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Mein Geschäft mit den Glühbirnen lief prächtig, alles war bestens organisiert. Ich hatte einen festen Abnehmerkreis, keine Zwischenhändler, das Risiko war minimal – der Nachschub klappte. Auf den Straßenverkauf in dunklen Seitenstraßen und an zugigen Ecken, wo man mit klammen Fingern bei eisiger Kälte zwei oder drei Glühbirnen in der Nacht an herumstreunende Zufallskäufer loswerden konnte, hatte ich schon länger verzichtet. Ich steuerte mein Geschäft von zu Hause aus.

Aber dann hatte ich mich dazu hinreißen lassen, zu einer dieser illegalen Glühbirnen-Partys zu gehen – ein Stammkunde hatte mich eingeladen. Und wegen der Kundenpflege hatte ich zugesagt. Die als Party angekündigte Zusammenkunft  war in etwa so spritzig wie ein seit Tagen abgestandenes Glas Sprudelwasser:  man saß um den Wohnzimmertisch  und tauschte im Licht von 100-Watt-Birnen Allgemeinplätze aus. Wegen der mit Pappen und Stoffen abgeschirmten Fensterscheiben erinnerte das so ein wenig an die Verdunkelung während der alliierten Bomberangriffe im II. WK, von denen mir meine Großeltern immer erzählt hatten. Na ja, auf dieser Party traf ich dann Frank Fischer, genannt „Fluppe“. Und der berichtete mir von dem Raucher-Flash-Mob, den er vorbereitete.

Mir war bis dahin überhaupt nicht klar gewesen, dass es eine große Schnittmenge zwischen Glühbirnen-Liebhabern und Rauchern gab. Aber Fluppe erklärte mir, dass alleine in seinem Bekanntenkreis 19 Glühbirnen-Fans gleichzeitig Raucher waren. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, meinen Kundenstamm und meine Produktpalette etwas zu erweitern, also Glühbirnen und Zigaretten im Kombi-Pack zu verkaufen. Fluppe hatte Kontakt zu einem Zigaretten-Vertriebsnetz, bei dem er  Großkunde war. Und ich erklärte mich bereit, bei dem Flash-Mob mitzumachen, um in die Raucherkreise einzusteigen.

Und dann kam, was kommen musste. So ein Raucher-Flash-Mob war eigentlich eine blitzschnelle Angelegenheit. Man traf sich an dem vorher verabredeten Ort zu einer bestimmten Zeit, steckte sich eine Zigarette an, machte zwei Züge und verschwand wieder. An besagtem Tag kam es aber anders. Fluppe war schon längst als militant-illegaler Raucher von seinem GREEN-WATCHER bei den Ordnungskräften gemeldet und von diesen überwacht worden. Und ich hatte kaum den ersten Zug genommen (die Ordnungskräfte warteten immer so lange, bis man sich eine Zigarette angesteckt und einmal gezogen hatte, damit der Straftatbestand auch erfüllt war), da klickten auch schon die Handschellen und ich wurde samt den anderen 11 Beteiligten abgeführt. Bei der Hausdurchsuchung flog natürlich auch mein mit rund 1300 Exemplaren bestücktes Glühlampenlager im Keller auf. Anklage – Verurteilung – Überstellung in die Anstalt mit der Auflage, am Erziehungsprogramm teilzunehmen. Und diese korrekte Unterwäsche zu tragen, die meine Haut in den Wahnsinn trieb.

Da konnte ich mich noch eher an die Anstaltsschuhe aus   recycelten Feuerwehrschläuchen gewöhnen; die waren zwar schwer und klobig, aber immerhin hatte ich nach einem Tag noch keine Brandblasen an den Füßen.

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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3 Kommentare
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Ro.Bien.
Heinz Niski

Ich dachte, der wäre längst schon verboten…

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Ro.Bien.

Es gibt ihn noch! Wie schön!

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