Ihr Lieben,
ich bin, nach euren flehentlichen Bitten, wieder einmal aus meiner Heimat Andorra, aus den Pyrenäen, zu euch herabgestiegen, um das Street-Art Rad in der von Oven Straße in Gelsenkirchen, winterlich zu gestalten.
Ich danke allen Nachbarn für die Mitarbeit und auf vielfachen Wunsch fasse ich das „wer, was, wann, wieso, warum“ stichwortartig zusammen, obwohl das nicht zur Berufsbeschreibung von Künstlern gehört.
Warum?
Ein herrenloses Rad verrottete jahrelang angekettet an dem Straßenmast vor sich hin. Weder Polizei (ist ruhender Verkehr, der niemanden stört) noch Ordnungsamt (ist Privateigentum, darf nicht bewegt werden) sahen sich in der Lage, das Schrottrad zu entfernen. Deshalb wurde es als „Objet trouvé“ betrachtet, als „Ready Made“ im Sinne Marcel Duchamps zur Kunst erklärt und als „Mitmach-Schwarmintelligenz-Kunstwerk“ freigegeben.
Seit Wann?
Seit 2015
Was?
Es gab im Laufe der Jahre verschiedenen Phasen der Gestaltung und der Interaktion mit dem Publikum. Zu Beginn vermischten sich Trash und hochwertige Skulpturen, der „Trash“ blieb am Rad, die hochwertigen Skulpturen wurden gestohlen oder durch Vandalismus zerstört. Spitzenreiter bei Diebstählen, Vandalismusschäden, waren und sind nackte Körper.
Heute hat sich als praktikabel eine Mischung aus Überflussgesellschafts-Kitsch und 3D Miniaturen des Weltkulturerbes herauskristallisiert.
Wer?
Hraven Tersgelund und Enrique Abacho hätten ohne die wohlwollende Begleitung und passive oder aktive Mitarbeit der Nachbarn, Anwohner, Passanten und auch der Stadt (!!), dieses sich stetig wandelnde Kunstobjekt niemals über 8 Jahre erhalten und entwickeln können. Zumal die Anreise aus Andorra, vor allem im deutschen Schienennetz, sehr beschwerlich ist.
Wieso?
Warum nicht? Kunst muss vergehen, ansonsten wird sie verkauft. Das Street-Art Rad verbindet verschiedene Stilrichtungen (Literatur, Skulptur, Malerei, Video, Aktions- und Mitmachkunst), Poesie und Politik, ist ein wunderbares Kommunikationsmittel und bewegt, irritiert, verblüfft, verzaubert, verunsichert, erfreut die Menschen.
Beispiele:
Literarisch aufgegriffen hat das Thema Bernd Matzkowski https://magazin-herrkules.de/2016/09/23/broken-window/
Work In Progress mit Nachbarn – https://magazin-herrkules.de/2022/09/04/street-rad-2022-herbst/
Video Dokumentation https://magazin-herrkules.de/2018/11/23/street-art-rad/
Euer Hraven Tersgelund
ja sach ma ist das geil ja ist geil herrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrlisch