Die wunderbare Welt des Absurden (2)

„Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.“ Albert Camus

Alles fließt – auch Kohle

Alles fließt (panta rhei), wird Heraklit zugesprochen und gilt als Kern seiner Anschauungen. Alles fließt, muss fließen! Auch Kohle! Das ist der Kern der Finanzierung des Parteitags der GRÜNEN. Nicht dass wir uns falsch verstehen: alle Parteien lassen sich gerne von Sponsoren mit Talern beglücken. Da unterscheiden sich die GRÜNEN nicht von den anderen Parteien und die wiederum nicht von den GRÜNEN. Aber die GRÜNEN sind die Partei mit dem hohen moralischen Anspruch und den weitreichenden Rettungszielen für das Klima. Daher ist es schon erstaunlich, um nicht zu sagen absurd, wen sich die GRÜNEN ins Bett geholt haben. Den ADFC könnte man erwarten bei einer Partei, die das Fahrradfahren propagiert und das Auto verdrängen möchte. Aber der VDA (Verband der Automobilindustrie) ist dabei, nicht der ADFC, und das nicht zu knapp:  11700 EURO haben die Autolobbyisten locker gemacht für einen Stand auf dem Parteitag.

Und wenn man schon ökologische Landwirtschaft propagiert, dann ist es doch auch konsequent (oder etwa nicht?), wenn man sich mit 9750 EURO vom Glyphosat-Hersteller Bayer pampern lässt. Von der Landwirtschaft ist es nicht weit zur gesunden Ernährung. Dass die „Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.“ mit 3900 EURO unter den Sponsoren ist, finde ich echt süß, schon alleine deshalb, weil einige Reden so süßlich klingelten, dass Diabetiker Ohrenschützer tragen mussten. Dass die Zuckerhersteller auch die Kleidung von Ricarda Lang und Omid Nouripour sponsern, ist allerdings ein übles Gerücht!

Dass die Lufthansa 10000 EURO in den GRÜNEN Klingelbeutel tut, ist doch selbstverständlich bei einer Partei, die die „kleinen Leute“ aufruft, aus Gründen des Klimaschutzes nicht so häufig ein Flugzeug zu besteigen, deren Funktionäre und Lautsprecher aber gerne Vielflieger sind. Und dann soll es doch, bitte!, auch eine Qualitätsairline sein und kein Billigflieger!

Und eine Billigpartei vom politischen Straßenstrich sind die GRÜNEN schon lange nicht mehr. Da ist es dann doch gut, wenn insgesamt über 321000 EURO Sponsorengelder auflaufen. Da müssen die GRÜNEN die Parteitagsdekoration und  die Stellwände nicht mehr aus Maismehl selber herstellen und nach dem Parteitag aufessen. Womit wir beim zweiten Thema wären! ***a)

Lecker essen – auf die Schnelle!

Der Aufreger des Parteitags in Karlsruhe war das Thema Essen. Nicht eigentlich als Debatten-Thema, sondern ganz praktisch hinsichtlich der Nahrungsaufnahme. Wie nämlich die BILD und andere Quellen berichten, hat es am Freitagabend eine Lieferung von etwa 500 Kartons mit Pizza gegeben, was die BILD zur hämischen Frage veranlasst, ob die Delegierten vom Sellerie-Schnitzel mit veganem Speck denn wohl nicht satt geworden sind.

Nun muss man die BILD nicht als seriöse Debattenteilnehmerin ernst nehmen, aber GRÜNE Jünger sind ob der Häme der Bild schon mal empört. So antwortet ein schwer Betroffener mit Namen „Rinjswand“ auf die Frage, ob die Grünen kein Sellerieschnitzel mögen:

„Warum stellst du eine Suggestivfrage und trollst damit herum ?

Wenn ich schon Bildzeitung als Quelle lese….

Und wo steht in dem Bericht das kein Sellerieschnitzel gegessen wurde ?

Abgesehen davon steht da das 500 Schachteln abgegeben wurden, nicht 500 Pizzas.

Und selbst wenn das nur Pizzas waren… für einen Parteitag ist das nicht sonderlich viel.

Also wiedermal nichts als hetzen, spalten und Halbwahrheiten verbreiten und das auch noch auf billigstem Kindergartenniveau.

6, setzen.“ (Quelle: https://www.gutefrage.net/frage/warum-essen-die-gruenen-kein-sellerieschnitzel/) (Hinweis: Rechtschreib- und sonstige Fehler im Original)

Ist das nicht herrlich und zugleich eine wunderbare Bestätigung der oben zitierten Aussage von Albert Camus? Die Absurdität eines Wortgefechts über Pizzakartons und nicht eine einzige Zeile zu vier Tagen Parteitagsauseinandersetzungen?

Aber ehrlich: Interessieren tut es mich auch, ob die GRÜNEN vom Sellerieschnitzel nicht satt geworden sind. Vielleicht lässt sich das klären – in diesem oder einem anderen Leben!

*** a)die vollständige Liste der Sponsoren und die Quelle der Angaben: Weltwoche.daily