5
(1)

Mit dem Begriff „Dichter“ waren lange Verfasser von Lyrik gemeint, Autoren also, die Gedichte schrieben. Das hat, vom Begriff her, durchaus etwas für sich, denn ein Gedicht zeichnet sich sprachlich dadurch aus, dass es „dicht“ gemacht worden ist, was meint, dass ein intensiver Gedanke oder die Schilderung eines Erlebnisses oder Vorgangs, eines Gefühls, einer Landschaft oder einer Stimmung mit möglichst wenig Sprachmaterial auskommt, wogegen das Gefühl, die Landschaft, die Stimmung usw. in einem Roman vor dem Leser oder der Leserin sprachlich weit ausgeführt wird oder ausgebreitet werden kann.

Heute wird man sich mit dieser Sichtweise nicht begnügen – der Begriff wird jenseits von Gattungsbestimmungen – eher mit der Bezeichnung „Schöpfer von sprachlichen Kunstwerken“ verbunden, wobei man nun wiederum vor dem Problem steht zu entscheiden, wann ein sprachliches Werk denn die Grenze zum Kunstwerk überschreitet und als solches gelten kann. Neben den Begriff des Dichters sind andere getreten: Autor, Schriftsteller, Lyriker, Dramatiker. Und: es gibt selbstverständlich auch Autorinnen, Schriftstellerinnen, Lyrikerinnen! Und hat es schon immer gegeben! In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts tauchte der alle Kunst- und Kultursparten umfassende Begriff „Kulturschaffender“ auf, der im Nationalsozialismus als Bezeichnung verwendet wurde und ebenso in der DDR und auch heute gelegentlich wieder auftaucht.

Zum Abschluss der Einleitung zwei Zitate von Dichtern(?), Autoren(?), Schriftstellern(?):

„Wenn meine Dichtung auf irgendetwas abzielt, dann darauf, die Menschen aus den Zwängen zu befreien, innerhalb derer sie sehen und fühlen.“ —  Jim Morrison (Sänger The Doors)

„Dichtung ist Verdichtung, eine Essenz. Literatur ist dagegen Auflösung, ein Genußmittel, das das unbewußte Leben erleichtert, ein Narkotikum. […] Dichtung ist das gerade Gegenteil. Dichtung erweckt.“ —  Franz Kafka

Einen schönen Sonntag und eine schöne Woche!

Dichter und Dichtungen

Ein Dichter hat das Dichten nicht studiert

Und auch keine Lehrzeit absolviert

Und auch ist hier in unserem Land

Kein Dichter-Praktikum bekannt

Fürs Dichter-Sein gibt´s kein Diplom

Und auch keinen Mindestlohn

Der Dichter bringt Wörter aufs Papier

Bekommt vielleicht ´nen Preis dafür

Doch ob er genug zum Leben hat

Steht auf einem anderen Blatt

Ihr kennt das Bild „Der arme Poet“

Den ihr beim Dichten im Bette seht

Ach – und wenn ´mal tropft euer Wasserhahn

Dann bringt einfach ne neue Dichtung an!

 

 

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments