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Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.Albert Camus

Ich habe nicht für 5 Pfennig ein Problem damit, wenn Menschen sich auf den Straßen und Plätzen versammeln, um gegen die AfD zu demonstrieren. Oder gegen irgendeine andere Partei, von der sie meinen, sie verträte falsche Positionen oder sei eine Gefahr. Völlig in Ordnung! Das ist ein Element der Demokratie. Aber absurd ist es für mich, wenn Menschen, wie an diesem Wochenende, eine Kette bilden von Bochum bis nach Herne oder sich in Duisburg versammeln, um sich unter Bezug auf die als „Rechercheergebnisse“ verkaufte Erzählung von „Correctiv“ gegen die „menschenverachtenden Pläne der AfD“ (WAZ) zu wenden. „Correctiv“, mit Geldern aus dem Staatssäckel reichlich gefüttert, hat – auch vor Gericht – mittlerweile einen Rückzieher nach dem anderen gemacht, den Text der „Recherche“ verändert (z.B. den Begriff „Deportation“ entfernt bzw. behauptet, dieser sei nicht verwendet worden), weil etliche Aussagen nur Meinungen oder Interpretationen waren, nicht aber Tatsachenbehauptungen. Im Grunde ist der Correctiv-Text inzwischen pulverisiert worden, ein bekangslosen Stück Haltungs- und Politjournalismus zur Stärkung der „Ampel-Koalition“. Der Text bzw. seine „Verkürzung“,  „Interpretation“ und „Weiterführung“ in den Medien – von der „Tagesschau“ bis in die Redaktionsstuben von Zeitungen, hat ein Eigenleben entwickelt und wird offensichtlich von vielen Menschen noch als „wahr“ angenommen und nicht als „politisch gemachte Erzählung“. Das sagt etwas über unsere Medienlandschaft, aber auch unsere (politischen) Institutionen, über Sozialverbände und Gewerkschaften, die u.a. zu den Kundgebungen am Wochenende aufgerufen haben, und über die Menschen, die auf die Straße gegangen sind und sich haben „verführen“ lassen – im Gefühl, das Richtige zu tun! Das ist absurd! Das ist eine Form der von Eugène Ionesco in seinem Theaterstück gezeigten „Vernashornung“.*

Bleiben wir noch etwas beim Theater, wechseln aber das Genre und gehen vom Theater des Absurden zur Tragödie und zur Farce über. Wenn der Ukraine-Krieg die Tragödie ist, dann ist das vom russischen Geheimdienst abgehörte Telefonat der hochrangigen Bundeswehroffiziere die Farce dazu. Da palavern die Herren in munterem Plauderton über todbringende Waffen, deren Einsatz vielleicht dazu führen würde, dass sich der Krieg ausweitet und Deutschland, das schon längst mittelbar Kriegsteilnehmer ist, auch unmittelbar in kriegerische Handlungen verwickelt wird. Nur einige wenige „Sprüche: „Geht´s um die Brücke oder geht´s um Mun-Depot – ist es reachable mit den current Caps?“ „Da wo ich drauf kommen wollte, ist, dass der C10 vom Taurus nicht ausreicht, um die einfach so zu targetten.“ „Ja, klar, das ist natürlich, dass uns klar sein muss, dass wir den Krieg nicht ändern.“ „Dann bedanke ich mich für die Runde und wünsche jedem frohes Schaffen.“ „Also Ciao Kakau!

Hier wird in einer Mischung aus Deutsch, Anglizismen und falschen Anglizismen (Denglisch, Germlish, Genglish, Engleutsch) nach dem Motto „My Englisch is not the yellow from the egg but it goes“ palavert, als wenn jugendliche Vorstadt-Gernegroße versuchen, sich den Slang von US-amerikanischen Gangster-Rappern bzw. Elemente des Hip-Hop-Jargons anzueignen oder damit verbal zu spielen – man will irgendwie frisch und cool sein, stellt aber dann mitten im Gespräch einfach mal locker fest, dass der Taurus-Einsatz, um den in Deutschland seit Tagen und Wochen gestritten wird, den „Krieg nicht ändern wird“.

