Heimeligkeit – Zeit fürs intellektuelle Cocooning
Letztens hatte ich wieder eins dieser verstörenden Gespräche, an dessen Ende ich das Label “Rassist” aufgebürdet bekam, während mein Gegenüber souverän den Gedankenaustausch mit einem “das hatten wir schon” beendete und großzügig verzichtete, aus seinem akademischen Elfenbeinturm in die Niederungen des Alltagslebens zu steigen.
Darf ich in einer Stadt wie Gelsenkirchen mutmaßen, Anhänger des S04-Vereins vor mir zu haben, wenn die Straßenbahn bis auf den letzten Platz mit Blau-Weißen gefüllt ist?
Nein. Rassismus. Es könnten auch Bochumer sein. Israelis. Griechen. Prinzengarden. Tennisfans. Tanzsportler. Militante Omas gegen Vorurteile.
Darf ich mutmaßen, dass mehr Männer als Frauen gegen Normen und Regeln verstoßen, weil nur 5 % der Gefängnisinsassen weiblich sind?
Nein. Misandrie. In Amerika sitzen mehr Schwarze als Männer im Strafvollzug. In Grönland gibt es keine Gefängnisse, also auch keine Regelverstöße von Männern.
Warum meiden allein gehende Frauen Nachts oft Männergruppen und führen zum Selbstschutz draußen Scheintelefonate?
Weil sie sich aus ihrem Gefängnis von Vorurteilen gegen Männer, von gefühlten Angsträumen, phantasierten Bedrohungen, nicht befreien können.
Wir alle wissen, dass die Zahl der gemeldeten Gruppenvergewaltigungen durch Männer an Frauen, jährlich zur Zeit unter 1000 liegt. Kein Grund also für Alarmismus.
Gibt es einen Zusammenhang von gewaltaffinen Konfliktlösungsstrategien der Bürger in vorsäkularen Ländern mit fragiler Staatlichkeit und ausgeprägten Bindungen an Familienstrukturen, ethnische oder religiöse Gruppierungen?
Himmelschreiender, bösartiger, nackter Rassismus! Die Kelly-Family hat ihre Ursprünge in zwei kaputten Staaten (Irland/USA) und dem immer mal wieder verbotenen Jesuitenorden. Dennoch haben sie goldene Schallplatten bekommen, sind als Extremsportler erfolgreich und sehr friedfertig.
Kurz und gut, die Positionen sind tatsächlich erschöpfend ausgetauscht.
Hier jemand, der Massenphänomene und ihren dialektischen Umschlag von Quantität in Qualität ausblendet, dort jemand, der die Kraft der kompletten Vergeistigung und Individualisierung als alleinige Voraussetzung zur Rettung der Menschheit, des Planeten, bezweifelt.
Aber gut, dass wir darüber nicht mehr reden müssen.
Lasst uns die Sehnsucht nach Unbeschwertheit, Miteinander, Vertrauen, Gemütlichkeit ausleben. No more War! Statt Egozentrismus und Ausgehkultur: Wir-Gefühl und Heimeligkeit! Auch und vor allem im Kopf.
In diesem Sinne: Jedem sein Himmelreich. Freie Ichlinge, aber spirituell!
Bis die Realität uns nicht nur umzingelt, sondern auch mächtig zuschlägt.
Er redet in fremden Zungen und denkt Kraut und Rüben. Muss Kunst sein.
…”Hier jemand, der Massenphänomene und ihren dialektischen Umschlag von Quantität in Qualität ausblendet, dort jemand, der die Kraft der kompletten Vergeistigung und Individualisierung als alleinige Voraussetzung zur Rettung der Menschheit, des Planeten, bezweifelt…”
Was los? Muss man sich Sorgen machen – übersetzt mir das bitte mal jemand in einem geraden Satz ohne Substantivierungen? Ich hab nur Puddingabitur!
