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Mit über 180000 Mitgliedern gehört der Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.  zu den zehn mitgliederstärksten Fußballvereinen der Welt, in Deutschland stehen die Schalker auf Platz 3 hinter Bayern München und dem Ballspielverein Borussia 09 e.V. aus Dortmund, wobei die Blau-Weißen seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga rund 10 000 Mitglieder hinzugewonnen haben, so dass zum Ende des Jahres 2023 die 180000er Marke geknackt werden konnte. Ein Phänomen! Auch nach dem Abstieg finden die  Heimspiele der Mannschaft immer vor 62000 Besuchern im ausverkauftem Stadion  statt. Doch Schalke taumelt dem Abstieg in die 3. Liga entgegen. Vor dem heutigen Spiel gegen den Tabellenführer St. Pauli trennen die Schalker mit nur 26 Punkten lediglich vier Punkte von einem direkten Abstiegsplatz. St. Pauli führt die Tabelle mit 48 Punkten an, hat also 22 Punkte mehr auf dem Konto als Schalke.

Gründe für die miese Lage gibt es viele: natürlich kann man auch den Mangel an Kontinuität in der Vereinsführung nennen. Nach dem Ende der Ära Tönnies als Aufsichtsratsvorsitzender hatte Schalke drei Aufsichtsratsvorsitzende, zwei Vorstände Sport und neun (!!) Cheftrainer  Zudem ist die wirtschaftliche Lage schlecht: Schalke schleppt aktuell 165 Millionen Euro Schulden mit sich herum. Ein Abstieg in die 3. Liga wäre absolut existenzgefährdend.

Aber das sind keine Gründe für den Kernbereich, also die Spielweise der Mannschaft. Schalke spielt nach dem letzten Aufstieg saisonübergreifend einen unattraktiven und ineffektiven Fußball, die Mannschaften liefern teilweise Spiele ab, die die Grenze zur Leistungsverweigerung überschreiten, was vor allem für die laufende Saison gilt. Die Abwehrleistung ist häufig desolat, das Mittelfeld zeichnet sich durch Quer- und Rückpässe aus, der Sturm vergeigt gerne Chancen, wenn sich denn überhaupt mal Möglichkeiten zum Abschluss ergeben. Der Weg aus dem eigenen letzten Drittel des Spielfeldes bis vor das gegnerische Tor (das wegen der vielen Ballverluste selten genug erreicht wird) ist durch quälende Langsamkeit geprägt. Schlafwagenfußball nannte man das früher!

Gerne werden auch taktische Fehler, Mängel im System oder im „Matchplan“ (das blödsinnigste Fußball-Wort überhaupt), Verletzungspech oder Probleme „in der Kabine“ genannt (Verhältnis zum Trainer oder Missstimmungen innerhalb der Mannschaft). Ich finde diese Gründe nicht hinreichend, auch wenn sie durchaus eine Rolle spielen können. Für mich liegt der Grund immer noch in der Mannschaft selbst. Wenn der Trainer des heutigen Gegners sich zitieren lässt mit den Worten „Schalkes Spieler haben eine hohe individuelle Qualität“, dann weiß Fabian Hürzeler, dass das Mumpitz ist – ein höfliches Kompliment. Aber zugleich ein unsinniges und sogar gefährliches Kompliment, weil es über die Qualität der Spieler hinwegtäuscht.

Schalkes Spieler stehen bei Ecken oder Freistößen oft falsch, führen die Zweikämpfe nicht entschlossen, offenbaren unsinnige Laufwege, sind zu langsam, lassen sich billig austricksen, haben keinen Blick für den besser positionierten Mitspieler und sind – rein technisch gesehen – in ihrer Mehrheit Rumpelfußballer: Fehlpässe auf kleinste Distanz, Fehler bei der Annahme des Balles, beim Kopfballspiel und im Dribbling! Was nützt es, wenn ein Stürmer  zu den schnellsten in der Liga gehört, wenn er den Ball nicht am Fuß führen kann, bei Zweikämpfen am Gegner hängenbleibt, sich verzettelt, anstatt abzuspielen und im Abschluss unentschlossen ist?  Was nützt es, wenn ein Spieler, der das Spiel im Mittelfeld als Regisseur lenken soll, orientierungslos und einfallslos agiert und nicht in der Lage ist, die Stürmer einzusetzen, sondern lieber belanglose Quer- und Rückpässe spielt, die auch mal gerne nicht beim eigenen Mitspieler ankommen oder ihn sogar in Bedrängnis bringen? Was nützt es, wenn ein Spieler durchaus weit einwerfen kann, aber grundsätzlich dabei einen Gegner anspielt bzw. anwirft? Einfachste fußballerische Grundanforderungen werden häufig nicht erfüllt. Und dabei lasse ich die mentale Seite, die Einstellungsproblematik, die Bereitschaft, 100 Prozent zu geben, kurz: die Grundtugenden noch unberücksichtigt.

Ich bin kein Fußballromantiker, der dem alten Spruch von den 11 Freunden nachhängt. Ich gehöre nicht zu denen, die meinen, ein Spieler müsse sich mit dem Verein identifizieren und sich für ihn zerreißen. Nein, wir reden hier über Profis – da sind Sentimentalitäten fehl am Platze. Und deshalb, genau deshalb (!!!)  erwarte ich von den Spielern Professionalität wie man sie in allen Berufssparten erwarten kann. Nicht mehr und nicht weniger! Aber viele der Spieler in der Mannschaft sind  – in diesem Sinne – unprofessionell, haben eben keine ausreichende fußballerische Qualität.

Deshalb sollte der Trainer durchaus mal in Erwägung ziehen, den einen oder anderen Spieler aus der der Elgert-Mannschaft oder der U23 ins Aufgebot zu nehmen. Schlechter wird das Spiel dann sicher auch nicht!

Zum Abschluss: Die Wege des Fußballgottes sind bekanntlich unergründlich. Vielleicht gehen die Schalker mit seiner Hilfe heute als Sieger vom Platz, denn Fußballwunder gibt es immer wieder. Aber um den Abstieg zu vermeiden, reicht Gottvertrauen sicherlich nicht!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Fra.Prez.

Huiiii, wer besitzt denn die sportliche Expertise H.N. oder B.M.? Oder gar ein N.N.?

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Heinz Niski

Ich bin nicht einmal sicher, dass der Ball rund ist und ins Eckige muss, also: ich war es nicht.

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Det.Kort.

gut geschrieben gefällt mir hat watt .

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Norbert Melcher

Angeregt durch deinen Artikel zu diesem (meiner Meinung nach) unsäglichen sogenannten Fußball Verein Schlacke 05 (frei nach Carmen Thomas) habe ich gerade bei kuuukel gesehen, die haben ja gewonnen!! Werden die jetzt noch Deutscher Meister?

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