Da bekommt dieses Telefonat einen gehörigen Schuss ins Zynisch-Menschenverachtende. Dass das Gespräch abgehört werden konnte, ist eine Blamage. Dass es Putins Lieblingspropagandistin, die Chefin von Russia Today (RT) veröffentlicht hat, ist kaum der Rede wert. Dass es Putin in seinem Wahlkampf nützlich ist, weil es seine Propaganda vom Krieg des Westens zur Vernichtung Russlands unterfüttert, steht außer Zweifel.

Aber: Der eigentliche Skandal besteht dabei nicht allein im Inhalt des Gesprächs, sondern besonders im Tonfall. Und das Gespräch erweckt den Eindruck, als wäre es Teil eines Drehbuchs, das von einem Meister des absurden Theaters verfasst worden ist.

Das sollte aber kein Grund zum Verzweifeln sein, eher ein Grund für die Haltung der gelassenen Widerständigkeit. Mit Ionesco: „Wer sich an das Absurde gewöhnt hat, findet sich in unserer Zeit gut zurecht.“

 

 

 

* https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Nashörner

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ro.Bien.

Mal im Ernst: Wenns da wirklich was Wichtiges zu palavern gab – glaubt ihr tatsächlich, dass wir davon was mitkriegten? Im Leben nicht! Und dass wir uns alle gegenseitig abhören – die Einen besser als die Anderen, ist doch auch kar!
Jedenfalls reicht die Putin-PR hinaus in die Welt geblasen gänzlich dafür, unsere Regierung verdammt blöd ausschauen zu lassen.

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Heinz Niski

Das Wichtige für mich: es verdichtet sich die Vermutung, dass die Ukrainer machen, was sie wollen. Wahrscheinlich haben sie Nordstream gesprengt, Staatsterrorismus gegen die BRD begangen und sehr wahrscheinlich würden sie CDU Kiesewetters Aufruf folgen und Moskauer Ministerien bombardieren. Grund genug, Taurus im Stall zu lassen.
Sie können von mir aus Strazi und Toni schicken.

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Last edited 1 Monat zuvor by Heinz Niski
Ro.Bien.

Erst den Toni.

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Heinz Niski

 bist du nun im Misandrie Club?

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Ro.Bien.

Watisdatdenn? Den toni kann ich besser auf ner Bombe vorstellen – die Strazi auf ner Kanonenkugel.

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Mi.Lied.

Gibt es keine „menschenverachtenden Pläne der AfD“?

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Ro.Bien.

Wem? Der AFD?

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Mi.Lied.

Danke für die Richtigstellung.
Vielleicht nur für Dich noch ein Hinweis wegen der ständig wiederholten Hinweise auf „eidesstattliche Versicherungen“. Es gab zwar sieben, aber gleichlautende, also am Ende nur eine. Das Zahlenspiel ist aber eher uninteressant, Correctiv hat acht vorgelegt, ebenfalls fast gleichlautende, also auch nur eine.
Aber: Die Kernaussagen, die Correctiv wiedergegeben hat, werden offenbar gar nicht angegriffen. Eine fachkundige (und wohl neutrale) Bewertung ist hier zu finden:
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/correctiv-bericht-was-droht-verfahren/?fbclid=IwAR0T6iiB5sYweHej6u7NT7MJUuZSZmKiQofm-MgmWl9MCwWE0aTQL2KXi1Y
Im Ergebnis hat das Gericht wohl nur einen von drei Anträgen stattgegeben. In der Gesamtschau denke ich weiterhin, dass Correctiv von den wesentlichen Inhalten wahrheitsgetreu berichtet hat.
Bitte diesen Hinweis nur dann kommentieren, wenn es kostenlos bleibt, ich habe nicht so viel Kohlecomment image

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