Was wir schon hatten: Menschen identitär definieren, aufgrund ihrer kollektiven Merkmale, Verhaltensweisen, Gerüche, Gebete, krummen Nasen oder schwerreichen Artgenossen und was sonst noch, meinetwegen auch patriarchale Herkunft oder mangelnde hygienische Sozialisation… Immer wieder Beweise sammeln für die erdrückende Quantität des Anderen, um den Umschlag in die Qualität des Gefährlichen zu beweisen, was dann die implizite Forderung nach der “Lösung” transportiert (mit der Unterstellung, diese Lösung sei gar nicht wirklich gesucht) kurz: den Rassismus!
Was wir haben können, wenn wir denn wollen: an die Chance der so definierten Mitmenschen denken, sich individuell zu entwickeln und aufgrund der eigenen Geistverbundeheit ein bewusstes moralisches Handeln zu entwickeln. Aus dieser Haltung entspringt Engagement – notfalls mit Frustrationstoleranz – sowie Geduld, und die Bereitschaft, das Nötige an administrativen Entscheidungen im mühsamen Diskurs herauszufinden.
„Hier jemand, der Massenphänomene und ihren dialektischen Umschlag von Quantität in Qualität ausblendet, dort jemand, der die Kraft der kompletten Vergeistigung und Individualisierung als alleinige Voraussetzung zur Rettung der Menschheit, des Planeten, bezweifelt.“ Unschwer zu erkennen, dass jemand wie ich, der nicht in die immer gleiche implizite Forderung nach der „Lösung“ einstimmt, gemeint ist als der Träumer, Ausblender. Aber der selbsternannte Realist, der seine Konsequenz nicht zu Ende erläutert, sondern nur mit dem sound der Empörung und Verachtung auf die Träumer herabblickt, der steht wie immer rein da und kann sich mithilfe der gegeißelten Unvollkommenheiten der Anderen selbst darstellen als Inhaber des nüchternsten Realismus.
Eine Frage des Menschenbildes, in der Tat, und ohne die Unterstellung einer universellen geistigen Verwandschaft aller Menschen wohl nicht zu erreichen. Und in der politischen Konsequenz, über die der HerrKules-Realist lieber in spöttischer Überhebung ablästert, ergibt das das von vielen Menschen getragene Bemühen um Annäherung, Austausch und gemeinsame Entwicklung.
Lieber Herr Menne, wir sollten uns näher kennenlernen, damit ich auch gut riechenden, gewaschenen Rassisten mit geraden Nasen begegnen kann. Einen bunten Strauß bieten Sie da an, manche mit krummen Nasen sind auch schwerreich, ist das nun ein Synonym für Antisemitismus oder ein neuer Klassismus, Intersektionalismus?
Ein paar Worte weiter schleicht sich eine “implizite Forderung nach der Lösung” in Ihren Text, was doch fast wie “Endlösung” klingt. So kann man, ohne es konkret zu sagen, die soziale Vernichtung seines Gegenübers lostreten. Rassismus ist also, wenn zweifelhafte Charaktere wie ich, der Ihrer Empfindung nach zynisch die menschliche Unvollkommenheit geißelt, Entgrenzung um jeden Preis ablehnt. Sie sollten als Mediziner wissen, dass die Dosis das Gift macht. Physik, dialektischer Materialismus. Wasser wird bei 100 Grad heiß und gasförmig. Bei Normalnull. Dieses Gesetz können Sie im Traum natürlich aufheben, aber die Hand würde ich an Ihrer Stelle dennoch nicht in den Wassertopf tauchen.
Wenn wir wollen, sagen Sie, könnten die Lang- und Krummnasen, die Ungewaschenen und Reichen, sich individuell entwickeln und bewusst moralisch handeln. Aufgrund der eigenen Geistverbundenheit. Ob “wir” wollen oder nicht, entwickeln Menschen sich immer. Unabhängig von unserem Wollen. Die einen zurück, die anderen weiter. Unklar und sehr wolkig, bleibt, was mit der eigenen Geistverbundenheit gemeint ist.
