird wegen „Hassrede“ oder „Delegitimierung“ von irgendwas.

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Ali-Emilia Podstawa

Gut, dann kann ihn dort wenigstens keiner lesen und verwirren. Meta sei Dank!

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Ro.Bien.

Reul auch. Erinnert mich immer an einen schlappäuigen Uhu.

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