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Podcast „Welche Zukunft hat das Ruhrgebiet und wie steht es um Gelsenkirchen“

Am Ende dieses Podcasts formulierte Denise Klein den Wunsch, Banden zu bilden, mehr bürgerschaftlichen Zusammenschluss, um Gemeinwohlprojekte im Bereich Wohnen & Arbeiten umzusetzen und sich von staatlicher und städtischer Subventionierung zu emanzipieren.

Das klingt nicht nach dem Cochise Anarcho Bildet-Banden Hit, sondern mehr nach Subsidiaritätsprinzip, nach Graswurzel, nach Demokratie von Unten, nach Misstrauen in staatliche Förderprogramme und wurde überraschend von allen Teilnehmern goutiert.

Ungewollt (?) ist dieses „Bildet Banden“ ein Synonym für den Elefanten, der im Raum stand, aber nicht benannt wurde: dass viele Probleme mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher Staats- Demokratie- und Gesellschaftsmodellen zu tun hat, dass auf der einen Seite diejenigen stehen, die sich dem Sozialstaat verpflichtet fühlen, auf der anderen Seite Bürger, deren Solidarität zunächst ihrer Großfamilie, ihrer Religion gilt, die die Segnungen des Sozialstaates gerne in Anspruch nehmen, deren Verpflichtungen aber eher untergeordnet sehen.

Deshalb waren die beschworenen Lösungen, die Stadt vor dem weiteren Untergang zu bewahren, so wenig überzeugend. Mehr Geld für Lehrer, Erzieher, Bildung, greift eben nicht, wenn die Prägung durch Sippe, Clan, Großfamilie, Religion stattfindet, die dem Staat misstrauen, ihn weitestgehend ablehnen, als Feind sehen.

„Bildet Banden“ ist also der fromme Wunsch, dass die Bürgergesellschaft nach über 100 Jahren Gewöhnung daran, dass der Staat in alle Lebensbereiche hinein Fürsorge- und Sorgfaltspflicht übernimmt, nun wieder Lebensrisiken selber bewältigt.

Als freiwilliger Zusammenschluss von Individuen, nicht als Angehörige eines Familiären- oder Ideologischen Großverbandes.

Ich habe Zweifel daran, dass es klappt.

Wenn intellektuelle Arroganz auf frei laufende Emotionalität trifft….

Der Podcast gefällt mir, weil er eine gelungene Mischung aus Stammtisch Anmutung mit qualifizierten Ruhris ist. Stefan Laurin, fundierter Kenner und Bewohner des Ruhrgebiets (Markenzeichen Brille auf der Stirnglatze) und Tom Gawlig, begeisterter Ruhri und Gesundbeter der Region (Markenzeichen überbordende Emotionalität unter Vintage Trachtenhut) kabbelten sich vor Publikum ein wenig. Für die einen das Salz in der Suppe einer kontroversen Runde, für andere eine vermeidbare Entblößung der dunklen Seiten der Persönlichkeitsstrukturen der Protagonisten.

Unfreiwillig stehen Laurin/Gawlig also für zwei Pole der Lokalchauvinisten, hier die einen, die verwurzelt bleiben und dennoch den Untergang beschreiben, dort die anderen, die aus Liebe zur Region behaupten, dass Münchhausens Geschichte vom Reiter, der sich an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpf zog, wahr ist.

Fazit für mich:

Eine wohltuende Mischung aus Meinung, Stimmung, Kenntnis, Emotion, die sich erholsam absetzt von den gestelzt-gestanzten Worthülsen der lokalen Parteien, Parteivertreter, Rats-TV-Shows.

Beinahe wie im richtigen Leben.

Weiter so.

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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Ali-Emilia Podstawa

Ja, interessantes Format. Kennt nur keiner. Kaum Zugriffe auf YouTube. Wirkt technisch recht unprofessionell gemacht. Woran liegt es?
P. S. „Flaschenöffner“ – der war gut. 🙂

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