Unklar bleibt auch, wer die moralischen Zielvorgaben festlegt. Unklar, was moralisch ist. Klar ist nur, dass Moral fließend ist, antagonistisch, je nach kultureller, sozialer, religiöser, ethnischer, geschlechtlicher usw. usw. Identität.
Ob Sie ein Träumer und Ausblender sind, kann ich nicht beurteilen. Sie meinen zu wissen, dass ich ein selbsternannter Realist wäre, der seine Konsequenz nie zu Ende erläutert. Schwingt da etwa nach der Endlösung nun so etwas wie Todes- und Vernichtungslager hinter Ihren Worten mit?
Oder erhöhen Sie sich gerade selber, da ja ein “Realist” nicht die Geduld und Bereitschaft hat, nötige administrative Entscheidungen im mühsamen Diskurs herauszufinden? Klingt spannend. Welche nötigen administrativen Entscheidungen findet ein “Träumer” im Gegensatz zum “Realisten” nach dem mühsamen Diskurs?
Wie auch immer, ich werde nach wie vor Dicke oder Dünne, Langnasen oder Krummnasen, Alte oder Junge, Männer oder Frauen, Inländer oder Ausländer, Nichtschwimmer oder Apnoetaucher mal sympathisch und mal unsympathisch finden, unabhängig von einer “Geistverbundenheit” oder dem Sonnenstand. Daraus mag sich Rassismus basteln, wer will, die AfD lebt von solchen Verkürzungen, wächst daran. Die überall Rassismus wittern und geißeln, merken oft nicht, wie sehr sie gerade das fördern, was sie zu bekämpfen glauben.
Mag sein, dass alle Menschen eine universelle geistige Verwandtschaft haben, was sie nicht daran hindert, einander zu quälen, zu töten.
Auch Liebe, Güte, Zugewandtheit, kann etwas Unbarmherziges haben.
Vielleicht kann Randy Newman etwas Versöhnliches beitragen:
Cain slew Abel Seth knew not why
For if the children of Israel were to multiply
Why must any of the children die?
So he asked the Lord
And the Lord said:
Man means nothing he means less to me
Than the lowliest cactus flower
Or the humblest Yucca tree
He chases round this desert
Cause he thinks that’s where I’ll be
That’s why I love mankind
I recoil in horror fro the foulness of thee
From the squalor and the filth and the misery
How we laugh up here in heaven at the prayers you offer me
That’s why I love mankind
The Christians and the Jews were having a jamboree
The Buddhists and the Hindus joined on satellite TV
They picked their four greatest priests
And they began to speak
They said, “Lord, a plague is on the world
Lord, no man is free
The temples that we built to you
Have tumbled into the sea
Lord, if you won’t take care of us
Won’t you please, please let us be?”
And the Lord said
And the Lord said
I burn down your cities-how blind you must be
I take from you your children and you say how blessed are we
You all must be crazy to put your faith in me
That’s why I love mankind
You really need me
That’s why I love mankind
https://youtu.be/XwC1HDaw6s8?si=DA2TUpENNQgJkyGS
Jeder Mensch ein Individuum und aller Mühen wert immer wieder alle Chancen zur Entwicklung seiner Persönlichkeit zu bekommen – soweit war mir der Text verständlich. Doch was meint “das Nötige an administrativen Entscheidungen im mühsamen Diskurs herauszufinden”? Hier misslang die Exegese.
Ich habe nun mit Geduld und Bereitschaft, im Diskurs mit meinem migrantischen Persönlichkeitsanteil, mit Bekannten, Nachbarn mit Einwanderungsgeschichte, nötige ideelle Positionen und administrative Entscheidungen herausgefunden.
Das hat natürlich nur anekdotische Evidenz und wird etwas verfälscht, da die kurdischen, alevitischen, türkischen Bekannten, extrem argwöhnisch auf arabische Zuwanderer schauen.
Integration geht langfristig nur durch Assimilation. Wer sich mehr mit seiner Religion, seinem Clan, seiner Ethnie identifiziert, als mit dem Rechtsstaat, der Verfassung, dem Grundgesetz, wer sich kulturell und emotional nicht mit Deutschland identifiziert, wird hier nie ankommen.
Wer nicht ankommen kann, sollte in ein Land ausweichen, in dem er sich verwurzeln und heimisch fühlen kann.
Wer die Freiheit des Denkens, Handelns für sich in Anspruch nimmt, es anderen aber verbietet, wird hier nie ankommen. Religionskritik & Blasphemie, das Selbstbestimmungsrecht der Frauen muss gewährleistet sein. Wer das nicht verinnerlicht, wer das nicht akzeptiert, sollte sich eine Heimat suchen, die seinem Freiheits- bzw.. Unfreiheitsverständnis näher kommt und in dem er sich verwurzeln kann.
Wer kein ziviles, bürgerschaftliches Engagement in und für die Gesellschaft leisten will, sollte sich einen Staat, eine Nation, eine Gesellschaft aussuchen, die seinem Konsumverhalten näher kommt und in der er heimisch werden und sich verwurzeln kann. Wir haben zwar weder eine Wahlpflicht noch eine aktive Wehrpflicht/Zivildienstpflicht/Sozialdienstpflicht und auch keine Pflicht sich ehrenamtlich zu engagieren, es ist aber absehbar, dass die Gesellschaft ohne diese “Leistungen” (Wahlpflicht ausgenommen) früher oder später implodieren wird.
Wer sich dem Gemeinwesen gegenüber nicht loyal verhält, wer Sozialbetrug, Steuerhinterziehung als Lebensmodell hat, sollte in anderen Ländern heimisch werden.
Wer Identitätsgerechtigkeit über soziale Gerechtigkeit stellt, wer Multikulturalismus über Pluralität stellt, sollte in ein Land mit dem größtmöglichen Angebot auf kulturelle, religiöse, ethnische, geschlechtliche etc. Identität seiner Wahl ausweichen und dort nach seiner Facon glücklich werden.
Wer hier Schutz vor politischer Verfolgung sucht, muss auch bereit sein, unter Umständen Teile seiner Identität abzustreifen.
Wer hier Schutz vor Armut sucht, sich wirtschaftlich verbessern will, muss auch andere, neue, ungewohnte Regeln akzeptieren, sich seinem Gastland und Bürgern gegenüber respektvoll verhalten.
So weit eine kurze Zusammenfassung des Diskursverlaufes. Bei den “administrativen Entscheidungen” gab es die Bandbreite von schneller Bestrafung (Geldbußen, Verbote, etc.) bis zu Ausweisung, Entzug der Staatsangehörigkeit bei zwei Pässen oder der Behauptung nicht zu wissen, woher man kommt. Eine Einwanderungspolitik wurde gefordert, ein vereinfachter Zugang des Staates, die Identität von Zuwanderern, Flüchtlingen, Asylsuchenden zu überprüfen. Röntgenaufnahme des Handgelenkes, Handy Kontrolle, Dialekterkennung, sofortige Ablehnung des Asylantrages, bei Verweigerung der Mitarbeit oder bei Falschangaben.
Falls Sie noch Fragen haben, versuche ich diese weiterzuleiten und die Antworten hier zu veröffentlichen.
Was ist der Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation?
Kausalität bedeutet, dass eine Änderung einer Variable eine Änderung einer anderen Variable bewirkt. Das wird Ursache-Wirkungs-Prinzip genannt. Korrelation bedeutet, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen Variablen gibt… der auch reiner Zufall sein kann.
Erfahrungswissen schlängelt elegant zwischen Kausalität und Korrelation und hat geholfen, dass die Menschheit hunderttausende Jahre überleben konnte in einer feindlichen Umgebung. Ich stehe ja auf magischem Denken. Das stimmt manchmal auch mit der Realität überein.
Ich denke, es würden sich mehr gesellschaftskritische Menschen für die Artikel interessieren, wenn man die auch ohne Wörterbuch und Wikipedia lesen könnte.
Die spinnen, die Deutschen: https://archive.ph/iQUXr
Facebook sagt dazu: